Hinreißende Welturaufführungen in der Marktgemeinde
Komponist und Multi-Instrumentalist Florian Burgmayr. Foto: Petra Kurbjuhn
Konzert in Holzkirchen
Nein, ein Adventskonzert war das im Foolstheater nicht, aber ein Konzert von fünf exzellenten Musikern mit mehreren Welturaufführungen, wobei jede Komposition voller Spannung und Überraschungen war. Ein Heimspiel für Florian Burgmayr mit dem Art Ensemble of Passau.
Man kennt den aus Draxlham stammenden Musiker als Tubisten, als Bassisten, als Akkordeonisten, auch als Pianisten und als Begleiter von Veronika von Quast. In den letzten Jahren aber widmete sich Florian Burgmayr zunehmend der Komposition. So war er mit dem Art Ensemble of Passau, Johanna Bittenbinder und Heinz-Josef Braun mit „Tannöd“, dem gruseligen Kriminalstück, im Kultur im Oberbräu zu Gast, er hatte die Musik komponiert.
Im Sommer erlebten die Theaterfreunde in Irschenberger Theater unter der Leitung von Sepp Grundbacher Felix Mitterers Stück „Märzengrund“ mit der Musik von Florian Burgmayr.
Florian Burgmayr mit Peter Tuscher und Leo Gmelch. Foto: Petra Kurbjuhn
Jetzt durften Musikfreunde ein ganzes Konzert mit Kompositionen des jungen Multitalents hören. Ein Konzert, das den Zuhörer entführte in ungewohnte Klänge, in immer wieder neue Versatzstücke, die dann doch wieder in eine melodische Harmonie mündeten. Nie langweilig, auch nicht schräg, eher Neugier weckend, so lässt sich die sehr inspirierende Musik beschreiben.
Mit seinen beiden Kollegen Peter Tuscher an der Trompete, immerhin Professor in Linz, und Leo Gmelch an der Tuba und Basstuba hat Florian Burgmayer zwei Bläser an seiner Seite, die seine gewitzten und überraschenden Klänge nicht nur kompetent umsetzen, sondern ihre sichtbare Freude dabei haben.
Dim Sclichter. Foto: Petra Kurbjuhn
Dim Sclichter am Schlagzeug ist mit seinem imposanten Bart natürlich eine Augenweide, aber er gibt den Stücken nicht nur rhythmisch den letzten Schliff, sondern zwischendurch flötet er auch. Der aus Pennsylvania stammende Musiker, deshalb der fremd anmutende Nachname, gibt der Formation mit seiner Performance die passende Bühnenshow.
Ganz anders Monika Lichtenegger. Die studierte Opern- und Konzertsängerin gibt sich ganz ihrem klaren voll tönenden Gesang ohne jeden theatralischen Auftritt hin. Die Kombination der Stimme einer Sopranistin mit der avantgardistischen Komposition von Florian Burgmayr ist eine reizvolle Angelegenheit und verwischt ganz wundervoll die Grenzen von U- und E-Musik.
Sopranistin Monika Lichtenegger. Foto: Petra Kurbjuhn
Komplett macht die gelungene Veranstaltung das Wort. Texte von Joseph von Eichendorff oder Josef Parzevall, bekannt aus Doktor Döblingers geschmackvolles Kaperltheater, inspirierten Burgmayr ebenso zu seinen Kompositionen wie die Rhythmen von Tango oder Walzer in den Instrumentalstücken. So stand im Mittelpunkt des ersten Teils die Moritat nach einem Text von Parzefall, wobei Anneliese ausprobiert, ob der Stein wohl härter ist als der Kopf des Mannes. Vorausgegangen war wohl ein häuslicher Missbrauch.
Leo Gmelch führte informativ und charmant durch das Programm, erläuterte so manches Stück und stellte beispielsweise die interessante Frage, ob vielleicht die Kelten den Wiener Walzer erfunden hätten. Das dazugehörige Stück klang in der Tat wenig nach Wiener Walzerseligkeit als vielmehr nach vom Schlagzeug beherrschten archaischen Klängen.
Leo Gmelch. Foto: Petra Kurbjuhn
Mit der Suite petite, einer an die verrinnende Zeit mahnenden Komposition, bringt Florian Burgmayr auf dem Akkordeon und der Tuba sehr melodische Sentenzen zu Gehör. Sehr gefühlvoll kommt die Komposition „Urbanesque“ daher.
Und dann wird’s dadaistisch, denn Monika Lichtenegger trägt sehr ernsthaft „Wenns am Meeresgrunde schniebte oder auch schnöbte“ vor. Gemeinsam widmet man sich am Ende der Cashew Nuss, singt von Zebras und Gnus und Watschn und Kuss, auf dass es sich schön reimt.
Nein, ein Adventskonzert war das nicht, nicht besinnlich und feierlich, dafür anregend für Geist und Sinne, das Publikum dankte mit anhaltendem Applaus und erkämpfte sich eine Zugabe.