Welche Kraft die Musik hat

Yulia Merten. Foto: Christoph Hauser

Künstlerproträt

In der Reihe „St. Josef mit Leben füllen“ wird es am 24. März ein Achtsamkeitskonzert mit Domra und Orgel geben. Hier stellen wir die Domraspielerin Yulia Merten vor. Sie kam vor über 20 Jahren aus St. Petersburg nach Bayern und ist eine erfolgreiche Musikerin. Jetzt geht sie neue Wege, denn sie möchte mit der Musik Menschen zu sich selbst bringen.

Schon als Kind habe sie mit der Musik ihre schlechte Laune vertrieben, erzählt Yulia Merten, und bereits damals den Wunsch gehabt, mit Musik die Welt zu verbessern. Aber zunächst war die Musik an sich ihr Lebensziel. Mit vier Jahren begann sie Klavier zu spielen und mit sechs Jahren bekam sie einen Platz auf der Musikschule und lernte Domra, das russische Nationalinstrument, einer Mandoline ähnlich.

„Ich habe mich mit diesem Instrument verschmolzen gefühlt und den Reichtum der Domra entdeckt“, sagt sie. Wer Yulia Merten einmal im Konzert erlebt hat, versteht, wovon sie spricht. Sie wird eins mit ihrem Instrument, egal ob sie Astor Piazzolla, Bach oder Rachmaninow spielt.

Als begabte Schülerin durfte sie bald in Ensembles mitspielen und bereiste schon damals für Konzerte Deutschland. Nach dem musikalischen Gymnasium und dem Konservatorium spielte sie im Nationalorchester und unterrichtete. Sie betont, wie wichtig für ihre Entwicklung ihre Pädagogen waren. „Sie konnten anstecken mit ihrer Leidenschaft“, so war ihr Weg in die Musik für sie klar.

Übersiedelung nach Deutschland

Der Liebe wegen kam sie vor zwölf Jahren nach Deutschland. Der Abschied von Russland sei ihr nicht schwergefallen, denn sie sei ein neugieriger Mensch und erfahre gern Neues. Über München und Fürstenfeldbruck kam die Familie nach Schliersee, wo sie heute mit ihren beiden Kindern Sophia und Lukas allein lebt.


Domra-Klassik mit Kateryna Byelousova und Yulia Merten. Foto: privat

Die letzten Jahre waren schwer. Sie habe sich so gefreut, in die Berge zu ziehen, erzählt die Musikerin, aber dann sei zur Trennung von ihrem Mann noch Corona gekommen und sie habe keinen Anschluss in der neuen Heimat finden können. Einen Lichtblick aber gab es. Über die Geigenlehrerin ihrer Tochter, Cornelia Riepe, erfuhr Hugo Eder von der Kleinkunstbühne Waakirchen von ihr und lud sie im Herbst 2021 zur Kulturnacht ein, wo sie mit der ukrainischen Pianistin Katerina Bylousova „Domra-Klassik“ bot.

Völkerverbindendes Konzert

Wenige Monate später begann der Ukrainekrieg. „Der Krieg hat mich so tief heruntergezogen, dass ich alle Konzerte abgesagt habe“, erklärt die Musikerin. Aber im Frühjahr dieses Jahres gab sie mit ihrer ukrainischen Kollegin ein symbolträchtiges völkerverbindendes Konzert in Valley, zu dem Annemarie Hagn eingeladen hatte.

Achtsamkeitskonzert
Kateryna Byelousova, Yulia Merten und Annemarie Hagn beim Konzert in Valley. Foto: MZ

Fast alle ihre Freunde kommen aus der Ukraine, erzählt die Russin, die jetzt ihr Lebensziel entdeckt hat: „Welche Kraft hat die Musik?“ fragt sie und kombiniert Musik mit Coaching. „Im Transformationscoaching habe ich ein Werkzeug gefunden, mit dem ich die Welt verändern kann“, ist die Musikerin überzeugt. Sie arbeitet dabei mit Erwachsenen, die ein Instrument spielen und das mit Achtsamkeitsübungen verbinden.

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„Wir erleben Höhen und Tiefen und müssen zu unserer eigenen Verbundenheit und Bestimmung finden“, erklärt sie den Prozess. Wenn ein Mensch eine Veränderung in sich einleitet, dann kommt es zu großen Veränderungen in der Welt, weil zufriedene und erfüllte Menschen anders handeln und denken. „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“ Dieser Satz von Mahatma Gandhi sei auch der Leitfaden ihres Lebens.

Achtsamkeitskonzert geplant

In einem Achtsamkeitskonzert in der St. Josef Kirche Holzkirchen am 24. März will sie die Schöpferkraft der Musik vermitteln. „Ich spiele Musik aus der Natur, beispielsweise wie ein Wasserfall klingt, und öffne damit einen Raum, dass die Menschen im Hier und Jetzt sind.“ Das werde eine Premiere in diesem wunderbaren Raum mit der tollen Akustik werden. Ihr Partner ist dabei der Organist Christoph Hauser aus München, mit dem sie sehr gern konzertiert. „Ich liebe die besondere Klangkomposition mit der Orgel“, sagt die Domra-Musikerin. Auch Tangokonzerte spielt sie mit ihm, dann aber am Klavier.

Achtsamkeitskonzert
Christoph Hauser und Yulia Merten. Foto: Heinz Albert Staubitz

Und wenn in der Münchner Oper eine Domra oder eine Mandoline gebraucht wird, dann ist Yulia Merten erste Wahl. „Ich habe auch in St. Petersburg im Orchester des Mariinskitheaters gespielt“, erzählt die vielseitige Musikerin. Am liebsten aber möchte sie über die Musik mit dem Publikum kommunizieren. Entweder in ihrem Transformationscoaching-Programm oder aber auch in Konzerten. Und spielt deshalb gern auf privaten Veranstaltungen. Nach ihren Lieblingskomponisten befragt, sprudelt es aus ihr heraus: „Piazzolla ist ohne Konkurrenz, aber auch Schostakowitsch, Rachmaninow oder Bach.“ Wenn Piazzolla für Emotion und Bewegung stehe, dann stehe Bach für den ruhigen gleichen Rhythmus. „Er verkörpert für mich den Ich-Zustand, das reine Bewusstsein.“

Yulia Merten sieht froh und dankbar in die Zukunft und freut sich auf alles Neue, Begegnungen, Konzerte und spirituelle Entwicklung.

Dieser Bericht erschien in Ausgabe 40 der KulturBegegnungen auf Seite 21.

Yulia Merten und Marcus Anton Rummel geben ein Konzert mit dem Titel „DomRa“ am 24. März um 18 Uhr in der Pfarrkirche St. Sixtus in Schliersee.

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