Mit Farbe, Feuer und Leidenschaft
Eröffnung der Ausstellung in Hausham mit Dorothee Geißler, Cornelia Hinkel, Hanni Harzenetter, Josef Schaftari und Lisbeth Leidgschwendner (v.l.). Foto: mi
Ausstellung in Hausham
Acryl und Bleistift, Collage und Keramik und als letzter Kick Champagnerkreide: Der Kunstkreis Hausham hat mit den Künstlerinnen Hanni Harzenetter, Cornelia Hinkel und Dorothee Geißler eine große Ausstellung kuratiert.
Josef Schaftari, 2. Bürgermeister der Gemeinde Hausham, kam vor der Zeit und schaute sich die Kunstwerke aufmerksam an. In seiner Eröffnungsrede brachte er es dann auf den Punkt: Die eine liebt Farben, die andere spielt mit dem Feuer und die dritte lässt alles offen. Und um es gleich vorwegzunehmen: Das Ergebnis ist eine Wucht. Die Werke der drei Künstlerinnen ergänzen sich und harmonieren — in all ihrer Unterschiedlichkeit — auf fast kongeniale Weise.
Ein guter Fang: Professionelle Gäste bei der Ausstellung in Hausham
Noch vor wenigen Tagen herrschte kreatives Chaos im Kunsthaus Hausham — die drei Künstlerinnen bereiteten ihre Ausstellung vor und wirbelten herum: Hanni Harzenetter stand auf der Leiter und rückte das letzte ihrer drei großformatigen Moorbilder zurecht, Cornelia Hinkel trug Keramikfiguren hin und her und platzierte sie auf Sockeln, und Dorothee Geißler prüfte mit der Wasserwaage, ob ihre Bilder auch gerade hängen. Zwischendurch prüften die drei Damen, diskutierten und korrigierten. Und in all dem Wirbel sah man bereits, dass dies eine große Ausstellung wird.
Mit Hanni Harzenetter und Cornelia Hinkel stellen im Kunsthaus Hausham dieses Mal zwei Gast-Künstlerinnen aus Kolbermoor und Dingolfing aus. Und genau das ist es, was den Kunstkreis Hausham so lebendig, interessant und immer wieder neu macht: das Netzwerken mit anderen Künstlerinnen und Künstlern, die Offenheit für andere Perspektiven und Ideen, die Einladungen an andere, sich und ihre künstlerischen Werke im Kunsthaus zu präsentieren.
Dorothee Geißler, Hanni Harzenetter und Cornelia Hinkel (v.l.). Foto: mi
Wer sind die drei Künstlerinnen der Ausstellung in Hausham?
Spielt mit dem Feuer: Cornelia Hinkel
Cornelia Hinkel, studierte Keramikerin, modelliert Skulpturen aus Ton – etwas, das sie schon im Kindesalter begonnen hat. „Aber man muss ja was Anständiges lernen“, sagt sie lachend, „und da habe ich erstmal Krankenschwester gelernt.“ Die Liebe zum Ton war stärker: Mit 26 Jahren begann sie eine Ausbildung zur Keramikerin, besuchte die staatliche Fachschule für Keramikgestaltung und setzte ein Studium für künstlerische Keramik obendrauf. Sie nahm es ernst. Seit inzwischen sechzehn Jahren hat Cornelia Hinkel ihr eigenes Atelier und arbeitet als Vollzeit-Künstlerin. „Einfach ist das nicht“, sagt sie, aber man merkt ihr an, wieviel Spaß es ihr macht. Ihr Ehemann, der als Bio-Landwirt in Niederbayern Mohn anbaut und diverse Kräuter-Öle presst, ist beim Aufbau der Ausstellung mit Engagement dabei. Oft gibt es Besuchergruppen auf dem Bauernhof, erzählt Hinkel, und dann wird Kunst und Biolandwirtschaft im Doppelpack präsentiert.
Cornelia Hinkel mit ihrer Keramikgruppe „Verwandlung“. Foto: mi
Cornelia Hinkel arbeitet intuitiv, wie sie sagt. Sie lässt Formen ganz unterschiedlicher Art entstehen, Kreise, Halbkreise, Linien, die sich ineinander schmiegen, Menschen und Flügelfiguren. Die modellierten Figuren werden zweimal im Elektroofen gebrannt, danach kommen sie ins offene Feuer. Der Rauchbrand gibt den Keramiken dann einen ganz eigenwilligen Farbverlauf – es entstehen Feuerzeichnungen. „Ich modelliere, das Feuer macht die Oberfläche“, sagt Hinkel, in deren Garten in Niederbayern man auch Keramiken von bis zu 2,60 m Höhe bestaunen kann.
Lässt alles offen: Hanni Harzenetter
Hanni Harzenetter vor ihren Diptychons einer Moorlandschaft. Foto: mi
Die zweite Gast-Künstlerin ist Hanni Harzenetter, und sie hantiert nicht mit Ton, sondern mit Papier, Pinsel, Bleistift und Farben. Schon als junges Mädchen hätte sie ein enormes Interesse am Malen gehabt, erzählt sie, sich aber nicht getraut, Kunst zu studieren. Zu unsicher sei das gewesen, sie hätte erst mal Geld verdienen müssen und wurde Grundschullehrerin. Sie mochte ihren Beruf, weil er so vielseitig war und sie auch Musik und Kunst unterrichtete, aber dennoch: Das i-Tüpfelchen fehlte. Und so begann sie, als ihre drei Kinder aus dem Haus waren, Kurse zu belegen und absolvierte — nach Beendigung ihrer Berufszeit — einen zweijährigen Studiengang Grafik und Malerei. Es war genau das, was sie brauchte. Von Stund an zeichnete sie, malte, radierte, schüttete – sie probierte alles aus, was man sich denken kann.
Inzwischen konzentriert sie sich im Wesentlichen auf Acrylmalerei und Zeichnungen. Etliche ihrer Bilder sind großformatig und erfordern, wie sie selbst sagt, viel Kraft – etwas, was man der zierlichen Dame gar nicht zutraut. Die Bleistiftzeichnungen wiederum sind von einer enormen Zartheit gekennzeichnet – Hanni Harzenetter kann beides. Die Künstlerin lässt sich von ihren täglichen Spaziergängen und auch durch die Arbeit im Garten inspirieren – nie malt sie nach einer Vorlage, die Ideen entstehen im Kopf. Was dann auf dem Papier entsteht, ist zwar nicht gegenständlich, lässt aber durchaus Gestalt erkennen — mal mehr, mal weniger. Gern überlässt sie die Interpretation dem Betrachter.
Von Farben getriggert: Dorothee Geißler
Dorothee Geißler mit Bade-Ente. Foto: mi
Die dritte im Bunde ist, last but not least, Dorothee Geißler, langjähriges Mitglied im Kunstkreis Hausham. Auf ihre farbenprächtigen Bilder und Collagen darf man sich wie immer freuen. „Ich werde tatsächlich durch Farben getriggert“, erzählt die Künstlerin und fügt lachend hinzu „Das Leben ist bunt und ich bin bunt.“ Fast sogartig wird der Betrachter tatsächlich von Dorothee Geißlers Farben in den Bann gezogen. Die Künstlerin malt mit Acryl und diversen Mischtechniken und es entstehen Bilder, die zwischen abstrakt, surreal und gegenständlich changieren. Oftmals werden Geschichten erzählt, und es gibt etwas zu entdecken. Was zum Beispiel geht in den Köpfen der Menschen vor, die sich hinter den bunten Blüten verbergen? Haben sie „Fun“, wie ein Wort zwischen den Blumen suggeriert, oder suchen sie nach einer „Chance“? „Ja, nein – vielleicht!“, flüstert ein unterlegter Zeitungsartikel. Gern wüsste man auch, welches Licht dem Mädchen mit der Bade-Ente aufgeht, aber die Künstlerin lässt uns mit unseren Gedanken allein. Dem Spaßfaktor tut das allerdings absolut keinen Abbruch.
„Wenn ich male“, erzählt Dorothee Geißler, „gerate ich in einen Sog, male stundenlang und brauche nichts anderes mehr – es ist das pure Glück für mich.“
Glücklich sind die drei Künstlerinnen auch bei der Vernissage. Sie freuen sich darüber, dass so viele Besucher gekommen sind. Die wiederum, so höre ich ringsum, sind beeindruckt und suchen das Gespräch mit den Künstlerinnen.
Ja, nein, vielleicht? Nein, unbedingt sollte man diese Ausstellung vom Kunstkreis Hausham besuchen. Sie ist erstklassig.
Zum Weiterlesen: Frauen-Power in Hausham