Gerhard Loew Bühne „Almrausch“

Akademische Neugier und melancholische Gefühle

Michaela Schmöller (Wally), Alois Böhm (Hans) und Ronny Weise (Lisa) . Foto: Petra Kurbjuhn

Theater in Holzkirchen

Krankheiten und Kriege haben sie überwunden, aber dafür klappt es mit der Fortpflanzung nicht mehr so richtig auf diesem fernen Planeten, von dem die zwei Außeridischen auf eine bayerische Alm geschickt werden, um dieser galaktischen Tragödie abzuhelfen.

Die Gerhard Loew Bühne präsentierte gestern im Foolstheater im Kultur im Oberbräu mit der Premiere von „Almrausch“ einen heiteren Schwank. Autor und Regisseur Gerhard Loew nimmt darin die Gier einer Bürgermeisterin, ihren verschuldeten Touristenort wieder zu Berühmtheit und Geld zu verhelfen ebenso aufs Korn wie einen Wissenschaftler, der sich der UFO-Forschung verschrieben hat und den Höhepunkt seiner Karriere erhofft.

Denn in fliegenden Untertassen kommen sie nun wahrlich nicht, die Aliens, darüber können Commander und Lieutenat nur den Kopf schütteln. Jetzt hier auf der Alm aber nennen sie sich Hans und Lisa, haben sich die Erde in ihrer Überbevölkerung und Zersiedelung genau angeschaut und wundern sich, denn auf ihrem Planeten ist fast alles in ordnung. Getarnt als Amphibienforscher aus Wasserburg haben sie den Auftrag, das Begattungsverhalten der Erdlinge zu dokumentieren.

Lisa (Ronny Weise) und Hans (Alois Böhm) passen sich sehr schnell den Gepflogenheiten auf der Alm an, nur an Schnaps ist Hans nicht recht gewöhnt und so fällt es der Almerin nicht schwer, ihn in ihre Kammer zu locken. Michaela Schmöller ist eine köstlich-gscherte Wally, die auf die höfliche Anrede von Hans klar vermittelt: „I bin ka Sie, i bin a du.“

Die Gerhard Loew Bühne  „Almrausch“ Andrea Roßkopf als Bürgermeisterin Elli und Ronny Weise als Lisa.

Andrea Roßkopf als Bürgermeisterin Elli und Ronny Weise als Lisa. Foto: Petra Kurbjuhn

Nachdem Hans den zudringlichen Braxnthaler (Wiggerl Schönberger) handfest vertrieben hat, ist ihm Wally äußerst zugetan und so kann der Abgesandte schnell erste Praxiserfahrungen sammeln. Er sorgt für Heiterkeit im Publikum, als er als Schwuler dem Braxnthaler auf den Leib rückt und ihn damit vertreibt.

Andrea Roßkopf ist eine Bürgermeisterin, die nur im Dienst der Gemeinde unterwegs ist, behauptet sie. Exaltiert und überdreht stöckelt sie auf roten Pumps durch die Almhütte, begeistert von den Vermutungen, dass hier womöglich echte Aliens gelandet sind, denn nächtens gab es sehr merkwürdige Licht- und Toneffekte.

Die Gerhard Loew Bühne  „Almrausch“ - Bernd Schmidt als Professor Sellerie

Bernd Schmidt als Professor Sellerie. Foto: Petra Kurbjuhn

Ihr zur Seite steht der international bekannte Ufologe Professor Sellerie. Bernd Schmidt mit wild vom Kopf abstehenden Haaren versteht es, den in seine Forschung verliebten Wissenschaftler witzig darzustellen. Nicht nur, dass er alle Worte am Ende wiederholt, er sucht auch mit der Lupe und dem Staubpinsel nach Sternenstaub.

Gerhard Loew hat noch einen weiteren Aspekt in seinem Stück angesprochen. Die beiden Aliens Lisa und Hans sind effiziente Funktionierer. Aber schon bald verspürt Lisa nicht nur akademische Neugier, sondern auch melancholische Gefühle. Und Hans spricht beim Wolle wickeln mit Wally von emotionalem Echo und räumt ein, dass er vom Naturereignis in der Kammer berauscht ist. Lachen, so sagt er, sei eine überflüssige Emotion, aber Lisa meint, es sei vielleicht doch bei der künftigen Reproduktion hilfreich. Ronny Weise und Alois Böhm spielen diese Metamorphose überzeugend. So nehmen die beiden von den Erdlingen doch etwas mit nach Hause.

Der Schwank ist schwungvoll inszeniert, Bühnenbild und Kostüme geben die passende Ergänzung zu einem heiteren Theaterabend.

Die nächsten Vorstellungen: Donnerstag, 26.1., um 19.30 Uhr, Samstag, 28.1., Freitag, 3.2., Samstag, 4.2., Freitag, 10.2., Samstag, 18.2., jeweils um 20 Uhr, Sonntag, 29.1. um 18 Uhr. Karten unter 08024/478 505 oder www.kultur-im-oberbraeu.de

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