Akkordeon Solo – Andreas Hinterseher begeistert das Publikum
Andreas Hinterseher mit Bandoneon Foto: Karin Sommer
Beeindruckendes Solokonzert in Miesbach
Ein Mann, ein Akkordeon und eine fast leere Bühne? Andreas Hinterseher begeisterte mit atemberaubendem Können und Gefühlsintensität das Publikum im Waitzinger Keller.
„Ich bedanke mich für euer Vertrauen. Es gehört schon etwas dazu, zu einem Konzert zu kommen, das auf einer fast leeren Bühne stattfindet, und zu hoffen, dass trotzdem etwas Gutes daraus wird.“
Andreas Hinterseher, der schwarz gekleidete Mann hinter dem eleganten Akkordeon, begrüßt das Publikum mit bescheidenen Worten, und lässt es diese mit seinen ersten Tönen gleich wieder vergessen. In den nächsten beinah zweieinhalb Stunden wird niemand andere Musiker vermissen. Alle werden sich mit Andreas auf eine Reise in ferne Winkel dieser Erde begeben und dem Waitzinger Keller, der im Schnee zu versinken droht, entschwinden.
Eine fast leere Bühne Foto: Karin Sommer
Weltreise mit Akkordeon
Am Beginn der Reise befinden wir uns in Korsika. Andreas Hinterseher bewegt sich mit seinem Instrument in den Klängen eines Sambas, der uns mit leichten Klängen Bilder der Mittelmeerlandschaft zeichnet, und dann wieder mit intensiven, dramatischen Momenten daran erinnert, dass das Meer auch aufbrausend und gefährlich werden kann.
Wie ist das möglich, ein zwölf Kilogramm schweres Instrument auf den Schultern zu tragen, und so eins mit ihm zu werden, dass der Zuhörer nicht mehr weiß, ob Andreas Hinterseer Akkordeon spielt, oder ob das Akkordeon seine Finger in atemberaubendem Tempo über die Tasten jagt, und die kleinen weißen Knöpfe drücken lässt?
Von Paris nach Kairo
Gemeinsam führen die beiden ihre staunenden Zuhörer in die Tanzhallen der 40er Jahre nach Paris, um gleich darauf mitten in Kairo zu landen, wo man sich von Kamelen und Wüstensand und orientalisch gekleideten Frauen umgeben fühlt. Auch wenn man noch nie im Leben in Ägypten war.
Andreas Hinterseher mit seinem Akkordeon Victoria Poeta. Foto: Karin Sommer
In der Pause spreche ich mit Andreas Hinterseher und erfahre, dass er dem Akkordeon zum ersten Mal mit sieben Jahren begegnete. In der Pubertät begann er ungewöhnlichere Musik zu spielen und seine Reise mit seinem Instrument sei immer spannend geblieben. Bis zum heutigen Tag spielt er in unterschiedlichsten Formationen. Die bekannteste davon ist wohl das Quartett „Quadro Nuevo“, mit dem er und seine Musikerkollegen die ganze Welt bereisen.
Prinzessin Josefina zum Verlieben
Seine „Prinzessin Josefina“ entstand als Lied für Akkordeon, eroberte dann mit dem Quartett die Herzen der Menschen, triumphierte in Version mit Orchester, und zaubert in diesem Konzert in der Ursprungsform wieder ein nicht enden wollendes Lächeln auf die Lippen der Zuhörer.
„Zu allen Zeiten war und ist es die Reise, die den Menschen bildet und ihn reifen lässt“ , heißt es auf der Webseite von Andreas Hinterseher. Wir haben das Glück, das er uns mitnimmt auf seine Reisen. Von wilder Balkanmusik begleitet sehen wir, wie er vor einem zornigen Schafhirten davonläuft, im fernen Griechenland, dort am steilen Hang gegenüber der Meteoraklöster. Genau wie ihn damals der aufgebrachte Hirte jagte, werden seine Finger in der Erinnerung wieder über die Tastatur gejagt. Und wir halten den Atem an, folgen Dissonanzen, die sich in Harmonien auflösen, als ob sie nie dagewesen wären.
Das Bandoneon – die kleine Schwester
Nur für kurze Zeit wird das große, elegante Instrument abgelegt und gegen seine kleine Schwester getauscht, dem Bandoneon. Wir befinden uns gerade in Buenos Aires, der Stadt des Tangos, dort wo das Akkordeon gar nicht gerne gesehen wird.
Kaum zu glauben, dass wir schon am Ende unserer Reise angekommen sind. Wie war das noch einmal? Ein Mann, ein Instrument und eine fast leere Bühne? Ein Glück, dass der Konzertsaal gerade groß genug war, um die Fülle an Bildern, Geschichten und Gefühlen, die Andreas Hinterseher mit seiner Feinfühligkeit, Intensität und seinem unglaublichen Können herbeizauberte, auffangen zu können.