Ali Mahlodji

Moral ist eine Entscheidung

Ali Mahlodji beim Schlussapplaus. Foto: MZ

Vortrag in Weitra/NÖ

Seinen Eröffnungsvortrag der 40. Internationalen Sommergespräche der Waldviertler Akademie auf Schloss Weitra quittierte das Publikum mit Standing Ovations. Zu Recht, Ali Mahlodji hatte einen Koffer voll an Motivation, Inspiration und Geschichten für eine bessere Zukunft präsentiert.

„Alles eine Frage der Moral?“, so ist der Titel der diesjährigen Veranstaltungsreihe der Waldviertler Akademie zu ihrem 40. Geburtstag. Die Kultur- und Bildungsinitiative, von der Politik als Leuchtturm gelobt, lädt zum gesellschaftlichen Diskurs zu brennenden Fragen der Gegenwart ein und könnte als Modell für die Regionalentwicklung auf dem Land sein.

Seit Jahren berichtet KulturVision über den jeweiligen Eröffnungsvortrag, immer von hochkarätigen Rednern besetzt. War es im vergangenen Jahr der Molekularbiologe Martin Moder, der als Mitglied der Science Buster berühmt wurde, hatten die Veranstalter in diesem Jahr mit Ali Mahlodji einen Vortragenden eingeladen, der mit seinem lebendigen, mit vielen Bildern, Geschichten und Einladungen zum Mittun gespicktem Vortrag von Anfang an das Publikum begeisterte.

Lesetipp: Es gibt Hoffnung, sagt Martin Moder

Der mit seinen Eltern als Dreijähriger aus dem Iran Geflüchtete startete mit einem Experiment, das beispielhaft ist. Er zeigte ein Foto und forderte auf, die dazugehörige Geschichte dem Nachbarn zu erzählen. Ergebnis: „Glaube nicht alles, was du denkst, sondern gestalte deine Welt.“ Keiner erriet, dass drei Farbige einen stecken gebliebenen PKW kurz vor Eintreffen eines Zuges von den Bahnschienen geschoben hatten.

Ali Mahlodji
Ali Mahlodji fragt: Was ist die Geschichte zu diesem Bild?. Foto: MZ

Er hatte viele weitere Weisheiten im Gepäck, etwa: „Vertraue in das Leben und frage dich immer, wofür ist das eine Gelegenheit.“ Denn sein Leben war alles andere als leicht und dennoch schaffte er es nach abgebrochener Schule und 40 verschiedenen Jobs als Topmanager in internationalen Firmen tätig zu sein.

Heute aber arbeitet er mit Jugendlichen, denen er über seine Plattform whatchado Hilfestellung bei der Jobsuche bietet. Ihn habe ein Lehrer gefördert und das wolle er auch tun, sagte der Autor, Manager, Sprecher und Story Teller, er wolle Jugendlichen ihre Talente und Potenziale deutlich machen.

Neue Wir-Kultur

„Menschen wollen gesehen werden“, ist seine Botschaft und forderte dazu auf, aus der Box heraus zu treten und das gemeinsame Anliegen aller Menschen, die Liebe, zu finden und zu geben. „Wir müssen uns, um das Spiel des Lebens zu spielen, auf Neues einlassen und nicht in der Echokammer bleiben“, betonte er und verwies auf eine Harvard-Studie, nach der das Geheimnis des Glücks in gelingenden Beziehungen besteht, zu sich selbst und zu anderen Menschen.

In einer Zeit, wo viele Menschen glaubten, alles gehe den Bach hinunter, brauche es eine neue Wir-Kultur. Diese entstehe dann, wenn das Schwingungsnetz im gemeinsamen Takt schwinge.


40. Internationale Sommergespräche der Waldviertler Akademie. Foto: MZ

Wer hat Recht?, fragte Ali Ahlmodji und lud wiederum zum Experiment ein. Zu dem Wort „Rot“ solle jeder seine sofortige Assoziation dem Nachbarn sagen. Liebe, Feuer, Blut, Wärme und vieles andere kam zutage. „Jede Person weiß etwas, was ich nicht weiß“, fasste der Redner zusammen, „Entwicklung geschieht durch Vielfalt“.

Mit berührenden Videos konnte er zeigen, dass Menschen andere Menschen stärken wollen. Schon Kleinkinder sind sofort bereit, einem hilflosen Erwachsenen etwa die Tür zum Schrank zu öffnen, wenn dieser das scheinbar nicht schafft.

Neugier uns Lernlust

Er betonte, dass Neugier und Lernlust das Fundament für eine gute Zukunft sind. Immerhin hätten wir alle unsere Muttersprache und den aufrechten Gang gelernt, dann würden wir auch alles weitere schaffen.

Dazu aber brauche es auch, die Dynamik der Jugend mit der Weisheit des Alters zu verbinden. „Das ist der Schlüssel für die Zusammenarbeit.“ Vertrauen in das Leben und Reflexion darüber, wie sich unser Tun auf das Leben anderer Menschen auswirke, seien Wege, wie wir uns begegnen sollen. Er zitierte den bekannten Leitsatz von Viktor Frankl: „Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes wie.“

Wir sind die Zukunft

Der bekennende Österreicher schloss seinen Vortrag mit dem Aufruf, sich von falschen Moralvorstellungen zu trennen und zu erkennen, dass für eine bessere Zukunft gilt: Wir sind die Zukunft. Diese Entscheidung müsse ein jeder treffen: Welche Erfahrungen habe ich gemacht und welche Geschichten will ich hinterlassen?

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