Alpen Film Festival Line van den Berg

Das 3. „Alpen Film Festival“

Auch der Film über Kletterin Line van den Berg wird beim 3. „Alpen Film Festival“ laufen. Foto: Aleksandra Janiak

Alpen Film Festival

„Mit Ballermann-Bergsteigen haben wir nichts am Hut“, sagt Sandra Freudenberg deutlich. Vor zwei Jahren gründete sie deshalb das „Alpen Film Festival“, welches seinen Fokus auf hochwertige Filme legt, die den Alpinismus als Kulturgut zeigen. Dabei kommen eben auch die Underdogs der Szene zum Zug, die nicht dem Schema höher, schneller, weiter folgen – deshalb aber nicht weniger interessante Geschichten mit wunderschönen Bildern erzählen.

200 Filme hat sich Sandra Freudenberg angesehen und im diesjährigen Programm des „Alpen Film Festivals“ präsentiert sie ihre fünf Favoriten. Mit dabei ist neben vier Dokumentarfilmen auch ein Spielfilm. „Wir sind da nicht auf ein Genre festgelegt, es geht uns nur um die besten Abenteuer- und Bergfilme des Jahres“, erklärt die Alpinistin und Schriftstellerin. Doch diese müssen ein paar Kriterien erfüllen, um auf der monatelangen und sich ständig ausweitenden Festival-Tour durch ganz Deutschland sowie Österreich, Schweiz und Südtirol gezeigt zu werden.

Der Alpinismus im Mittelpunkt

„Das Wichtigste ist, dass es sich um einen gut gemachten Film handelt. Dass man auch beim anschauen erkennen kann, dass es ein Drehbuch gibt, einen Regisseur und eine gute Kameraführung. Das ist in diesem Genre gar nicht so einfach zu finden“, erklärt Sandra Freudenberg. Eine Aneinanderreihung von zwar spektakulären Bildern aber ohne echte Handlung reicht da eben nicht.

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„Wir zeigen keine Filme, in welchen die Sportler sich und ihr Können lediglich zur Schau stellen.“ Es gehe um weitaus mehr, um die Grundsätze des Alpinismus: Zusammenhalt sowie Respekt – vor den Bergen, aber auch vor anderen Bergsportlern und dem was sie tun, „oder eben nicht tun“, sagt die Bergbuchautorin.

Alpine Hütten
Die Alpinistin, Autorin und Festivalleiterin Sandra Freudenberg. Foto: MZ

2019 nahm die UNESCO die Tradition des Alpinismus in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit auf. Es sei wichtig, dies zu erhalten, sagt Sandra Freudenberg, und die beim „Alpen Film Festival“ gezeigten Filme greifen das auch in ihren Geschichten auf. „Eiger – Eine Geschichte des modernen Alpinismus“ von Valentin Rapp stellt sich der Frage, was moderner Alpinismus wirklich bedeutet. Auf den Grund dieser gehen der Bergführer Martin Schidlowski und der Trailrunner Philipp Reiter, die den Spuren der Eiger-Nordwand-Pioniere Toni Kurz und Anderl Hinterstoisser folgen.

Alpen Film Festival Neuzeit
Schauspieler Simon Schwarz spielt im Film „Neuzeit“ mit. Foto: AFF

Alpinismus sei aber nicht nur extremes Klettern, sondern auch Wandern, sagt Sandra Freudenberg. „Da passiert so viel Spannendes, alleine schon die guten Gespräche die man führt“, erklärt sie. Beispielhaft dafür steht der Spielfilm „Neuzeit“ des Österreichers Stefan Langthaler. Dabei verabreden sich Vater und Sohn – gespielt von Simon Schwarz und Nils Hohenhövel – zu einer zweitägigen Wanderung, um einander wieder näher zu kommen. Zwei sehr unterschiedliche Männer, die sich aber in der Natur endlich annähern können.

Vom Miteinander und dem Respekt am Berg

„Alpinismus ist die Seltsamkeit, dass man sich mit Freuden ins Risiko stürzt“, sagt die leidenschaftliche Bergsportlerin lachend. Ein Gefühl, dass auch im Film „Connecting Flights“ von Nicolas Brixle überschwappt. Drei junge Männer radeln durch den Balkan bis Griechenland und fliegen zwischendurch immer mal wieder mit dem Gleitschirm von unbekannten Gipfeln. Dabei stellt nicht nur das instabile Sommerwetter die drei Freunde vor ein scheinbar unüberwindbares Hindernis.

Alpen Film Festival
Das „Alpen Film Festival“ präsentiert hochwertige Dokumentar- und Spielfilme. Foto: MGM

Den Respekt vor den Alpen und der Macht der Natur zeigen die beiden Dokumentarfilme „AIUT Alpin Dolomites“ sowie „Winterwild“. In Letzterem erzählt der mehrfach ausgezeichnete Naturfilmer Jan Haft in faszinierenden Bildern, wie Tiere, Pflanzen und Pilze ihr Verhalten, ihre Ernährung und ihren Stoffwechsel dem Schnee, dem Eis und der Kälte anpassen und diesen so trotzen.

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Damiano Levati und Matteo Vettorei zeigen in ihrem Dokumentarfilm auf, was es bedeutet, in den Bergen Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Dabei lassen sie nicht nur die beiden Spitzenkletterinnen Federica Mingolla und Eline Le Menestrel zu Wort kommen, sondern zeigen vor allem die Arbeit der 17 Mannschaften der Aiut Alpin Dolomites, die Tag und Nacht bereitstehen, um in Not geratene Alpinisten zu retten.

Spitzensportlerinnen beim „Alpen Film Festival“

Besonders freut sich die Festivalleiterin, auch den weiblichen Spitzensportlerinnen eine Bühne bieten zu können. „Die laufen in dieser Männerdomäne nämlich leider oft unter dem Radar der breiten Öffentlichkeit durch.“ Wie etwa die Niederländerin Line van den Berg, die jahrelang sowohl nach der richtigen Seilpartnerin, als auch nach ihrem Platz als Athletin in der Szene gesucht und auf der legendären „Phantom Direct“, in der Südwand der Grandes Jorasses, ihr eigentliches Ziel gefunden hat. Der Film „My Phantom“ zeigt ein filmisches Selbstporträt der 30-Jährigen, „die schwierigere Routen klettert als etwa die Huberbuam“, sagt Sandra Freudenberg.

Das AFF am Irschenberg

Mit dabei beim 3. „Alpen Film Festival“ ist auch wieder der Filmemacher und Autor Tom Dauer aus Schmidham als Kurator. Bei der letzten Station des Filmfestivals im Landkreis Miesbach, am kommenden Sonntag in Irschenberg, wird er den Abend moderieren. „Wir waren dort komplett ausverkauft, haben jetzt aber einen größeren Saal bekommen und können somit weitere Karten anbieten“, freut sich Sandra Freudenberg. In der Kaffeerösterei Dinzler können die Zuschauer den Filmabend zusätzlich mit einem exklusiven Drei-Gänge-Menü verbinden.

Tom Dauer
Filmemacher und Autor Tom Dauer. Foto: AFF

Die Tour macht noch bis Dezember an einigen weiteren Orten Station, unter anderem in Kiel. Wirklich an der Ostsee? „Dort oben gibt es sehr engagierte Bergsteiger und Alpenvereinssektionen und dort haben wir ein großes und begeistertes Outdoorfilm-Publikum“, bestätigt die Festivalleiterin. Es kommt eben auf die gemeinsamen Grundsätze im Alpinismus und nicht auf den Wohnort an.

Weitere Informationen zum „Alpen Film Festival“, den Filmen im Programm und Tickets erhalten Interessierte unter www.alpenfilmfestival.de.

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