Andreas Föhr: Schwarzwasser
Autor Andreas Föhr. Foto: Torsten Silz
Krimitipp der Redaktion
Nichts hat er an Spannung und Unterhaltung eingebüßt, der siebte Wallner-Kreuthner Krimi von Andreas Föhr. In „Schwarzwasser“ zeigt der Bestseller-Autor, der aus dem Tegernseer Tal stammt, wieder sein Talent, Charaktere detailreich darzustellen und einen Plot auf zwei Handlungssträngen zu verweben.
Die Geschichte beginnt im Jahre 1996 in Berlin und kehrt auch immer wieder dahin zurück. Denn hier hat das seinen Ursprung, was im Winter 2016 im Landkreis Miesbach zu einem mysteriösen Mord an einem Mann führt, den es eigentlich gar nicht gibt.
Eine Hauptperson ist der arme, aber zunächst integre Rechtsanwalt Dieter Sitting, der sich von dem ganz und gar nicht armen und auch ganz und gar nicht integren Waffenhändler Gregor Nolte einwickeln lässt, bis es ihm zu heiß wird und er sich aus dem Staub macht, während Nolte bei einem Unfall ums Leben kommt.
Stasi, Immobilien, Leiche
Eine fein gezeichnete Figur in diesen Nachwendejahren in Berlin ist Axel Baum, der Detektiv, der seine ausgezeichnete Ausbildung dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR verdankt und gern für delikate Aufträge angeheuert wird. Es geht um einen Immobilienskandal, um Betrug, um familiäre Verwicklungen, die sich dem Leser langsam entwirren.
Sie scheinen die Ursache zu dem zu sein, was Leonhardt Kreuthner 2016 nach einem ausgesprochen feucht-fröhlichen Faschingsball in einem Haus am Tegernsee entdeckt: die Leiche des Hauseigentümers. Eigentlich hatte der Polizist sich den Schlüssel zum Haus besorgt, um mit seiner neuen Flamme nach dem Ball eine romantische Stunde verbringen zu können. Das aber nahm nach dem Leichenfund ein abruptes Ende.
Der herbeigerufene Kommissar Clemens Wallner findet am Tatort nicht nur seinen Polizisten Kreuthner samt halbseidener Dame vor, sondern auch seinen Großvater Manfred, der das Pärchen kutschierte, Kreuthner hat mal wieder keinen Führerschein, sondern auch eine verstörte junge Frau mit der Pistole in der Hand.
Aus dieser Ausgangssituation muss Wallner und sein Team unter dem Druck der Staatsanwaltschaft ermitteln, für die die Sache klar ist, die Täterin ist überführt, Fall abgeschlossen. Aber was sind das für Zeitungsausschnitte im Haus von Klaus Wartberg, dem Opfer, wieso sind seine Papiere gefälscht? Wer ist er wirklich? Warum lebte er einsam am Tegernsee?
Schwarzwasser- Spannung bis zum Schluss
Andreas Föhr versteht es, die Geschichte bis zum Ende spannend aufzubereiten, den Leser in die Irre zu führen und erst am Ende alle losen Fäden des Plots zusammenzuführen. Seine Figuren sind voller Leben, insbesondere natürlich das Ermittlerpaar Kreuthner-Wallner. Sympathieträger Wallner friert noch immer in seiner Daunenjacke und der Leser begleitet seine Arbeit voller Neugierde.
Zudem hat Föhr eine dritte Handlungsebene eingeführt, die Familiengeschichte von Wallner. Bekanntermaßen lebt er ja seit dem ersten Fall mit Großvater Manfred in Miesbach, im Dunklen blieben bisher immer Vater und Mutter. In diesem Buch taucht Vater Ralf aus Südamerika auf und Geheimnisse der Vergangenheit treten ans Licht.
Cover von Andreas Föhrs neuem Krimi Schwarzwasser. Foto: Knaur
Kreuthner ist und bleibt ein Schlitzohr, schrammt immer an der Grenze der Legalität entlang, überschreitet sie auch zuweilen und man fragt sich, ob so ein Typ wirklich bei der Miesbacher Polizei geduldet würde. Für den Unterhaltungswert des Krimis indes ist er von unschätzbarem Wert. Nicht nur die Affäre zum Faschingsball, auch wie er die mutmaßliche Täterin aus der geschlossenen Psychiatrie des Krankenhauses Agatharied befreit, das ist äußerst vergnüglich zu lesen.
Nachdem Andreas Föhr zwischenzeitlich eine neue Figur erschuf, die Rechtsanwältin Rachel Eisenberg, und damit eine neue Krimiserie, freut sich der Oberlandler, dass er auch das Gespann Wallner-Kreuthner mit allen lokalen Details weiter ermitteln und den Leser an seinem juristischen Wissen, unterhaltsam und spannend verpackt, teilhaben lässt.