Poetic Jazz mit dem Andrea Hermenau Quartet

Eine traumhafte Symbiose aus Jazz und Poesie bot das neu formierte „Andrea Hermenau Quartet“ dem begeisterten Publikum im Holzkirchner Fools Theater.
Ein vokales und instrumentales Feuerwerk über einem Meer von Synkopen!

„Danke, dass Sie gekommen sind. Ich weiß das wirklich zu schätzen – bei dem Wetter heute. Und ich freue mich immer wieder, hier zu spielen.“ So begrüßte Lokalmatadorin Andrea Hermenau – trotz ihrer Jugend bereits eine etablierte Größe in der gehobenen Jazz-Szene – die Gäste. Und es wären sicher noch viel mehr gewesen, hätte nicht der Frühsommer an diesem Freitagabend mit fast 30°C so richtig zugeschlagen.

In Till Martin am Tenorsaxophon, Peter Cudek am Kontrabass und Tim Collins am Schlagzeug und Vibraphon hat die studierte Jazz-Komponistin, -Pianistin und –Sängerin absolute Größen des Genres und kongeniale Partner um sich geschart.

„Wir spielen heute ausschließlich Eigenkompositionen und Eigenbearbeitungen“, so die „Chefin“, die mit wenigen bestimmten Augen- und Kopfbewegungen das Quartett zu einem homogenen Klangkörper zusammenschnürte. So spielt es komplexe und gegenläufige Rhythmen mit einer Leichtigkeit, als ob es nicht anders ginge. „Lagrimas“, „Hermelin“, „Orpheus“, „Tauwetter“, „Hossa“, „Nachtpracht“ – Die Titel klingen schon für sich alleine.

„Time it is“ und „Time between“ heißen zwei Stücke aus der Serie „Zeit und Liebe“ mit all ihrer Ambivalenz und Mehrdeutigkeit, ihren Höhen und Tiefen, ihrer Freude und ihrer Trauer. Und neben einigen eher klassischen Jazz-Instrumentalstücken gibt es noch eine dritte Programmschiene: Andrea Hermenau verjazzte „Svedalinkas“, bosnisches Volksmusikgut. Sie singt in Bosnisch und ihre einzigartige Stimme ist geradezu prädestiniert für die Interpretation dieser melancholischen und sentimentalen Liebeslyrik, „aber leider kriegen sich die zwei fast nie“. Ihr Pianospiel ist virtuos und sensibel, mal zupackend, mal zärtlich, federleicht und bedeutungsschwer.
Ihre Kompositionen zeichnen sich aus durch ein souveränes und verspieltes Navigieren in der komplexen rhythmischen Welt, im „synkopischen Meer“. Die farbigen Harmonien und geschmeidig-groovigen Melodien sind stets angereichert mit dieser Extraportion Poesie – „Poetic Jazz“ eben. Elemente aus Klassik und Pop sind nicht nur nicht zufällig, sondern durchaus beabsichtigt und erwünscht.

Und dann die Band-Kollegen: Fulminante Soli zuhauf, meisterhaftes Beherrschen der Arbeitsgeräte als Solo-, Begleit- und Rhythmusinstrument. Cudek möchte manchmal förmlich in seinen Bass hineinkriechen, um noch inniger mit ihm zu verschmelzen und noch mehr aus ihm herauszuholen. Martin zeigt seine hohe Meisterschaft auch darin, dass er Hermenaus Gesang auf dem Saxophon unnachahmlich einfühlsam begleitet. Collins springt zwischen Schlagzeug und Vibraphon hin und her und brilliert darauf mit einem Solo in federnder Schwerelosigkeit. Ihre individuelle Klasse befähigt sie zu absolut kongruentem Zusammenspiel.

Mit der Zugabe „Gelbe Quitten aus Istanbul“ wird das Publikum für den begeisterten Applaus belohnt. Aber mit dem Kopfnicken, dem Fingerkuppenklopfen und dem Fußspitzenwippen ist es jetzt leider vorbei. Und meine Nachbarin zur Linken kann zum allerletzten Mal sagen: „Super!

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