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Laszive Blicke und ein Rausch der Farben
Die fünf Künstler von „ARTtoUs“ Robert Anthony, Justynia Anthony, Carina Kastenhuber, Bozena Turkiewicz und Anita Bauer im Atrium Holzkirchen (von links). Foto: Robert Anthony
Ausstellung in Holzkirchen
Im Atrium in Holzkirchen gibt es im Moment viel zu sehen: Die Gruppenausstellung „FarbenReiche des Seins“ zeigt Werke von Künstlern aus dem Landkreis Miesbach und München. Das Spektrum reicht von abstrakter und surrealistischer Malerei bis hin zur Fotografie.
Wer keinen Termin im Atrium in Holzkirchen hat, kann sich glücklich schätzen. Denn wer geht schon gerne zum Arzt? Doch gerade jetzt lohnt es sich, dem Gebäude einen Besuch abzustatten. Seit Anfang Februar ist das Atrium Ausstellungsort der Schau „FarbenReiche des Seins“, die vom Münchner Kunstverein „ARTtoUs“ organisiert wurde.
„ARTtoUs“ zeigt abstrakte, gegenständliche, surrealistische und fotografische Werke
Gezeigt werden die Werke der fünf Künstler und Künstlerinnen Justynia Anthony, Robert Anthony, Anita Bauer, Bozena Turkiewicz und Carina Kastenhuber. „Unsere Ausstellung zeigt die Vielfalt und die unterschiedlichen Dimensionen künstlerischen Ausdrucks“, sagt die teilnehmende Künstlerin Anita Bauer über die Schau. Denn in den drei oberen Stockwerken hängen nicht nur abstrakte Bilder, sondern auch gegenständliche, surrealistische und fotografische Werke.
Bozena Turkiewicz – Oberflächenstrukturen und viel Farbe
Wenn man die Treppe in den ersten Stock nimmt, steuert man geradewegs auf die Bilder von Bozena Turkiewicz zu. Es lohnt sich, genau hinzuschauen und ihnen ganz nah zu kommen. Denn in den strukturierten Acryl-Oberflächen kann man sich wunderbar verlieren: Man sieht Risse und Furchen, wie sie in einem trockenen Flussbett entstehen. Sie werden durch Farben wie Blau, Violett und Grün zum Leben erweckt.
Ausschnitt des Bildes „Grüne Emotion“ (80 x 1000 cm) von Bozena Turkiewicz, Acryl auf Leinwand, Mixed Media. Foto: CS
Genau diese Farben sollen dem Betrachter dabei helfen, inneren und äußeren Frieden zu finden. Etwas, was auch die in Breslau geborene Künstlerin gesucht hat, als sie 2017 mit dem Malen anfing: Sie war in tiefer Trauer und die Kunst half ihr, diese zu verarbeiten. Die positive Kraft ihrer Werke soll auch auf den Betrachter übergehen: „Mit meiner Kunst, die Seele der Menschen zu berühren, macht mich glücklich“, sagt sie.
Robert Anthony – Abstrakte Farbspiele durch Nachtfotografie
Genaues Hinschauen erfordern auch die fotografischen Werke von Robert Anthony, der schon als Fünfjähriger mit seiner eigenen Kamera ablichtete, was ihm vor die Linse kam. Auf den ersten Blick sehen die hochglänzenden Bilder wie abstrakte Computer-Kompositionen aus.
Das Foto „Light Streets, Octoberfest“ (60 x 90 cm) von Robert Anthony. Foto: CS
Beim genauen Hinsehen entpuppen sie sich aber als Nachtaufnahmen verschiedener Orte – etwa des Oktoberfests in München. Durch lange Belichtungszeiten entstehen bunte Licht- und Farbspiele auf der Oberfläche, die die Fotos verschwimmen lassen, ohne jedoch die Erkennbarkeit der Orte aufzulösen.
Carina Kastenhuber – Frauenkörper und surrealistische Bildwelten
Erkennbares entdeckt der Betrachter auch auf den surrealistischen Bildern der im Landkreis München lebenden Künstlerin Carina Kastenhuber, die schon als Kind leidenschaftlich gerne zeichnete und später Kunstpädagogik in München studierte. Mit Acryl zaubert sie perfekt gemalte Figuren und Gegenstände auf die Leinwand: Herausragend ist dabei ihr Werk „Awareness“, das eine nackte junge Frau zeigt, die in einer Art Sanduhr steckt, in der sich ihr Körper auflöst und zerfließt. Ein kraftvolles Bild, das den Betrachter aufrüttelt und zum Nachdenken anregt: Geht es um die Vergänglichkeit der Schönheit? Des Seins? Bleibt nichts bestehen?
Ausschnitt des Bildes „Awareness“ (100 x 70 cm) von Carina Kastenhuber, Acryl auf Leinwand. Foto: CS
„Lange wollte ich den Betrachter anstupsen und ermutigen, bei sich selbst nachzusehen, indem ich die defizitären Zustände gespiegelt habe“, sagt die Künstlerin. Doch durch ihren eigenen Entwicklungsprozess hat sich ihr Blickwinkel verändert. „Heute nutze ich die Malerei, um Menschen positiv auf ihrem Weg der Selbstheilung zu unterstützen“, sagt sie. Selbstfindung, Selbstliebe und eine authentische Lebensführung sind ihr wichtig, weshalb sie sich auch zur kunsttherapeutischen Beraterin ausbilden ließ und sich auch in energetischer Heilarbeit weiterbildet.
Justynia Anthony – Frauenbilder, Sinnlichkeit und Stärke
In starkem Kontrast dazu stehen die Frauendarstellungen von Justynia Anthony, die seit 2006 als freischaffende Künstlerin ihrer Leidenschaft nachgeht. Mit ausdrucksstarken Pinselstrichen, kräftigen Farben und dunklen Konturen setzt die studierte Sozialpädagogin ihre lasziven Frauenfiguren in Szene. Ihre expressionistische Malweise bildet dabei einen spannenden Gegenpol zu den sinnlichen Posen und dem sexy Blick, mit dem die Frauen dem Betrachter direkt in die Augen schauen.
Ausschnitt des Bildes „Renate“ (100 x 80 cm) von Justynia Anthony, Öl auf Leinwand. Foto: CS
„Ich liebe es, Frauen zu malen, die eine innere Stärke und Selbstvertrauen haben, die ihre eigenen Bedürfnisse verstehen und ihre Gefühle, ihre Ziele und ihre Motive kennen“, sagt sie über ihre Kunst auf den Seiten der Online-Galerie „Saatchi Art“, über die sie unter anderem ihre Bilder verkauft. „Jede Frau hat eine Geschichte zu erzählen, die durch meinen Pinsel zum Ausdruck kommt.“ Im Atrium sind aber auch abstrakte Werke der in München lebenden Künstlerin zu sehen: farbstarke abstrakte Kombinationen mit pastosem Farbauftrag, die den Betrachter genauso berühren wie ihre Frauenfiguren.
Anita Bauer: Struktur, Blattmetall und Leichtigkeit
Eine Leichtigkeit vermitteln dagegen die Werke von Anita Bauer, einer gebürtigen Münchnerin, die im Landkreis Miesbach lebt. Ihre abstrakten Werke sind in hellen Farben gehalten und teilweise mit Blattmetall veredelt. Sowohl die Oberflächenstrukturen als auch Kompositionen, die sie mit Acrylfarbe erschafft, vermitteln dem Betrachter eine wohltuende Ordnung.
„Prinzensee“ (149 X 100 cm) von Anita Bauer, Acryl, Struktur, Alu auf Leinwand. Foto: CS
„Ich experimentiere gerne mit verschiedenen Materialien und Techniken, um neue Wege zu finden, meine Ideen umzusetzen“, sagt sie. Ihre Kunst sieht sie auch als einen Spiegel ihrer Persönlichkeit. „Sie ist ein Ausdruck meiner Emotionen und meiner Sicht auf die Welt“ und soll „…den Betrachter zum Nachdenken anregen oder einfach nur Freude bereiten.“
Zum Weiterlesen: Malerei ist mein Mutmacher