Shakespeare im neuen Gewand

Auf dem CD-Cover von „As An Unperfect Actor – Nine Shakespeare Sonnets“ ist Birgit Minichmayr im Shakespeare-Outfit zu sehen. Foto: Sascha Kletzsch

CD-Rezension

Was wäre, wenn Shakespeare im 21. Jahrhundert leben würde? Wie würden seine Werke klingen? Oder wie stellt man eine Verbindung zwischen seinen über 400 Jahre alten Sonetten und dem Jetzt dar? Die Schauspielerin Birgit Minichmayr und der Pianist Bernd Lhotzky haben zusammen mit Quadro Nuevo neun Shakespeare Sonette vertont und ihnen damit neues Leben eingehaucht.

Der weltbekannte, am Tegernsee geborene, Jazzpianist und Komponist Bernd Lhotzky hat mit „As An Unperfect Actor – Nine Shakespeare Sonnets“ ein musikalisches Meisterwerk produziert. Als ob William Shakespeares Sonette schon immer darauf gewartet hätten, ein musikalisches Gewand zu erhalten, bilden Text, Melodie und Begleitung eine unüberhörbare Einheit.

As An Unperfect Actor - Nine Shakespeare Sonnets
Bernd Lhotzky ist Jazzpianist und Komponist. Foto: Sascha Kletzsch

Bernd Lhotzky zeichnet sich verantwortlich für die Kompositionen und die Arrangements zu den neun Gedichten. Gemeinsam mit der österreichischen Schauspielerin Birgit Minichmayr, die schon am Wiener Burgtheater etliche Rollen Shakespeares verkörpert hat, analysierte er die Bedeutung und Farbigkeit jedes einzelnen Sonetts. Darauf gründend konnte er eine musikalische Bühne schaffen, auf der sich Minichmayr als Sängerin und Vortragende frei entfalten kann.

Birgit Minichmayr überzeugt

Für Birgit Minichmayr ist das Projekt ein Debüt, erstmals legt sie ein vollständiges Album als Sängerin vor. Die österreichische Schauspielerin überzeugt mit ihrer Musikalität und mit ihrer Interpretation. In den ersten Stücken der CD gleicht ihr Vortrag dem eines professionellen Gedichtvortrags. Ihre bestimmte, tiefe Sprechstimme und der altenglische Dialekt entführen den Zuhörer direkt in ein Theater des elisabethanischen Englands. Dabei sollten die in den 1590er Jahren geschriebenen 154 Sonette Shakespeares eigentlich gar nicht veröffentlicht werden. Der Schriftsteller sah sie, im Gegensatz zu seinen großen und weithin bekannten Bühnenwerken, als private Ausdrucksform an.

Im Verlauf der CD verändert sich die Erzählweise der Musiker. Was anfangs eher mittelalterlich klingt und männlich wirkt, wird zur Mitte und zum Ende hin zunehmend weiblicher und moderner. „My Mistress‘ Eyes“ und „When in Disgrace“ gehören eindeutig zur ersten Kategorie. Minichmayr agiert hier wie in einer klassischen Hosenrolle. Bei „When Most I Wink“ und „Sin of Self-Love“ überwiegen bereits weiblichere Züge. Spätestens ab „As an Unperfect Actor“ zeigt die Schauspielerin, was sie sängerisch zu bieten hat. Sie haucht, singt fein und legt trotzdem so viel Gehalt in ihre Alt-Stimme.

Perfektes Zusammenspiel

Mit Quadro Nuevo hat Bernd Lhotzky ideale Partner gefunden, seine musikalischen Ideen umzusetzen. Die Weltenbummler in Sachen Musik haben abseits der gängigen Genre-Schubladen eine ganz eigene Sprache der Tonpoesie entwickelt. Immer wieder darf der Zuhörer zwischendurch den Soli von Mulo Francel, Andreas Hinterseher und Bernd Lhotzky lauschen. Die Musiker haben das große Talent, Musik so leicht und mühelos wirken zu lassen, obwohl sie auf höchstem musikalischem Niveau spielen.

As An Unperfect Actor - Nine Shakespeare Sonnets
V.l.: Mulo Francel, Birgit Minichmayr, Andreas Hinterseher, D.D. Lowka, Philipp Schiepek und Bernd Lhotzky. Foto: Sascha Kletzsch

Das trifft auch auf den jungen Gitarristen Philipp Schiepek und den Kontrabassisten und Percussionisten D.D. Lowka zu. Mit ihrem rhythmischen Grove unterstützen sie das natürliche Metrum der Sonette in hohem Maße. So wirkt es, als ob Text und Musik schon immer zusammengehört hätten. Was sie in diesen neun Fällen ab jetzt auch tun. Bleibt nur noch zu hoffen, dass es bald eine Fortsetzungs-CD gibt, denn 145 Sonette sind ja noch ohne musikalisches Gewand.

Zum Weiterlesen: Musikalische Reise durch fremde Länder

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf