Mit Maske in die Vorbereitung für das Abitur
Noch sind die Klassenräume leer, mit Abstand der Tische beginnt der Schulbetrieb wieder, zumindest für die Abschlussklassen. Foto: pixabay
Schulbeginn für Abiturienten
Am kommenden Montag öffnen die Schulen für die Abschlussjahrgänge. Abiturienten werden jetzt nur in Prüfungsfächern unterrichtet, Klausuren entfallen. Ihre Meinung zum Vorgehen des Ministeriums, das ein reguläres Abitur vorsieht, ist gespalten. Wir haben Schüler und Schulleitung befragt.
„Mein Name ist Michela Manco. Ich bin Schülerin der 12. Klasse am Gymnasium Tegernsee, unter normalen Umständen würde ich also in wenigen Wochen mein Abitur absolvieren. Durch die Maßnahmen der Corona-Pandemie konnten ein Teil des letzten Halbjahres und natürlich vor allem die Prüfungsvorbereitung nicht wie geplant stattfinden.“
Angst vor Virus
Dieser Brief erreichte die Redaktion mit der Bitte, die Alternativforderung für das diesjährige Abitur zu unterstützen. Viele Schüler hätten Angst, jetzt schon in die Schule zu gehen, da sie entweder selber Risikopatienten sind oder sich welche in der Familie befinden. Man zweifle an sicheren Aufenthalt sowohl in der Schule als auch auf dem Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
„Nun haben sich zahlreiche Schülergemeinschaften gebildet, die ein sogenanntes Durchschnittsabitur, wie es schon in mehreren anderen europäischen Staaten eingeführt wurde, als einzig faire Möglichkeit in dieser sonderbaren Situation sehen“, sagt Michela Manco.
Offener Brief an Staatsregierungegierung
Eine Jahrgangsstufensprecherin vertrete die Schule in einer Gemeinschaft von über 50 Jahrgangsstufensprechern aus München und Umland. Gemeinsam habe man einen offenen Brief an den Ministerpräsidenten Herr Dr. Söder sowie an den Kultusminister Herr Prof. Dr. Piazolo gesendet, in dem die Verzögerung der Schulöffnungen und alternative Lösungen für die Abiturprüfungen in Bayern gefordert werden.
„Wie viele Abiturienten das Durchschnittsabitur befürworten beweist nicht nur eine Petition sondern auch eine von uns angelegte Unterschriftensammlung mit bereits mehr als 1800 Unterschriften bayerischer Abiturienten, welche stetig weiter wächst.“
Viele Schüler für Durchschnittsabitur
Benjamin Wittmann ist Oberstufensprecher am Staatlichen Gymnasium Holzkirchen. Drei Schüler dieser Schule beteiligten sich an der Unterschriftensammlung. Er schätzt ein, dass sich ein Großteil aller Schüler für ein Durchschnittsabitur einsetzen, ob aus triftigen oder weniger triftigen Gründen.
Benjamin Wittmann mit seiner Schwester Lea beim Science Slam 2020. Foto: Petra Kurbjuhn
Er könne jeden verstehen, der einen Risikopatienten zuhause habe oder selbst dazu zähle, Bedenken zu haben, meint der Holzkirchner Abiturient. Aber er habe zu wenig Einblick, um jetzt Entscheidungen zu Eriegnissen zu fällen, die in einem Monat stattfinden.
Mit Entscheidung des Ministeriums einverstanden
Er selbst ist mit der Entscheidung des Ministeriums einverstanden. „Wir können uns sehr gut auf das Abitur, das am 20. Mai beginnt, vorbereiten“, sagt Benjamin Wittmann. Das Durchschnittsabi sei zweifellos die einfachste, aber nicht die beste Lösung.
Man müsse allerdings jetzt, nachdem am Montag die Schule wieder beginnt, überprüfen, ob die Fallzahlen der Coronainfizierten ansteigt und dann eventuell neu entscheiden. „Die Ungewissheit ist für alle sehr kompliziert“, sagt er.
Differenzierte Betrachtung
Vom Gymnasium Miesbach haben sich neun Schüler an der Unterschriftenaktion beteiligt. Elisa Pfleger gehört nicht dazu. Die Siegerin des Science Slam am 4. März 2020 sieht die Situation ebenso differenziert wie Benjamin Wittmann.
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Sicher sei ein Durchschnittsabitur für einige Schüler besser als echte Prüfungen, insbesondere dann, wenn sie aus familiären Gründen in den letzten Wochen nicht intensiv lernen konnten. Es komme auch der psychische Druck hinzu.
Elisa Pfleger beim Science Slam 2020. Foto: Petra Kurbjuhn
Sie selbst aber habe Bedenken, dass ein Durchschnittsabitur nicht die internationale Anerkennung finden werde wie ein echtes bayerisches Abitur. „Ich will in Frankreich studieren und da ist ein richtiges bayerisches Abitur eher anerkannt“, sagt sie.
Unsicherheit ist schlimm
Dass Schüler sich zu Wort melden und auf die komplizierte Situation aufmerksam machen, findet sie gut. „Denn die Meinung der Schüler war nicht gefragt.“ Und die Unsicherheit sei schlimm.
„Die Entscheidung ist in München gefallen“, konstatiert Dr. Werner Oberholzner, Schulleiter des Tegernseer Gymnasiums. Er habe volles Verständnis für die Schüler, was deren Bedenken in Sachen Gesundheit anbelangt. Man müsse schauen das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten.
Masken für Schüler und Lehrer
„Wir haben eine Woche nichts anderes getan, als die Schule darauf vorzubereiten, dass wir mit gutem Gewissen die Schüler ab Montag unterrichten können.“ Die erforderlichen Abstände würden gewahrt. Er sei sicher, dass man ein sauberes Abitur hinbekomme. Gerade habe er die Nachricht erhalten, dass an Schüler und Lehrer Masken ausgegeben werden.
„Aber die Schüler tun mir leid, Abifeier, Abifahrt, Zeugnisvergabe, alles fällt weg“, sagt der Schulleiter, „wir werden dafür sorgen, dass ein Stück Normalität herrscht.“