Wo bitte geht’s nach Arkadien?
Lis Schröder – ANARCHIA IN ARCADIA, Leuchtschrift
Festival in Ebersberg
Arkadien ist nicht nur eine Landschaft im Peloponnes, sondern gilt als der Sehnsuchtsort des unbeschwerten friedlichen Lebens. Der Konzeptkünstler Peter Kees hat es wiederentdeckt und richtet mit dem Kunstverein Ebersberg ein Internationales Festival aus. Kulturvision ist mit zwei Projekten eingeladen.
Seit 12 Jahren befasst sich Peter Kees mit dem Begriff Arkadien. Für ihn ist es nicht nur eine Reminiszenz an die antiken Hirtengedichte oder an die Schäferidylle des 18. Jahrhunderts. Für ihn steht Arkadien ganz aktuell für ein friedliches Miteinander ohne Kriege, entfremdeter Arbeit und gesellschaftlichem Anpassungsdruck.
Fragen der Gegenwart
Arkadien steht für den Künstler auch als mögliches Modell für eine gerechtere soziale Zukunft, als Plattform, um brennende Fragen der Gegenwart zu beleuchten.
Embassy of Arcadia. Foto: Peter Kees
2006 eröffnete Peter Kees die Botschaft Arkadiens. „Glücklosen, Sinnsuchern, Utopisten, Flüchtlingen, Schutzsuchenden, Träumern, Hilfesuchende und eiskalten Realisten wird Asyl gewährt. Lebenslustige erhalten Visa“, so steht es auf der Website der Botschaft.
Arkadische Quadratmeter
Der Sitz der Berliner Botschaft befindet sich in der Galerie Art-Mbassy, sie gewährt „Visa“ und „Asyl“. Seitdem hat er in 12 Ländern der Erde „Arkadische Quadratmeter“ installiert und zu Arkadischem Hoheitsgebiet erklärt, in Deutschland gibt es das Land Arkadien mit je einem Quadratmeter zweimal.
Im vergangenen Jahr fuhr der Konzeptkünstler mit seinem Botschaftsfahrzeug quer durch Deutschland und Österreich und interviewte sehr unterschiedliche Menschen zu „Fragen der Zeit“.
Auch in Holzkirchen machte die Diplomatenlimousine Station:
Jetzt aber startet er mit dem Kunstverein Ebersberg zum ersten großen Arkadien-Festival. Für die große und vielschichtige Ausstellung bewarben sich über 300 Künstler, aus denen die Jury 36 auswählte. Vom 8. Februar bis zum 10. März sind in der Galerie Alte Brennerei Malerei, Installationen, Videos und partizipative Werke zu bestaunen. Sie alle setzen sich mit Problemen der Gegenwart auseinander.
Thomas Neumaier – Travelling Forest
Da ist beispielsweise Thomas Neumaier mit seinem Projekt Travelling Forest, das mit insgesamt ca. 8.000 Objekten in zahlreichen Ländern Europas, Asiens und Amerikas realisiert wurde. Bei dem interaktiven Projekt kann man sich sein Stück Wald mitnehmen, wohin immer man will, zu Fuß, im Auto im Zug: Pick up your piece of nature..
Monika Funke Stern wartet mit Fotografien auf Arkadien
Monika Funke Stern – Warten auf Arkadien
Lis Schröder verknüpft mit dem Neon-Schriftzug ANARCHIA IN ARCADIA rot leuchtend den Mythos Arkadien mit dem Begriff der Anarchie zu – je nach Sichtweise – einer verführerischen Verheißung oder einer Ankündigung drohender Gefahr.
Die Ausstellung wird von einem Rahmenprogramm lokaler Akteure begleitet. Es gibt Vorträge, Konzerte, Lesungen, Filmvorführungen, Diskussionsrunden und eine Uraufführung von Herbert Achternbusch. Dazu sehr praktische Aktionen wie ein Repaircafé oder eine Kleidertauschparty.
Preise verliehen
Im Rahmen des Festivals wird der Kunstpreis der Stadt Ebersberg und ein Publikumspreis verliehen, für letzteren aber muss man drei Euro berappen, um abstimmen zu dürfen.
Der Konzeptkünstler Peter Kees. Foto: Andrea Tretner
Eine besondere Rolle spielt die Münchner Botschaft von Užupis. „Diese Künstlerrepublik in Litauen geht neue Wege und untersucht insbesondere, welche Rolle die Technologie spielt“, erzählt Peter Kees. Die Aufgabe der Botschafter sei es, Brücken zwischen Kunst und Technologie zu bauen.
Konferenz der Kinder
Am Samstag, 23. Februar wird KulturVision e.V. von 15 bis 17 Uhr mit der „Konferenz der Kinder“, die in Kooperation mit der Oberlandrealschule im Juli als Abschlussveranstaltung der Reihe „Anders wachsen“ in Holzkirchen stattfand, teilnehmen. Die Holzkirchner Realschüler mit ihrer Lehrerin Elisabeth Schick-Billy gestalten die Konferenz mit Schülern einer Ebersberger Schule.
„Konferenz der Kinder“ in Holzkirchen. Foto: Petra Kurbjuhn (Archiv)
Am Abend um 19 Uhr gibt es einen Vortrag zum Thema „Was sagt die Neurologie zum Thema Mitgefühl?“ mit Szenen einer Ehe von Cathrin Paul.