Achim Bogdahn war „Unter den Wolken“
Achim Bogdahn im Kulturzentrum Waitzinger Keller. Foto: Isabella Krobisch
Lesung in Miesbach
32,50 Meter hoch war der niedrigste und 2962 Meter war der höchste Berg, den Achim Bogdahn erklommen hat. „Meine Deutschlandreise auf die höchsten Berge aller 16 Bundesländer“ stellte jetzt Achim Bogdahn im Kulturzentrum Waitzinger Keller vor.
„Achtung, hier kommt die Stimme aus dem Radio und hier kommt das Gesicht dazu“ tönte es aus dem Lautsprecher und der bekannte Radiomoderator von Bayern 2 betrat die Bühne. Er nahm das Miesbacher Publikum sofort für sich ein, als er berichtete, dass er hier seinen Autohändler habe und dass ihm Marcus H. Rosenmüller in dem Film „Trautmann“ eine klitzekleine Rolle verschafft habe.
Ausgangspunkt für sein Projekt, die höchsten Berge aller 16 Bundesländer zu besteigen, sei der Brocken-Benno gewesen. Benno Schmidt aus Wernigerode habe mit 84 Jahren seine achttausendste Besteigung des Brockens gehabt. Das habe ihn so fasziniert, dass er Kontakt aufnahm und mit ihm gemeinsam dessen 8619. Brockenbesteigung erlebt, da war der Brocken-Benno 86 Jahre alt und er habe immer nur von hinten seinen grünen Parka gesehen, so flott sei er marschiert. Er sei nach seiner 9000. Begehung mit 90 Jahren gestorben.
Auf den Wallberg mit Felix Magath
Aus dieser Begegnung entstand die Idee, alle 16 Berge mit einem Begleiter zu absolvieren. Achim Bogdahn berichtet lebendig, flott und unterhaltsam von diesen Wanderungen, die er auf Bremens höchsten Berg mit 32,50 Meter mit Politiker Henning Scharf oder auf den Wallberg mit Fußballtrainer Felix Magath absolvierte. Dabei kam seine Begeisterung für den Fußball deutlich zutage, insbesondere aber für seinen Verein München 1860, weshalb er auch Achim Sechzig genannt wird.
Büchertisch. Foto: Isabella Krobisch
Allerdings war es Mehmet Scholl von den Bayern, mit dem er nicht nur eine Radiosendung moderierte, sondern auch auf den Feldberg steigen wollte. Dies scheiterte in Letzter Minute kurz vor dem Gipfel, weil der Fußballstar zu dünn gekleidet war. Aber Achim Bogdahn beschrieb plastisch und witzig die Anreise mit dem Zug, in dem sie mit einer Rentnergruppe gemeinsam reisten und sich ausführliche Beschreibungen einer Fernsehserie anhören mussten.
Auf der Wanderung trafen sie hysterische Bayernfans, die nicht verstehen wollten, dass Mehmet Scholl keine Selfies wollte. „Ich war froh, der Unbekannte zu sein“, sagte der Autor und fügte all die Verletzungen hinzu, die der Fußballer aufzuweisen hat. „Preis für Profikarriere.“
Auf die Zugspitze mit Felix Neureuther
In einer Bilderserie ließ er die Besteigungen mit seinen prominenten Begleitungen ablaufen, so Regisseur Edgar Reitz am Erbeskopf, dem höchsten Berg von Rheinland-Pfalz oder Manuel Andrack, dem ehemaligen Redaktionsleiter von Harald Schmidt auf dem saarländischen Wollberg. Mit Schauspieler Devid Striesow war er auf der höchsten Erhebung in Mecklenburg-Vorpommern und mit der evangelischen Theologin Margot Käßmann auf dem Wurmberg, Niedersachsens höchstem Berg mit knapp 1000 Meter Höhe.
Dreimal so hoch ist die Zugspitze, die Achim Bogdahn gemeinsam mit Skirennläufer Felix Neureuther absolvierte, mit der Seilbahn. Aber das letzte Stück bis zum Gipfel, das habe es in sich, meinte der Autor.
Achim Bogdahn in der Pause beim Signieren. Foto: MZ
Er würzte seine Geschichten mit Alltagserlebnissen, die er bei seinen Bahnfahrten oder auch beim Couchsurfing erlebte. Sehr komisch seine erste Übernachtung im Harz bei Kati P., vor der er aufgrund ihrer Facebook-Präsentation ein wenig Angst hatte und die sich dann als Polizistin erwies, so viel zu Vorurteilen, meinte er.
Richtig gruselig aber wurde es im Tannenhof in Schleswig-Holstein, wo er schon an „Psycho“ dachte, wo die Pommes vom Fußboden zusammengekehrt wurden und 40 Fliegenklebestreifen hingen.
Auf den Fichtelberg mit Lars Riedel
Einer der Höhepunkte der Lesung war der Auftritt Achim Bogdahns als Sänger. Er hatte sich als Fan der sächsischen Sprache geoutet, in der weder „Tod“ noch „Corona“ bedrohlich klängen und gab dann das Lied der Sachsen „Sing mei Sachse sing“ in erstaunlich lupenreinem Sächsisch zum Besten. Seine Beschreibung der Bahnfahrt nach Oberwiesenthal ist voller Lokalkolorit und Komik.
Mit Olympiasieger und Wahl-Tegernseer Lars Riedel bestieg er Sachsens höchsten Gipfel, den Fichtelberg und traf dort auch Jens Weißflog, den Skispringer.
Der informative, unterhaltsame Abend endete mit einer Zugabe, die auch als Anregung zu verstehen ist, wenn man ewigen Handygesprächen mit der Ehefrau im Zug ausgeliefert ist. Achim Bogdahn gab eine Episode von Harry Rowohlt zum Besten, der in einem solchen Fall von hinten in das Handy sprach: „Komm zurück ins Bett, Schatz, mir ist kalt.“