
Eine runde Sache mit 24-Karat Gold
Anja Verbeek von Loewis mit ihren Werken im KULTUR im Oberbräu. Foto: CS
Ausstellung in Holzkirchen
Mit dem Titel „Lichtlinien“ zeigt die Münchner Künstlerin Anja Verbeek von Loewis 25 ihrer Werke im Foyer des KULTUR im Oberbräu in Holzkirchen. Sie veranschaulichen ihren vielfältigen künstlerischen Ansatz – von archaisch anmutenden Figuren bis hin zu abstrakten Bildern mit echtem Gold.
Fast wie ein UFO schwebt eine goldene Scheibe mit blauer Umrandung an der hinteren Wand des Foyers im KULTUR Oberbräu. Das erste Kunstwerk, das einem ins Auge sticht, wenn man durch die Glastür den Gewölberaum betritt. Steht man direkt davor, sieht man die strukturierte Oberfläche, die wie eine Kraterlandschaft aussieht und den Eindruck vermittelt, als blicke man aus dem Weltall auf die Sonne.
„Ich stelle meine Pigmente selber her“, sagt die Künstlerin bei der Vernissage am vergangenen Sonntag, zu der viele Gäste erschienen sind. „Dadurch kann ich gut selber bestimmen, wie körnig es ist und wie ich es je nach Medium binde“, sagt sie. Für besagtes Bild, das den Titel „Tondo Sonne“ trägt, hat sie mit Ginkgo-, Rosenblättern, Pigmenten und Bienenwachs eine dicke Schicht aufgebaut. Eine uralte Technik, die sich Enkaustik nennt, und die sie gerade bei ihren runden Bildern gerne benutzt und variiert. Das Innere des Kreises hat sie dann mit 24-karätigem Blattgold überzogen.
Tondi-Bilder in verschiedenen Größen. Foto: CS
Oft versieht sie ihre Kompositionen auch mit kalligraphisch wirkenden Zeichen, die sie in ihre Bilder einritzt und häufig auch mit Blattgold veredelt. „Die Zeichen nenne ich Credo – sie sind wie ein Flirren im Kosmos.“ Die Inspiration dafür lieferte eine Reise mit einer deutschen Delegation nach Indien zur International Human Unity Conference 1994, bei der auch der Dalai Lama teilnahm. „Meine Kunst hat immer auch was Tranzendentales“, betont sie.
Archaisch anmutende Figuren mit langen Armen und Beinen
Ein ganz anderer künstlerischer Duktus zeigt sich dagegen bei ihren figürlichen Darstellungen: Mit wenigen breiten Pinselstrichen zaubert sie monochrome, silhouettenhafte Figuren mit elongierten Armen und Beinen auf Papier, Holz und Leinwand. Die Köpfe sind teilweise nur mit einem Farbtupfer angedeutet und nicht mit dem Körper verbunden. Einige dieser Figuren haben Flügel wie engelsgleiche Wesen. Was auffällt: Sie sind immer in Bewegung – hüpfen, tanzen oder springen.
Anja Verbeek von Loewis vor dem Bild „Engelsfries Nr. 2“. Foto: CS
„Alles ist Bewegung und Veränderung – deshalb sind die Figuren für mich fast wie ein Vokabular für das Leben“, sagt Anja Verbeek von Loewis. Ein besonders schönes Beispiel dafür ist ihr Bild „Engelsfries Nr. 2“, eine 1,10 Meter lange und nur 50 Zentimeter hohe Leinwand, auf der sie mit Pigmenten, Acrylemulsion, Sand, Champagnerkreide und Blattgold gearbeitet hat. Das Werk erinnert an archaische bzw. antike Darstellungen.
Studium in München bei Fluxuskünstler Robert Page
So vielfältig wie ihre Kunst ist auch der Werdegang von Anja Verbeek von Loewis, die 1964 in Bonn geboren wurde. Vor ihrem Kunststudium an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Fluxuskünstler Robert Page, dem legendären Professor mit blaugefärbtem Bart, studierte sie europäische und orientalische Kunstgeschichte in Bonn. 1995 assistierte sie bei der Salzburger Sommerakademie dem amerikanischen Künstlerehepaar Leon Golup und Nancy Spero.
Ein großer Teil ihrer Arbeit macht auch die Gestaltung von Privat- und Firmenräumen aus, wie etwa für Siemens, Lufthansa und LBS. „Ich liebe es, Räume zu gestalten – also nicht nur interimsmäßig für eine Ausstellung“, sagt sie. Ganze vier Jahre lang schuf sie zum Beispiel Werke für den Erweiterungsbau des Pater-Rupert-Mayer-Schulzentrums in Pullach, ein Projekt, das sie erst im vergangenen Jahr abgeschlossen hat. Ihre Kunstwerke sind außerdem in bedeutenden Sammlungen wie etwa der Deutschen Bundesregierung und der Bayerischen Staatsgemäldesammlung vertreten und in vielen nationalen und internationalen Ausstellungen zu sehen.
Landrat Olaf von Löwis als Überraschungsgast bei der Vernissage
Zu Ehren der Künstlerin kam auch Landrat Olaf von Löwis zur Vernissage, ihr Cousin. „Ich freue mich sehr, dass du hier ausstellst“, sagt er in seiner kurzen spontanen Ansprache. „Wir sehen uns leider viel zu selten, aber heute hat es endlich geklappt“, freut er sich.
Landrat Olaf von Löwis mit seiner Cousine Anja Verbeek von Loewis bei der Vernissage. Foto: CS
Obwohl er rein privat da war, nutzt er die Gelegenheit, zu betonen, wie wichtig die Förderung des kulturellen Lebens im Landkreis sei und rührt auch die Werbetrommel für die Performance „Momentmalerei“ der Künstlerin , die am 27. März im Festsaal des KULTUR im Oberbräu stattfindet.
Verbindung von Musik und Malerei bei der Performance „Momentmalerei“
Hier zeigt sich wieder das große künstlerische Repertoire von Anja Verbeek von Loewis, die darin Malerei und Musik zu einem Gesamtkunstwerk verknüpft. Zu den Klängen des persischen Meistertrommlers Hadi Alizadeh, dem wechselnden Saxophon-, Gitarre- und Percussion-Spiel des Musikers Ludger Bartels und dem Klavierspiel ihres Sohnes Frederick malt die Künstlerin live.
Bild einer Performance von Anja Verbeek von Loewis. Foto: Anja Verbeek von Loewis
Dieser Schaffensprozess wird dabei auf einen großen Bildschirm auf der Bühne projiziert, so dass das Publikum daran teilhaben kann. Ein ganz einzigartiges und besonderes Kunsterlebnis. „Ich versuche auch zu kommen“, verspricht der vielbeschäftigte Landrat und umarmt seine Cousine zum Abschied – bevor er weiter zum nächsten Termin eilt.
Zum Weiterlesen: Eine Halle von Kunst – über eine Ausstellung