Agnes Wieser vermittelt farbenfrohe Lebensfreude
Agnes Wieser mit ihren Lieblingsbildern „Elch“ und „Auf in die Freiheit“. Foto: MZ
Ausstellung in Holzkirchen
In der gegenwärtigen Tristesse tun Farben und Gesichter gut. So ist die Ausstellung „Bunt“ von Agnes Wieser im KULTUR im Oberbräu ein Genuss für Augen und Gemüt. Denn hier schaut er in Menschengesichter. Der Besucher kann neben dem Kunstgenuss auch etwas für den Magengenuss tun.
Ich treffe mich mit der jungen Weyarner Künstlerin pünktlich um 11.30 Uhr. Bis 13 Uhr hat das Kulturcafé geöffnet und in dieser Zeit bietet es Adventsmenüs zum Mitnehmen an. Wir aber gehen zunächst mit Maske und Abstand durch die Ausstellung, die durch ihre farbenfrohe Lebensfreude besticht. Früher, so erzählt die 30-Jährige, habe sie eher in dunklen Farben gemalt und sich nicht an die Farbe heranzugehen. „Aber wenn ich etwas Schönes sehe, dann möchte ich es auch über die Farbe ausdrücken“, meint sie.
Dies ist ihr generelles Anliegen. Sie wolle mit ihrer Kunst den Mensche nbegeistern und ihnen etwas geben, was sie im Alltag nicht bekommen. Genau das ist es, was ihre Bilder jetzt bewirken. Sie bringen Farbe und Freude in den Alltag der Menschen, der gerade nicht sehr glanzvoll ist.
„Vogelfrau“ und „Froschfrau“. Foto: MZ
Agnes Wieser malt gegenständlich und zumeist Menschen. „Ich liebe es, in Gesichter zu schauen und das Schöne zu sehen“, sagt sie. Sie könne in jedem Gesicht etwas Schönes erblicken, sobald sie es interessant finde. Sie wolle Bilder malen, die ihr selbst guttun. Das spürt der Betrachter und kann selbst bei sich dieses Gefühl des Guttuns erahnen.
Farbenfrohe Lebensfreude auch bei Hibatzld
Die Künstlerin, die seit ihrer Jugend malt, besuchte die FOS für Gestaltung in München und absolvierte mehrere Kurse an der AdbK in Kolbermoor, zuletzt bei Markus Lüppertz. Sie hatte schon mehrere Ausstellungen, sowohl in der Region als auch überregional und international. Sie nahm unter anderem an der Ausstellung „Hibatzld“ teil und ist im Katalog für die Offenen Ateliertage vertreten.
Lesetipp: „Hibatzld“ – eben nicht
„Mick Jagger“ und „Keith Richards“. Foto: MZ
Über den Schaffensprozess erzählt sie mir, während wir ganz nach hinten gehen, wo die Bildnisse der Promis hängen. Oft sei sie verzweifelt und es strenge sie sehr an, zu malen, sie brauche dazu eine bestimmte Stimmung. Dann aber, wenn ein Bild fertig sei löse es sich von ihr und sie staune. Das sei dann ein eigenständiges Bild, das zu ihr spreche und sie wisse nicht mehr, wie sie es gemacht habe.
Wir stehen vor den Stones. Mick Jagger und Keith Richards schauen mich an. Flammendroter Hintergrund, die Rocker in grünblauen Tönen davor. Agnes Wieser erzählt, dass sie gern Bilder von Menschen male, deren Gesicht oder Charakter sie spannend finde. Und sie wolle nicht abbilden, sondern in ihre Malerei das hineinlegen, was sie dahinter sehe.
„Tilda“, Acryl und Edding. Foto: MZ
Wir besuchen James Dean, David Bowie und halten uns länger bei Tilda Swinton auf. Vor dem weißen Hintergrund wirkt das in Blautönen gehaltene Porträt kühl und androgyn. Beim genauen Hinschauen entdeckt man hineingekritzelte Zeichen. „Ich hatte das Gefühl, es ist langweilig“, erklärt die Künstlerin. Sie habe es nicht so brav lassen können und deshalb mit dem Edding Bart und andere Zeichen hinzugefügt.
„Mona“, Acryl und Edding. Foto: MZ
Über das gespachtelte Audrey Hepburn Bild gelangen wir zu einer ebenfalls mit dem Edding ergänzten Acrylbild von Mona Lisa. Sie habe sich mit den Mythen hinter der Person befasst und einiges davon in ihrem Bild umgesetzt, erzählt Agnes Wieser. Sowohl die Mär von der Außerirdischen als auch ihr vermuteter asiatischer Ursprung sind künstlerisch dargestellt.
Adam 1 und 2, Bikini 1. Foto: MZ
Von Leonarda da Vinci hin zu Michelangelo: Der berühmte Adam aus dem Deckengemälde der Sixtinischen Kapelle in Rom habe es ihr in seiner Pose angetan, sagt die Weyarnerin und stellte zu zwei ihrer Interpretationen als Pendant ein Mädchen im Bikini dazu. Wobei wir bei einem weiteren Sujet ihrer Arbeit angelangt sind: Pin-up Girls. Ob das Mädchen auf dem Autodach am Palmenstrand oder Einzelporträts von jungen Frauen, hier schaut die Lebensfreude aus allen Poren.
Butterbean“. Foto: MZ
Als ich Agnes Wieser nach ihren Lieblingsbildern frage, deutet sie auf zwei am Eingang hängende Bilder ganz in Pink. Hier lebt sie das Kindliche aus, die Freude an den Figuren, an Farben. „Ich will die Menschen nicht bedrücken, sondern Freude machen und mich dabei auf das Gute fokussieren“; sagt sie. Das gelingt mit dieser Ausstellung, die wie kaum eine andere in die Zeit passt, hervorragend. Dringend also empfohlen zur Aufheiterung des Gemütes und der Seele.
Adventsmenü für den leiblichen Genuss
Und wer seinem Magen etwas Gutes tun will, dem sei das Adventsmenü des neuen Kochs im Kulturcafé empfohlen. Ich habe mir ein köstliches Linsencurry mitgenommen, sehr praktisch ins Glas abgefüllt, kann es daheim im Topf erwärmt werden.