Mit seinem vierten Kriminalroman „Schwarze Piste“ schaffte es Andreas Föhr mit Anhieb auf die Spiegel-Bestsellerliste. Seine Regionalkrimis um den ewig frierenden Kommissar Wallner von der Miesbacher Kripo kommen bei den Lesern an. Sie sind spannend, haben Lokalkolorit, Humor und eine detaillierte, ausgefeilte Sprache. Die Sprache war es schon immer, die Andreas Föhr faszinierte. Deshalb wollte er ursprünglich historische Bücher schreiben und studierte Geschichte. „Aber das Studium war mir zu beliebig“, begründet er den Wechsel zum juristischen Fach. Dessen Denkweise habe ihn weit mehr angesprochen. „Man muss viele Dinge von zwei Seiten sehen“, sagt er. Das argumentative Herangehen an einen Fall habe ihm viel Spaß gemacht. Der Jurist arbeitet im Patent-, Urheber- und Wettbewerbsrecht und hat über ein Thema zum amerikanischen Copyright promoviert.
Aber die juristische Praxis als Anwalt sei ernüchternd gewesen. Das, was ihn reizte, machte nur einen Bruchteil der täglichen Arbeit aus. Zudem habe sich ihm die Sinnfrage gestellt. „Was macht man, steht man auf der richtigen Seite?“ Denn wenn man genau hinschaue, gebe es immer Begründungen für die andere Seite. Auch die Sprache habe ihn immer wieder genervt, denn die Juristensprache sei für sprachlich Unbegabte ein weites Feld. Er selbst habe sich immer bemüht, innerhalb der engen Grenzen so zu schreiben, „dass sich ein Richter nicht langweilt“.
Die Wende in Andreas Föhrs Leben begann bei einem Treffen mit seinem Schulfreund Thomas Letocha. Mit ihm besuchte er das Tegernseer Gymnasium und ihn traf er 1991 wieder. Beide waren unzufrieden im Beruf, beide wollten gern schreiben und so begannen sie miteinander Drehbücher fürs Fernsehen zu schreiben. Als Filmemacher hatte Letocha Kontakte, ihre Krimi-Drehbücher fanden Gefallen in den Redaktionen. Zwar, so räumten die beiden Autoren ein, sei auch viel für die Tonne geschrieben worden, aber sie setzten sich durch. Das erfolgreiche Autorenduo schrieb fortan mehr als 200 Drehbücher für „Der Bulle von Tölz“, „Die Rosenheim Cops“, „Alarm für Cobra“ oder „SOKO 5113“.
Die Zeit am Abend und Wochenende reichte schon bald nicht mehr aus. Nach einem Jahr kündigte Andreas Föhr seine sichere Anstellung, um künftig als freier Autor zu leben. „Ich war blauäugig“, sagt er heute. Denn von guten Aufträgen könne man sehr wohl leben, aber es gab auch Dürreperioden. Und wenn die Aufträge ausbleiben, werde man nervös. Eine solches schlechtes Jahr habe sich dann als Glücksfall erwiesen, denn er habe die Zeit genutzt, um seinen ersten Roman zu schreiben.
Beim Drehbuch ist der Autor stark festgelegt. Der Mord muss zügig geschehen und nach 45 Minuten bei der Serie oder 90 Minuten im Film muss die Geschichte abgehandelt sein. Dieses Korsett hat der Romanautor nicht. Andreas Föhr probierte das freie Schreiben aus und landete mit seinem ersten Roman „Der Prinzessinnenmörder“ einen Erfolg. Die spannende Geschichte spielt am Spitzingsee, in Gmund und Miesbach. Das Ende in Gmund, so sagte kürzlich eine Leserin, ist einfach genial. Mit den Protagonisten Wallner und Kreuther schuf der Autor plastische Figuren, denen der Leser mit Freude folgt und von denen er mehr lesen will.
So wurde der zweite Roman „Schafkopf und der dritte „Karwoche“ mit Spannung erwartet. Inzwischen ist die Fangemeinde von Andreas Föhr angewachsen und mit „Schwarze Piste“ landete er einen überregionalen Bestseller. Jetzt, Ende Januar, ist er seit 13 Wochen auf der Bestsellerliste. „Und jetzt kann ich davon leben“, sagt Andreas Föhr. Dennoch schreibt er nach wie vor mit seinem Partner Thomas Letocha Drehbücher. 95 Prozent aller Autoren habe noch einen anderen Job zum Geld verdienen, schätzt Föhr.
Ob ihm sein juristisches Vorleben bei der Suche nach Geschichten hilfreich sei, frage ich ihn. „Die Geschichten sind immer reine Fiktion“, widerspricht er. Hilfreich sei ihm, dass er wisse wie es bei Gericht zugehe, wer wofür zuständig sei, dass er die Amtssprache kenne. Das bringe Authentizität in seine Romane. Auch lasse er sich von Details inspirieren, die er in Sachbüchern oder der Presse lese. Und auf jeden Fall sei seine Berufserfahrung als Anwalt für ihn sehr wichtig: „Ich weiß, wie die Arbeitswelt aussieht.“
Der Spurwechsel vom Juristen über den Drehbuchautor zum Schriftsteller war für Andreas Föhr erfolgreich. „Ich bin absolut glücklich“, sagt er „ich habe meinen Traumberuf gefunden.“ Und warum nicht gleich? „Ich fühlte mich nicht berufen“, meint er nachdenklich. Aber das Treffen mit Thomas Letocha, das war die Initialzündung zum Wechsel. Und dieser war richtig und gut, auch wenn es Dürreperioden gab. Was rät man in solchen Fällen? Zweierlei, meint Andreas Föhr. Zum einen, richtig reinhängen, also Konzepte schreiben, Redaktionen anrufen. Zum anderen aber auch, locker lassen, Vertrauen haben, irgendwie geht es immer weiter. Existenzielle Ängste gebe es bei Freiberuflern immer, aber die Erfahrung habe ihm gezeigt, dass der Erfolg oft da anklopfe, wo man es nicht erwartet.
Monika Ziegler
Publiziert 18. April 2013