Ani und Nia Sulkhanishvili

Ani und Nia Sulkhanishvili im Barocksaal Tegernsee

Ani und Nia Sulkhanishvili. Foto: Podium für junge Solisten

Konzert in Tegernsee

Der Auftritt der Zwillingsschwestern Ani und Nia Sulkhanishvili zum dritten Konzert der Saison des „Podium für junge Solisten“ im Barocksaal des Tegernseer Schlosses bot eine Fülle von Besonderheiten: Zwei Konzertflügel, zwei Pianistinnen, ein außergewöhnliches Programm.

Die 1988 in Tiflis, Georgien geborenen Zwillinge, Preisträgerinnen zahlreicher Wettbewerbe, u.a. des ARD Wettbewerb München 2015, gewannen im Flug die Sympathie des Publikums durch ihre natürliche und fröhliche Art, durch ihr durchdachtes, gefühlvolles und virtuoses Klavierspiel.

Ein Klassiker der Klavierduoliteratur eröffnete den sensationellen Abend, Brahms‘s Variationen über ein Thema von Haydn, B-Dur, Op. 56b. Immer fasziniert vom Experimentieren mit klassischen Meistern, suchte Brahms 1873 den gänzlich unbekannten, aber charakteristischen „Chorale St. Antoni“ als Thema aus, sowohl für eine Orchester- wie für eine Fassung für zwei Klaviere.
Ani und Nia Sulkhanishvili holten mit ziselierter Klangvorstellung die Frische, Kraft und Beständigkeit der Bassführung im Thema, sowie die Vielfältigkeit in der Gestaltung der Variationen heraus, deren Gefühlspalette, rhythmische Raffinessen und Anschlagsspektren, von fliegendem Presto zu weicher Geschmeidigkeit, von intimer Ruhe zum kapriziösen Tänzeln bis zum würdig aufstrahlenden Finale.

Romantisch-Salonhaftes

Chopins Rondo C-Dur, ein Werk aus Studienzeiten, gab den beiden Pianistinnen Gelegenheit, Romantisch-Salonhaftes virtuos und feinfühlig zu präsentieren und dem Publikum schon zu diesem Zeitpunkt rhythmischen Applaus zu entlocken; mit Witold Lutoslawskys „Paganini-Variationen“ kamen glanzvolles Klavierspiel und geistreiche Variationskunst noch mehr zur Geltung.

Aus diesem in illustrer Reihe stehenden Werk eines der bedeutendsten polnischen Komponisten des 20. Jahrhunderts zauberten die Schwestern die Farbenpracht und Spielfreude aus Arpeggien, engen Akkordketten und verstörenden chromatischen Gängen mit Bravour hervor und entließen absolut begeisterte Zuhörer in die Pause.

Aberwitziges Tempo

Euphorisch gaben sich die beiden dem Spiel Taneyevs Prelude und Fuge gis-moll Op. 29 hin. Dem sanften spätromantisch gefärbten Prelude ließen sie eine kontrapunktisch komplexe Fuge in einem aberwitzigen Tempo folgen, dessen Textur durch kluge Klangarbeit immer wieder durchschien.

Ravels Rapsodie Espagnole, ein suitenförmiges Stück in vier Sätzen, begannen sie mit Prélude a la nuit – geisterhafter Atmosphäre um die tapsende flüsternde Ostinato-Tonfolge f,e,d,cis; vital die Malaguena und betörend-melancholisch die Habanera, beide mitreißend tänzerisch. Wildheit und Ausgelassenheit zeigten sie in ihrem unglaublich abgestimmten Spiel in der Feria, in der sie den gewollt hämmernden Anschlag auskosteten. „Für Ani und Nia“ komponiert erklang als Programmbschluss die Suite für 2 Klaviere von Vaja Azarashvili, ein in Georgien sehr bekannter Komponist, erst wogend sanft dann im schnellen Marsch. Doch brausender Beifall forderte mehr und die beiden Schwestern spielten noch einen gesanglichen „Spaziergang“ von Sergey Zapozhnikow.

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