Verzerrte Wirklichkeit
Karikaturen 2016. Foto: Isabella Krobisch
Ausstellung in Miesbach
Als Auftaktveranstaltung zu 45 Jahre Amnesty International Miesbach/Landkreis Miesbach eröffnete Fritz Weigl, Sprecher der Gruppe, eine Karikaturenausstellung in der Stadtbücherei Miesbach, die noch bis zum 4. Februar zu sehen ist, donnerstags gibt es ab 9 Uhr eine Führung.
Immer wieder lädt ai zu kulturellen Veranstaltungen ein. „Wir wollen die Menschen auf unsere Themen hinweisen“, sagt Fritz Weigl. Über die Kultur könne man auch Menschen erreichen, die sonst politischen Themen eher fern gegenüber stehen.
Jetzt initiierte der engagierte Miesbacher die dritte Karikaturenausstellung, kein Wunder, sammelt er doch seit Jahren aus den verschiedenen Printmedien, wie Merkur, SZ, Stern, DIE ZEIT oder Publik forum satirische Zeichnungen. Das Hauptthema von ai, nämlich Menschenrechte, ließe sich mit der Karikatur sehr gut transportieren, erklärt Weigl.
Menschenrechtliche Relevanz haben die Themen Flucht, Rechtsextremismus, Todesstrafe, Terror, willkürliche Inhaftierungen, Krieg, Unterdrückung von Frauen und anderes. In den vergangenen zehn Jahren sammelt Weigl die Karikaturen und schrieb zu ihnen auch passende Vierzeiler.
Karikaturen 2014. Foto: Isabella Krobisch
So zum Beispiel zu diesem Bild aus dem Jahr 2014:
Wie kommt denn der Geheimdienstmann
jetzt an seine Infos ran?
Das Waterboarding ist verboten.
Doch es gibt feinere Methoden.
Karikaturen 2006. Foto: Isabella Krobisch
Für die Zeitlinie von 2006 bis 2016 ist jedem Jahr eine Wand reserviert. Schon 2006 herrschte das Thema „Terror“ vor, aber auch die Beschränktheit des Spießbürgers. Im Jahr 2016 geht es um Pegida und um die Aneignung des Volksbegriffs, wie Weigl erklärt, sowie um die umstrittene Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Zur Vernissage las ai-Mitglied Bernard Brown die bewegende Geschichte von Erich Kästner aus dem Jahr 1948 aus Tirol wo ein Film über die Nazizeit gedreht wurde und Dorfbewohner in SS-Uniformen gesteckt wurden. „Es sind dieselben“ heißt es am Ende des Textes.
Heiterer ging es musikalisch her, denn Anschi Hacklinger brachte mit Marion Dimbath und Stefan Noelle, der Band Hacklinger, „feine Wohnzimmermusik“ mit. „Eine tolle Band“ lobt Fritz Weigl.
Und macht sich Gedanken, wie das Jahr 2017 aussehen wird:
Das Jahr ist neu, was gibt es her?
Wird’s weitergehen wie bisher?
Doch die Hoffnung aufs Leben ist ungebrochen:
Aus Trümmern ist schon oft ein Baby gekrochen.