Von der „Mönchshure“ zum starken Vorbild – Frauen in der Reformation
Gabriele Hesse liest Geschichten über starke Frauen während der Reformation. Foto: Ines Wagner
Ausstellung und Musikalische Lesung im Rahmen der Reihe „500 Jahre Reformation“
Frauen haben nichts zur Reformation beigetragen? Von wegen! Frauen haben sich lautstark und mutig am reformatorischen Streit beteiligt. Davon zeugt eine spannende Wanderausstellung, die derzeit Stopp in Hausham macht.
Die Frauen in der Reformationszeit, die ebenso mutig und gelehrig wie Männer die neuen Lehren Martin Luthers vertraten, blieben in der Geschichte lange unbeachtet. Insbesondere Adelige und Nonnen waren starke, gebildete Persönlichkeiten. Viele von Ihnen hielt es nicht mehr in den Klöstern, nachdem die Reformation ihren Beginn genommen hatte. Aber auch außerhalb der Klöster, nach Flucht und Anfeindungen, oft mittellos und schutzlos, war das Leben der als „Mönchshuren“ verschrienen ehemaligen Nonnen schwierig und gefährlich. Nichtsdestotrotz waren viele Frauen in ihrem Engagement für die causa Lutheri hochmotiviert, kreativ, zuweilen radikal und standen den Männern in nichts nach
„Ich war mehr als seine Rippe“
Auf 15 Tafeln werden anhand verschiedener Themen starke Frauenpersönlichkeiten und ihr Wirken in der Reformation dargestellt. Als Stifterinnen, Predigerinnen, Pädagoginnen, Ärztinnen, Publizistinnen und Verlegerinnen beispielsweise trugen sie auf ihre Weise zur Kirchenerneuerung bei.
Unter dem Motto „Ich war mehr als seine Rippe“ las Gabriele Hesse zur gestrigen Ausstellungseröffnung Geschichten von Mut, Anfechtung und Beharrlichkeit aus dem Leben von Katharina von Bora, ehemalige Nonne und spätere Ehefrau Martin Luthers, Argula von Grumbach und weiteren Frauen der Reformation. Die Texte aus Historischen Romanen u.a. von Asta Scheib, Ursula Koch und Silke Halbach, die sie dazu ausgewählt hatte, führten kurzweilig und spannend in das Thema ein.
„Endlich sagt einer die Wahrheit, und es ist eine Frau!“
Argula von Grumbach beispielsweise, nach der auch die Argulakirche in Hausham benannt ist, rief in einem Schreiben, das später zum viel gelesenen Flugblatt und damit zur Sensation wurde, die Universität und den Herzog zum theologischen Disput auf. Sie, die doch „bloß“ eine Frau war, das kam einem Affront gleich!
Ingo Veit begleitete die Lesung mit Lautenmusik. Foto: Ines Wagner
Doch Frauen wie Argula von Grumbach verschafften sich Gehör, eben weil sie gebildet waren und sich in der Bibel auskannten. Auch während der Bauernkriege waren es Frauen, die das Zepter in die Hand nahmen, beispielsweise wenn es für eine Stadt galt, unzählige Flüchtlinge, Frauen, Kinder und Greise aufzunehmen. Da übernahmen sie die Organisation, waren unerschrocken, zeigten Herz- und Menschlichkeit. Diese Geschichte, die Gabriele Hesse las, schlug einen bewegenden Bogen in unsere Gegenwart.
Die Reise zurück in ein Süddeutschland vor vor 500 Jahren begleitete Ingo Veit mit Musik aus der Zeit der Reformation. Zwischen den Geschichten und Textpassagen spielte er Stücke deutscher Lautenmusik von Hans Neusiedler und Bernhard Jobin.
Haushams Bürgermeister Jens Zangenfeind und Hubert Lacrouts. Foto: Ines Wagner
Die Ausstellung in den Räumen des Kunst- und Kulturhauses Hausham wurde von der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Miesbach-Hausham organisiert. Und neben Pfarrer Erwin Sergel, der eine kurze Einführungsrede hielt, war auch Michael Mannhardt, Katholischer Pfarrer der Gemeinde Hausham-Agatharied gekommen, zum Zeichen der Verbundenheit, wie er sagte. Parallel zur Ausstellung stellte die Leiterin der Gemeindebücherei Hausham, Margit Rühe-Krux, eine umfangreiche Medienausstellung zusammen. Und Hausherr Hubert Lacrouts freute sich über die zahlreich erschienenen Besucher der Vernissage und musikalischen Lesung.
Frauen der Reformation in der Literatur. Foto: Ines Wagner