Premiere: Europa tanzt
Akademie für Alte Musik Berlin (Akamus). Foto: Uwe Arens
Konzert in Gmund
Einen abwechslungsreichen und überraschenden Abend erlebt das Publikum am 6. Juli beim Internationalen Musikfest am Tegernsee, wenn in der Tenne von Gut Kaltenbrunn die Akademie für Alte Musik Berlin unter dem Titel „Europa tanzt“ musiziert.
Alles verrät Georg Kallweit noch nicht. Der Konzertmeister des Barockorchesters aber macht neugierig: „Es wird eine profunde Lektion zum Thema Tanz sein.“ Eine ungewöhnliche Mixtur aus Musik und dem gesprochenen Wort sowie eine Überraschung erwarten die Gäste. Und der Musiker fügt noch an: „Ich freue mich auf den Saal und es wird für uns eine Freude und hoffentlich für das Publikum auch.“
Seit 1989 ist Georg Kallweit bei der Akademie für Alte Musik Akamus dabei und hat vor etwa 25 Jahren die Leitung übernommen. Das Ensemble hat etwa 30 Mitglieder und kann als kleines Sinfonieorchester oder als Kammerorchester bezeichnet werden.
Markenzeichen von Akamus ist Barockmusik
An den Tegernsee werde man mit etwa der Hälfte der Besetzung reisen. „Die Streicher sind normal besetzt, aber bei den Bläsern gibt es eine einfache Besetzung.“ Schon einmal habe Akamus, damals noch in Kreuth musiziert. Und so ein Musikfest sei ein Vergnügen, „denn da sitzen Enthusiasten beieinander“, sagt der Geiger.
Das Markenzeichen von Akamus ist die Barockmusik, aber, man mache auch Ausflüge in die Klassik und Romantik, erzählt Georg Kallweit. Insbesondere durch die Zusammenarbeit mit dem RIAS-Kammerchor habe es sich bewährt, Klassik auf ihren historischen Instrumenten zu spielen und mit dem anderen Klang zu experimentieren.
Und Akamus spielt auch Barockopern und ist damit mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks unter anderem im Münchner Prinzregententheater zu Gast.
Tanz durchzieht den Barock
Bei „Europa tanzt“ indes kehre man zu den Wurzeln zurück und spiele reine Barockmusik. „Der Tanz durchzieht den Barock“, erklärt er, „bis Bach wurde getanzt und er hat selbst noch das Tanzen gelernt, aber später mehr Orchestersuiten komponiert.“
So stammen die sechs Stücke, die Akamus in Kaltenbrunn spielen wird, aus der Hofmusik, denn ob in Versailles oder Wien – an den Höfen Europas drehte der Adel sich munter zu Menuetten und lebhaften Gaillarden.
Aber es sei ebenso zu Ouvertüren, Suiten und Arien getanzt worden, erklärt Georg Kallweit. Aus all diesen Musikrichtungen setzt sich das Programm zusammen.
Europäische Komponisten
Die Komponisten repräsentieren Europa: Henry Purcell aus England, Jean Baptist Lully aus Frankreich, Philipp Telemann aus Deutschland und Antonio Vivaldi sind bekannte Barockmusiker. Der Österreicher Johann Heinrich Schmelzer indes ist weniger bekannt. „Er ist ein grandioser Komponist“, erklärt Georg Kallweit und ebenso der Franzose Jean Féry Rebel. Er habe wenig komponiert aber das Stück Les Caractères de la Danse sei sehr berühmt geworden.
Elke Kottmair. Foto: Christin Schoen
Ergänzt wird das musikalische Panorama um Auszüge aus Tanztraktaten des 17. und 18. Jahrhunderts. Sie geben beredtes Zeugnis von der Kunst, sich anmutig zu bewegen und jeden faux pas in Gesellschaft zu vermeiden.
Elke Kottmair ist Sopranistin und Musikwissenschaftlerin. Sie hat sich den Regelbüchern des Tanzes dieser Zeit gewidmet und wird die Tänze beschreiben und erklären, was sich hinter den Tänzen verbirgt. „Es ist eine gestelzte Sprache“, sagt Georg Kallweit, „und das hat uns sehr gereizt“. So erfahre das Publikum, wie das Tanzen im 18. Jahrhundert auch für das Bürgertum zu einer Sittenschule im Umgang mit dem „beym Dantz gegenwärtigen Frauenzimmer“ wurde.
Diese Kombination von Musik und Texten plus Überraschung sei eine Premiere, die Akamus in Gmund dem Publikum vorstelle.
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