Wir brauchen neue Denkweisen
Andreas Huber, deutscher Geschäftsführer des Club of Rome. Foto: MZ
Vortrag in Miesbach
„Saubere Energie als Schlüssel für Entwicklung“, mit diesem Titel war der Vortrag von Andreas Huber, deutscher Geschäftsführer vom Club of Rome angekündigt. Die Zuhörer in der Aula des Gymnasium Miesbach erfuhren aber weit mehr, auf der ersten Folie stand: „Positive Energie als Schlüssel für Entwicklung.“
Auf Einladung der Hanns-Seidel-Stiftung und in Kooperation mit der Energiewende Oberland (EWO) war der Vertreter der weltweit agierenden Denkfabrik nach Miesbach gekommen. 1968 gegründet, vereint der Club of Rome Wissenschaftler aus aller Welt, die sich Gedanken über den Zustand der Welt machen.
1972 erschien das heute wieder äußerst populäre Buch von Dennis Meadow „Grenzen des Wachstums“. Keine Prognose habe es sein sollen, wie heute oft vermutet, sondern zum Nachdenken habe es anregen sollen, sagte Andreas Huber. Das Problem bestehe darin, dass der Mensch nicht mit Macht umgehen könne.
Buchcover „Die Grenzen des Wachstums“. Foto: MZ
Wie stehe es denn mit der Beziehung Mensch–Planet? Gebe es Wertschätzung, Empathie und Respekt? Oder wirke der Mensch zerstörerisch? Er zeigte ein Bild, in dem Wildtiere eine Straße überqueren. Genau das sehen wir, sagte er, aber nicht, dass die Straße den Lebensraum der Tiere durchschneidet.
Nehmer und Lasser
Und er zitiert das fiktive Interview mit dem Gorilla Ismail, der die Menschen in Lasser und Nehmer einteilt. „Wir sind die Nehmer, wir nehmen uns mehr als uns zusteht“, sagte Huber. Und wir bezeichnen uns als die zivilisierte Menschheit. Die sogenannte unzivilisierte, also indigene Völker aber sind diejenigen, die sich als Teil des Ökosystems sehen, die Lasser.
Energie bestimmt unser Leben. Foto: MZ
Der Klimawandel sei eines unserer vom Menschen gemachten Probleme. Er mache der Jugend Angst und deshalb gehen sie auf die Straße.
Das Grundproblem liege darin, dass wir für unseren Konsum hohe Energiemengen benötigen, die zu hohen Kohlendioxidemissionen führen. Die notwendige Reduzierung aber führe zur Belastung der Wirtschaft und Finanzmärkte. Folge Arbeitsplatzverluste.
Wir brauchen Systemwechsel
„Wir brauchen den Systemwechsel“, forderte Andreas Huber, auch wenn er zwischenzeitlich zu Einschränkungen führe. Jede Veränderung aber erzeuge Ängste und diese Ängste machten sich gewisse Politiker zunutze, die versprechen, alles beim Alten zu lassen.
Die Mutter aller Probleme sei nicht die Migration, wie der deutsche Innenminister behauptet habe, sondern das Ego.
Club of Rome unterstützte Desertec
Der Vortragende verwies auf das Potenzial, das uns moderne Technologien bieten. Elektromobiliät sei nicht die Lösung, sondern nur ein Zwischenschritt. Wichtiger sei es, saubere Energie zur Verfügung zu stellen. Solarthermische Kraftwerke im Norden Afrikas seien dafür geeignet. Leider gelte das Projekt Desertec, das der Club of Rome unterstützt, gescheitert – obwohl die Vision an sich lebe und beispielsweise in Marokko umgesetzt werde.
Was wir wirklich brauchen. Foto: MZ
Letztlich gehe es darum, was wir wirklich wollen. Für die große Transformation brauche es mehr Empathie, Achtsamkeit, Demut und auch Suffizienz im täglichen Leben. „Wir brauchen nicht ein Ziel, sondern müssen die Dinge aus mehreren Sichten sehen“, forderte Andreas Huber.
Regionale Projekte
Gute Ideen gebe es in allen Ecken der Welt, Kooperation sei bei der Energiewende wichtig. China baue jetzt ein Weltstromnetz. „Warum macht das nicht Europa?“ Er verwies auf regionale Projekte, wie die Kommune Steinfurt, wo fast 70 Prozent des Stromes aus alternativen Quellen erzeugt wird.
Das regionale Projekt Anders wachsen
„Wie werden die Menschen der Zukunft auf unsere Welt schauen?“ fragte der Redner das Publikum und schloss: „Wir brauchen neue Denkweisen.“
Regionalbeauftragter der Hanns-Seidel-Stiftung Thomas Klotz. Foto: MZ