Vieldeutiges Schweigen
Theatergruppe der Schlossbergler mit „A Ruah is, Bua“. Foto: Marc Tügel
Theater im Trachtenheim Valley
Die gestrige Premiere des diesjährigen Stückes der Theatergruppe Valley wurde wiederum zu einem großen Erfolg. Regisseur Sepp Flossmann gelang es, aus „Ruah is, Bua“ eine bitterböse und zugleich urkomische Gesellschaftskomödie zu machen.
Das große Familienfest zur Firmung des halbwüchsigen Fritz geht gründlich schief: Eigentlich wollten die Eltern Gretl und Hans ihre Freunde und Verwandte mit einem opulenten Essen (Leberknödelsuppe, Braten, Sahnetorten) und Unmassen von Getränken (Bier, Bowle, Schnaps) beeindrucken, aber der Alkohol lockert die Zungen der Gäste und Gastgeber und animiert alle Protagonisten auf der Bühne, ihre wahre Lebenssituation zu artikulieren:
Spinnefeinde Eltern
Die Eltern des Firmlings (Theresia Benda und Peppi Weindl) sind sich nach langen Ehejahren spinnefeind und kompensieren den Frust einer inhaltslosen Beziehung mit gegenseitigen Beleidigungen und Schlägen. Onkel Willi (Sepp Weindl) trinkt sich seine ungeliebte Frau (Käthi Schindler) so lange schön, bis ihm im Vollrausch alles egal ist, die Familienfreunde Gerda (Gabi Neuner) und Manfred (Wolfgang Neuner) bemühen sich zunächst, mit norddeutscher Zurückhaltung Charakter zu zeigen, aber mit zunehmendem Schnapsgenuss erliegt Manfred mehr und mehr den erotischen Reizen der männermordenden Cousine Hannelore (Martina Hechenthaler), die sich unter dem Beifall aller (!) Anwesenden zu einem Striptease hinreißen lässt.
Der einzige, der mit dem Titel des Stückes „A Ruah is, Bua“ fast durchgängig zum Schweigen gebracht wird und dennoch am meisten Spaß hat, ist Firmling Fritz (Bernhard Weindl), der neben mehreren Alpenveilchen, Socken und Hemden gottlob auch noch eine schicke Uhr und ein spannendes Buch („Der Glöckner von Notre-Dame“) zu seinem Jubeltag bekommen hat.
Urkomisches Gesellschaftsporträt
Die Ansammlung von Plattitüden und Bosheiten, amourösen Entgleisungen und schrägen Witzen in der Textfassung dieser Komödie von Fitzgerald Kusz (bayerische Bearbeitung von Martin Sperr) machen die Versuchung groß, den Stoff als publikumswirksames Kalauer-Sammelsurium zu präsentieren.
Sepp Floßmann (Regie und Bühnenbild) ist es hoch anzurechnen, dass er dieser Versuchung widerstanden und aus den spritzigen Dialogen ein bitterböses und dennoch urkomisches Gesellschaftsporträt gemacht hat. Komödien, die beim Publikum ein großes Gelächter erzeugen und ihm gleichzeitig fast unmerklich den Spiegel vorhalten, gehören, wenn sie so hintersinnig inszeniert sind, immer noch zu den schönsten Leckerbissen der Weltliteratur.