Bildung und Migration
Auf einer Sitzung des Netzwerks Integration wurde über die Zukunft der Asylarbeit im Landkreis Miesbach gesprochen. Foto: Monika Ziegler
Sitzung des Netzwerks Integration
Ein Zeichen gegen den Terrorismus wollen die im Landkreis beheimateten Religionen gemeinsam mit Flüchtlingen setzen. Das beschloss gestern auf Antrag von Süleyman Kaynak das Netzwerk Integration. Termin: 24. November, 18 Uhr, Rathausplatz Miesbach.
Der Vorsitzende des Türkisch-Islamischen Kulturvereins stieß bei den Mitgliedern des Netzwerkes bei der Sitzung in den Räumen des Alevitischen Kulturvereins in Hausham auf offene Ohren und Zustimmung. Die evangelische Pfarrerin Annika Sergel-Kohls schlug vor, sich in der kommenden Woche zu einem Friedensgebet am Rathaus in Miesbach zu treffen. Der Wunsch der zahlreich erschienenen Netzwerksmitglieder war es, ein regionales Signal für Menschlichkeit zu setzen. Alle Landkreisbürger sind herzlich eingeladen und aufgefordert, eine Kerze zum Gedenken an die jüngsten Opfer der Terroranschläge mitzubringen.
Es sprechen: Bürgermeisterin Ingrid Pongratz, Landrat Wolfgang Rzehak und Integrationsbeauftrager Max Niedermeier.
Lisa Braun-Schindler ließ die vergangenen neun Jahre der Arbeit im Netzwerk Integration Revue passieren. Die Sprecherin der Vereinigung von heute mehr als 33 Organisationen erinnerte an die Ziele: Kulturelle und zwischenmenschliche Begegnung ermöglichen und Hemmschwellen abbauen, interreligiöser Dialog und Kommunalpolitik sowie Presse und Öffentlichkeit zum Thema Integration sensibilisieren und informieren.
Wie soll es weitergehen?
In den vergangenen drei Jahren befasste sich das Netzwerk über den Arbeitskreis Asyl hauptsächlich mit diesem Thema. Der Integrationsbeauftragte des Landkreises Max Niedermeier gab einen Sachstandsbericht. Danach gibt es im Landkreis 700 Asylbewerber und 300 in der Erstaufnahme. Jede Woche kommen 40 Menschen dazu. Das Problem, so Niedermeier, sei, dass Flüchtlinge von offizieller Seite nur verwaltet würden. Die Integrationsarbeit selbst würde aber von ehrenamtlichen Helfern, zur Zeit etwa 400 im Landkreis, geleistet.
Lisa Braun-Schindler hob hervor, dass Niedermeier die notwendigen Strukturen aufgebaut habe, um auf die Herausforderungen des Flüchtligsthemas reagieren zu können. Sei in den vergangenen Jahren die Energie des Netzwerkes in die Asylarbeit geflossen, könne man sich jetzt wieder anderen Fragen zuwenden. „Wie soll es weitergehen, was liegt brach?“ fragte sie.
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Die drei Schwerpunkte der zukünftigen Arbeit
Bildung und Migration. Dazu gehören Frühförderung von Migrantenkindern ebenso wie Förderung für Übertritte in weiterführende Schulen. Der Anteil von Migrantenkindern, so Miesbachs Integrationsbeauftragte Inge Jooß, sei viel zu gering. Dazu müssten auch die Eltern eingebunden werden, wozu es bereits Projekte gibt.
Kaynak bestätigte die Notwendigkeit, Migranteneltern in die Bildungsarbeit einzubinden. Er werde mit dem Imam Recep Yamlaci, der ebenfalls an der Sitzung teilnahm, Elternbesuche absolvieren.
Ein zweites Thema schlug Pfarrer Matthias Striebeck vor. Es herrsche ein großer Bedarf für würdige Bestattungsformen von Menschen anderer Religionen.
Und drittens sieht sich das Netzwerk Integration weiterhin als Forum, in dem sich die beteiligten Gruppen gegenseitig sowohl bei praktischen Dingen als auch bei Information und Werbung von Veranstaltungen unterstützen können. Dazu dient ein interner Verteiler.
Schließlich schlug Süleyman Kaynak vor, auch wieder miteinander zu feiern, um sich besser kennen zu lernen. Auch dieser Vorschlag wurde von den Netzwerksmitgliedern gern angenommen. Und im nächsten Jahr wird das zehnjährige Bestehen sowieso festlich begangen.