Welche Aufgabe hat der Künstler?
Welche Aufgabe hat der Künstler? Dieser Frage stellten sich gestern vier Bildhauer im Gespräch mit einem interessierten Publikum: Marcus Golter aus Potsdam, Steffen Ahrens aus Rumpin bei Halle, Andreas Kuhnlein aus Unterwössen und Tobel aus Valley.
Hat der Künstler die Aufgabe, auf gesellschaftliche Themen aufmerksam zu machen oder soll er der Welt mit all dem Schlechten das Schöne entgegensetzen. Das war die grundlegende Frage, die ich als Moderatorin den vier Künstlern stellte. Zur Finissage der West-Östlichen Kulturbegegnungen waren zahlreiche Gäste ins Gewölbe des Waitzinger Kellers gekommen.
Marcus Golter stammt aus Stuttgart und war sofort nach der Wende zum Studium der Bildhauerei nach Halle/Saale gekommen. „Ich wollte figürliche Bildhauerei machen und das gab es im Westen nicht“, begründete er. Seine Arbeiten haben heikle Themen, wie „Amok“ und „Klone“. Diese existenziellen Fragen beschäftigen ihn, aber er will nicht missionieren. Kunst könne versuchen, einen Beitrag zum anderen Wahrnehmen zu leisten, meinte er, aber erst durch den Betrachter funktioniere die Übertragung seiner Vorstellungen.
Steffen Ahrens aus Rostock machte mehrere Umwege, bis er zur Kunst fand und in Halle an der Burg Giebichenstein studierte. Seine Werke sind von zeitloser klassischer Schönheit. Er wolle nicht den Schmerz der Welt, den der Mensch anrichte, darstellen, sagt er. Deshalb konzentriere er sich darauf, die Welt zu zeigen, wie er sie sich wünsche und wie sie auch immer mal wieder sei. Schön, so wie dieses Bayern.
Andreas Kuhnlein, der Landwirt, Schreiner und Bundesgrenzschutzbeamte aus dem Chiemgau fand ebenso über Umwege zur Kunst und ist heute ein weltweit gefragter Holzbildhauer. „Kunst ist mein Innerstes nach außen kehren“, bekannte er. In der Demokratie müsse ein jeder Künstler dazu beitragen, dass die Privilegien, wie Freiheit, erhalten bleiben. Er müsse die richtigen Fragen stellen und auch jungen Menschen vermitteln, dass der Staatsbürger die Pflicht habe, die Dinge zu hinterfragen.
Tobel aus Valley ist von der Energie des Steins fasziniert und will das Innere sichtbar machen, während er die raue Oberfläche unbehandelt lässt. Er arbeitet oft in Asien, wird eingeladen, Skulpturen im Öffentlichen Raum zu fertigen. Dabei lässt er die Menschen am Entstehungsprozess der Arbeit teilhaben und bringe sie somit der Kunst näher.
In der Diskussion mit dem Publikum kam die Ost-West-Problematik zur Sprache. Gibt es da noch eine Trennung? Eine Ost oder West Kunst? „Ich habe Eurer handwerkliches Können immer bewundert“, konstatierte Kuhnlein. In der DDR wurde Kunst viel intensiver wahrgenommen, meinte Golter, heute würde Kunst wenig gehört. Und was tue die Gesellschaft für die Kunst? fragte Tobel, wer entscheide, wer gefördert werde?
Der Künstler hat verschiedene Aufgaben: Die Zeit kritisch zu betrachten, Schönes zu schaffen, Menschen zu erreichen und zu sensibilisieren. Am wichtigsten ist es, dass der Künstler authentisch ist und seinen Weg unbeirrt geht. Und Kunst ist eine Möglichkeit, Menschen zusammen zu führen. Gerade in Deutschland ist das nach der Wiedervereinigung eine Riesenaufgabe.
Mit diesem Resümee gingen die West-Östlichen Kulturbegegnungen zu Ende.