Aufbruch mit dem Zukunftsforum
Vision vor 100 Jahren auf einer Postkarte (Leihgabe des Hamburger Postkartenmuseums). Foto: Susanne Gold
Sonntagsmatinee mit „anders wachsen“
Jetzt ist die Zeit, um Weichen für die Zukunft zu stellen. Das Zukunftsforum von „anders wachsen“ will einen konkreten Beitrag dazu leisten und mit einem großen Mitmachprojekt herausfinden, welche Visionen Menschen haben. Daraus sollen Handlungsimpulse für die heimische Gesellschaft abgeleitet werden.
Zur gewohnten Zeit der Sonntagsmatinee von „anders wachsen“, der Initiative von KulturVision e.V. und dem Katholischen Bildungswerk im Landkreis Miesbach, fanden sich eine Reihe Neugieriger ein, die per Zoomkonferenz die Auftaktveranstaltung der neuen Initiative erleben wollten.
Das Zukunftsforum ist eine folgerichtige Fortsetzung von „Dokurona“, dem Aufruf von „anders wachsen“ mitzuteilen, was Corona mit dem Einzelnen macht. Das Kunstprojekt wurde gern angenommen, 80 Teilnehmende schickten ihre Beiträge ein, per Wort, Bild, Foto, Musik, Skulptur, Theater oder Tanz äußerten sie ihre Gedanken und Gefühle.
Lesetipp: Dokurona online
Als im Herbst die zweite Welle kam, entschied sich das „anders wachsen“-Team für eine Fortsetzung. Jetzt aber wollten wir nicht den Status Quo beschreiben, sondern in die Zukunft blicken. Teammitglied Anja Gild formulierte es so: Man könne einen Beitrag zur Überwindung der Krise leisten, indem man in die Zukunft blicke und Visionen entwickle. Das stärke die Resilienz, also Widerstandsfähigkeit, die wir im Augenblick so dringend benötigen.
„anders wachsen“-Initiatorin Monika Ziegler und Anja Gild (Team „anders wachsen“). Foto: Petra Kurbjuhn/privat
Schon vor einigen Jahren hatte Susanne Gold den Blog Utopiensammlerin gegründet. Die Münchner Wissenschaftlerin publiziert hier Utopien unterschiedlicher Menschen. Sie erzählte, dass sie 100 Jahre alte Postkarten gefunden habe, auf denen zwei Menschen ein Bildtelefon in der Hand hielten, eine absolute Utopie und heute eine Selbstverständlichkeit. Diese Postkarte habe sie zu ihrer Idee geführt.
„anders wachsen“ will in einem ersten Schritt mit Susanne Gold kooperieren, später aber für den Landkreis Miesbach eine eigene Sammlung von Visionen einrichten und dabei alle Schichten der Bevölkerung einbeziehen. Gern soll diese Sammlung wiederum nicht nur Texte, sondern ebenso andere Kunstformen beinhalten, so dass das Thema von allen Seiten beleuchtet wird.
Die Referenten in der Zoomkonferenz: Monika Ziegler, Becky Köhl (Host), Anja Gild, Rainer Sachs, Susanne Gold und Corinna Heumann (im Uhrzeigersinn). Foto: Becky Köhl
Kunst ist ein wesentlicher Aspekt, um die Erfahrungen einer Gesellschaft abzubilden. Deshalb soll eine Ausstellung das Projekt begleiten. Corinna Heumann vom Frauenmuseum in Bonn berichtete von einem Vorhaben, genannt „Digitopia“, das digitale Welten in der Kunst thematisieren soll. Zunächst virtuell, später auch analog sind Künstlerinnen eingeladen, sich für diese Präsentation zu bewerben.
TV-Tipp: Zukunftsforum bei OLAtv.de
Mit Rainer Sachs konnte für das Zukunftsforum ein Wissenschaftler gewonnen werden, der Experte für Risiko- und Zukunftsforschung ist. Der promovierte Physiker setzt aber nicht nur auf die Ratio, sondern sagt: „Kunst und Natur sind Hilfen für die Zukunft.“ Man könne nicht wissen was kommt, aber man brauche Motivation und Aufbruchstimmung und dazu dienen Visionen. „Das Risiko löst sich nicht auf“, sagte er, aber aus der Kombination von Wissenschaft und Kunst könne man neue Wege entwickeln. Dazu brauche es neue Haltungen und neue Instrumentarien. Das Ziel ist es, die gesammelten Visionen zu analysieren und daraus Handlungsimpulse abzuleiten.
Utopiensammlerin Susanne Gold und Zukunftsforscher Dr. Rainer Sachs. Foto: privat
Dazu sollen von Anfang an Entscheidungsträger aus der Politik, Wirtschaft, aus Tourismus und Gewerbe einbezogen werden. Jeder Bürger, jede Bürgerin ist aufgerufen, die ureigenen Visionen darzustellen und bei KulturVision einzusenden. Wir sehen uns als eine Art Pilotprojekt, als Keimzelle Oberland für einen gesellschaftlichen Aufbruch.
Diese Aufbruchsstimmung wurde in der Diskussion deutlich. Wie wollen wir leben? Und was müssen wir heute dafür tun, um diese Visionen zu realisieren. Und so laden wir zu dem Mitmachprojekt ein: Aufruf an Bürgerinnen und Bürger, Künstlerinnen und Künstler: Schicken Sie uns Ihre Visionen in Wort und Bild.
Am 14. Februar 11 Uhr wird Dr. Marin Schneider, Theologe und Sozialethiker zum Thema „Resilienz stärken: was wir aus der Corona- und Klimakrise lernen können“ sprechen. Anmeldungen über KBW Miesbach.