Helle und stockdunkle Dog
Alex Aziz. Foto: privat
CD-Tipp der Redaktion
„Wenn du glücklich sein willst, sei glücklich, es ist deine Entscheidung“, meint Alex Aziz Tchelebi. Schicksalsschläge pflastern den Lebensweg des Musikers und Musikpädagogen. Aber er lässt sich nicht unterkriegen. Und darüber singt er. Seine neue CD trägt nicht von ungefähr den wunderschönen Titel „Glücksentschieden“.
Ein Riesenherz hat Alex Aziz Tchelebi. Und viel Liebe in die Welt zu geben. Das Transportmittel für dieses Bedürfnis, für dieses starke „Gfui“, ist die Musik. Als Kind versuchte er sich einzuordnen in die Welt als Sohn einer bayerischen Mutter und eines syrischen Vaters. Neben der Suche nach einer kulturellen Identität sind es schwere Krankheiten, mit denen er zeitlebens kämpfen soll. Die Musik hilft ihm, Krisen und Krankheiten zu überwinden. Dass er als Kind nicht die Sprache des Vaters lernt, fühlt sich lange wie eine Leerstelle an. Später beginnt er die arabische Musik als Sprache zu verstehen, als er die 5-saitige Oud erlernt. Und noch später wird er schließlich auf Bairisch singen.
Alex Aziz‘ neue Solo-CD „Glücksentschieden“. Verlag Alexongs
Es ist die Großmutter mütterlicherseits, die den Enkel frühzeitig musikalisch prägt: „Wer die Gitarre spielt, gibt den Ton an“, lernt er von ihr, sie dirigiert den großen Verwandtschaftschor. Der junge „Bayraber“, wie Alex Aziz Tchelebi sich schließlich selbst nennt, lernt Gitarre, schreibt Stücke und spielt bereits als 14-Jähriger in einer Band. Später kommen elf weitere Instrumente hinzu, vom Kontrabass bis zum Alphorn.
Heute ist er im Landkreis Miesbach und den Nachbarlandkreisen unterwegs und zaubert vielen Menschen Lächeln in ihre Gesichter, wenn sie in seinen Kursen die Trommel schlagen lernen oder die Saiten der Ukulele klingen lassen. Und immer wieder ist er als Musiker mit seinen eigenen Songs unterwegs, mit seiner früheren Band „Strawanza“ und mittlerweile Solo. Die CD „Glücksentschieden“ wird er am 2. Juni in der WeyHalla vorstellen. Man darf sich einstellen auf launige, augenzwinkernde und ebenso tiefgründige Lieder und ein musikalisch weites Repertoire.
Alex Aziz Tchelebi gibt Trommelkurse. Foto: Marina Oliv
Seine Texte handeln von der Suche nach der Liebe, vom Finden und wieder Verlieren, von Hinfallen und Wiederaufstehen. Sie heißen etwa „I suach di scho lang“ und „Riesenherz“. Gleich das erste Lied „Helle und stockdunke Dog“ ist gleichsam Spiegel seiner Lebensphilosophie. Das Leben besteht aus hellen und stockdunklen Tagen, weiß er nur allzu gut, und fügt hinzu: „Ich bin so froh, dass ich das Leben genauso mag.“ Das Unglück gibt’s nur mit Glück und das Glück nur mit Unglück, das hat ihn sein Leben gelehrt: „Der Schatten schenkt der Sonne einen hellen Schein, dunkle Tage sind wichtig zum echt glücklich sein.“ Drum nimmt er auch das beliebte Hadern mit dem Schicksal auf die Schippe: „Hätte, Hätte, Hätte“, so ein weiterer Songtitel, helfe nichts: „Da platzt der Luftballon der Illusion.“
Lesetipp: Lasst die Trommeln sprechen – Alex Aziz Tchelebi in der 36. KulturBegegnung
Manchmal gerät er in eine Zwickmühle und sitzt „Mim Gfui zwischen de Stui“ oder übt deftig Kritik an der Gesellschaft mit dem „Arschputzerblues“ samt schönen, schrägen Gitarrenriffs und der Bluesharp. Gleich darauf geht’s mit fröhlichem Klingeling weiter: „Hab dich lieb“ – er kann eben doch nicht lang granteln. „Mei Liab, des is koa Fessel“ heißt es in dem wunderschönen Duett „Lass uns Raum“, gemeinsam mit Lia Matner. Rockballadig, balkanesk, reggaemäßig und bluesig-swingig geht es immer wieder um die Liebe und darum, mit wenig glücklich zu sein .
Da singt einer, der sich nicht unterkriegen lässt von den Widrigkeiten des Lebens. „Die Musi ist mein Zaubertrank“ verrät der Vollblutmusiker dann auch in „Genialer Dog“. Musik ist Lachen, ist Trost, ist Inspiration. Und wenn man das in seinem Herzen weiß, dann kriegt man das Leben hin, egal, wie arg es einem mitspielen mag. Wie Alex Aziz Tschelebi, als „Stehaufmanschgerl“. Sein Motto: „Am liabsten bin i glücklich ganz ohne Grund“ zeugt von der Fähigkeit, das Leben von der positiven Seite zu betrachten. Auch wenn es fürwahr nicht immer Grund dazu gibt. Aber gerade, weil er so viele Schicksalsschläge erlebt hat, sei er jetzt glücklich, denn: „Um das Glück zu wertschätzen, muss man auch das Unglück kennen.“