Arno Strobel bei Schliersee liest e.V.
Bestseller-Autor Arno Strobel. Foto: H.P. Merten Fotodesign
Online-Lesung
Mit Arno Strobel hatte der Verein Schliersee liest einen bekannten Psychothriller-Autor zur Lesung eingeladen. Entsprechend wurde der Abend spannend, gruselig, unterhaltsam, inspirierend. Die Frage nach der Lesung: Werde ich mir Smart Home zulegen oder nicht?
Die Teilnehmer der Online-Lesung lernten einen gut gelaunten Schriftsteller kennen, der sich offensichtlich über die Einladung nach Schliersee freute und doch lieber aus der Nähe von Trier seinen Videobeitrag lieferte. Unvernünftig sei es, jetzt nach Oberbayern zu reisen, meinte er, auch wenn die Lesung zunächst aus dem Heimatmuseum vorgesehen war. Corona aber hemme nicht nur das Reisen und den von ihm schmerzlich vermissten direkten Kontakt zum Publikum, sondern auch seinen Schreibefluss.
Und so habe er entschieden, eine Kurzgeschichte mit Galgenhumor zu schreiben, die er als Appetizer vorlas. „Karl-Friedrich sucht die Freiheit“ gab schon einen Vorgeschmack auf die hintergründige Art zu schreiben von Arnos Strobel, denn wie der Protagonist sich diese Freiheit mit der Pandemie als Hilfsmittel verschafft, das ist bitterböser schwarzer Humor. „Ich hoffe, ich habe ein Lächeln auf Euer Gesicht gezaubert“, sagte der Autor. Oja, ich gebe es zu.
Das Smart Home
Äußerst spannend, gruselig, aber auch nachdenklich stimmend wirkte Arno Strobels Lesung im Hauptteil des Abends aus seinem jüngsten Thriller „Die App. Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst“. Für die Teilnehmenden interessant zu hören, wie ein Autor zu seinem Stoff kommt. Er habe sich mit einem Freund getroffen, der permanent auf sein Handy schaute. Darauf angesprochen, habe dieser erzählt, dass er Smart Home installiert habe und eine Kamera sein Wohnzimmer beobachte. Was kann passieren, wenn das gehackt wird, habe er sich gefragt und recherchiert.
Dabei sei er auf einen Hausbesitzer gestoßen, der das intelligenteste Smart Home in Deutschland installiert habe, mit mehr als 100 Kameras und Mikrofonen und künstlicher Intelligenz. Das funktioniere so, dass ein Besucher, wenn er auf das Haus zugehe, bereits komplett gecheckt, mit Internet-Fotos abgeglichen und dann mit „Hallo Arno Strobel“, begrüßt werde. Dieser Hausbesitzer hoffe, dass sein Smart Home künftig sogar Wünsche erfülle, bevor sie ausgesprochen werden.
Informatiker Arno Strobel
Dies war für den ehemaligen Informatiker Arno Strobel die Ausgangslage für seinen Thriller. Das Buch „Die App“ beschreibe ungeahnte Wendungen und Geschehnisse in einem Haus mit Smart Home, kündigte er an. Der Prolog ließ davon bereits einiges ahnen, denn der Protagonist wacht auf und kann sich nicht mehr bewegen. Aber anders als bei Kafkas „Die Verwandlung“ ist er nicht zum Käfer mutiert, sondern sieht sich mit einer blutüberströmten Person konfrontiert. „Das hier ist kein Arzt, so etwas trägt ein Schlachter“, schließt der Prolog.
„Die App“. Foto: H.P. Merten Fotodesign
Detailreich und spannend geht es weiter, wenn Chirurg Hendrik nach Hause kommt und seine Partnerin plötzlich verschwunden ist. Nach geltendem Recht, so erfährt die Zuhörerin, kann die Polizei nichts unternehmen, Hendrik muss also auf eigene Faust ermitteln. Eingeschlossen in ihrem eigenen Haus und das auch noch als verstärkendes Gruselmoment, in völliger Dunkelheit, ist eine weitere Person, eine Frau.
Überwachung per Handy
Mit diesen Sequenzen aus dem Thriller bekommt der Zuhörer einen ersten Eindruck von der Atmosphäre und ahnt, dass es nicht gut ausgehen kann, wenn Menschen Häuser mit Smart Home bewohnen. Die Lust, das ganze Buch zu lesen, ist geweckt, die Lust, Smart Home zu installieren, eher nicht.
Allerdings gab Arno Strobel in der anschließenden Diskussion zu, selbst Smart Home zu besitzen. Und auch Alexa meldete sich aus dem Hintergrund, als ihr Name fiel. Der Autor aber wies darauf hin, dass Überwachung auch mit dem bloßen Handy passiere. Als er mit seiner Partnerin über einen Thailandurlaub gesprochen habe, während das Handy auf dem Tisch lag, habe er am kommenden Tag Werbung zu Thailandreisen bekommen. Ob er aber sein Smart Home erweitere, das überlege er, nachdem kürzlich einmal, wie in seinem Thriller beschrieben, der Fernsehapparat sich selbsttätig eingeschaltet hatte.
Altar für Stephen King
Er selbst lese am liebsten Psychothriller, antwortete Arnos Strobel auf eine Frage, bevorzugt Stephen King, dem würde er am liebsten einen Altar errichten. Denn man könne am besten das schreiben, was man auch am liebsten lese. Und so werde auch sein Herbstbuch wieder ein Psychothriller sein, dieses Mal aber nicht aus der digitalen, sondern aus der realen Welt.
Lesetipp: Leselust am Schliersee
Die Gründungsmitglieder von „Schliersee liest e.V.“: Christoph Seidenfus, Gabriele Dressel, Dr. Beatrix Seidenfus, Patrick Edler von Hoessle, Sabine Adolph, Renate Holzmeier, Matthias Schrön. Foto: privat