Antje Lauer – Die Kunst der Illusion
Antje Lauer bei der Arbeit. Foto: Antje Lauer
Ausstellung in Bad Wiessee
Am heutigen Freitag, 25. Oktober, um 17 Uhr lädt die Schlierseer Künstlerin Antje Lauer zu ihrer Vernissage im Grünen Raum in Bad Wiessee ein. Zur Einstimmung hier ein Porträt, das in der ebenso heute erscheinenden 42. Ausgabe der KulturBegegnungen veröffentlich wird.
Schon an der niedrigen Mauer, die die Grenze vom Gehweg zum Artstudio Laura Reual inmitten von Schliersee bildet, beginnt die beabsichtigte Täuschung des Besuchers. Die anschauliche Ziegelmauer mit gepflegten Fugen hat die einst triste, einförmig graue Mauer ersetzt. Allerdings nicht, in dem sie erneuert, sondern von Antje Lauer mit kunstvoll ausgeführter Illusionstechnik übermalt wurde.
Das Atelier. Foto: privat
Himmel und Hölle der farbigen Glasplatten
Die Beziehung zu Farben hat für die aus dem bergischen Land stammende Künstlerin in ihrer Kindheit begonnen. Für ihre Mutter, eine anerkannte Künstlerin, durfte sie, als jüngste von drei Kindern, schon in jungen Jahren die Farben mischen. Gegen den Wunsch des Vaters entschloss sie sich als Jugendliche zu einer ungewöhnlichen Berufswahl und absolvierte als erste Frau im Rheinland die Ausbildung im künstlerischen Siebdruck, der Serigraphie. Anschließend arbeitete sie drei Jahre lang am Projekt von Gerhard Richter – dem berühmten Richter-Fenster im Kölner Dom. „Es war die Hölle“, entfährt es ihr, wenn sie an die schier endlose Arbeit mit den rechteckigen, farbigen Glasplatten denkt. Und dennoch auch – „als ob der Himmel mit einem sprach, wenn die Sonne durchschien“.
Antje Lauer. Foto: Martin Benad
Die Bereitschaft zur harten Arbeit und die Fähigkeit, ihre persönlichen Befindlichkeiten weit hinter die Erreichung ihrer Ziele zu stellen, hat Antje Lauer seither noch oft in ihrem Leben unter Beweis gestellt. Ob mit ihrer später gegründeten, erfolgreichen Werbeagentur oder dem zu Beginn auch nicht einfachen Umzug in den Süden Deutschlands. Auf die Frage „Warum Bayern?“ antwortet Antje Lauer ohne zu zögern: „Weil ich mit den Oberlandler-Freunden im Sudelfeld Motorrad fahren wollte.“
Willkommen im belgischen Königshaus
Die Abenteuerlust und angeborene Neugier hat die PR-Spezialistin wohl auch dazu gebracht, sich 2019 in der weltberühmten Schule für traditionelle Techniken der dekorativen Malerei, der Van der Kelen-Logelain in Brüssel zu bewerben. Nur zwanzig aus den zahlreichen, weltweiten Bewerbern wurden ausgewählt und Antje Lauer war eine von ihnen. Knochenarbeit war es, die Kunst der Illusionsmalerei unter strengsten Augen und alten Lehrmethoden zu erlernen. Durch gezielt eingesetzte Perspektive Räume entstehen zu lassen und Grenzen zum Verschwinden zu bringen, verlangt präziseste Technik. Nur mit dem Spiel von Licht und Schatten statt mit Konturen zu arbeiten, um den Betrachter zauberhafte Täuschungen zu präsentieren, heißt, Jahrhunderte alte Techniken zu beherrschen. Die Bronzemedaille unter den nur sechs Teilnehmern, die für die Prüfung zugelassen wurden, brachte der Künstlerin nicht nur eine Einladung ins belgische Königshaus, sondern legte auch die Grundlage für die Arbeit als begehrte Illusionsmalerin im bayerischen Raum.
Foto: Antje Lauer
Michelangelos Holzsäulen
Wie viele Menschen sind wohl schon im Petersdom in Rom gestanden und haben eine von Michelangelo gestaltete Marmorsäule bestaunt, ohne zu ahnen, dass diese aus Holz besteht? Mit denselben Techniken verwandelt Antje Lauer heute Holz- in Marmortreppen, rekonstruiert in Mitleidenschaft gezogene Kunstwerke und kreiert noch nicht Dagewesenes. Neue Techniken verwebt sie mit Althergebrachtem, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. So digitalisiert sie für die Rekonstruktion von Bauelementen historischer Gebäude ihre handgemalten Duplikate, damit diese in Zusammenarbeit mit einem jungen Start-up-Unternehmen durch 3D-Druck aus Vulkangestein hergestellt werden können. Dadurch entstehen Werke, die nachhaltig, leicht und hitzebeständig sind.
ohne Titel. Foto: Antje Lauer
Der Ort, an dem Neugierige willkommen sind
Ihr umfangreiches Wissen stellt Antje Lauer auch Kunstbegeisterten zur Verfügung, die selbst den Pinsel in die Hand nehmen möchten. Zu den beliebtesten Kursen zählen unter anderem der Kurs Alpenblumen sowie der Kurs Biermalerei, der vor allem von Männern besucht wird. Mit einer Mischung aus Ölfarbe und dunklem Bier lernen sie, die Illusion eines Wurzelholzbildes entstehen zu lassen.
Wer jetzt neugierig geworden ist, sollte in der Kunstwerkstatt Schliersee vorbeischauen, da ein Artikel niemals ausreichen kann für das Wissen, das Antje Lauer sehr spannend vermittelt und die unglaublichen Geschichten, mit denen sie Besucher in den Bann zu ziehen vermag.
Zum Weiterlesen: Offene Ateliertage im Süden