Ein Sommerfest fürs Auge in der Gemeinde Hausham
Gäste bei der Vernissage. Foto: mi
Ausstellung in Hausham
Die neue Ausstellung im Kunsthaus der Gemeinde Hausham ist ein explosives Gemisch an Farben, Formen und Techniken, und obendrauf voll übersprudelnder Ideen. Gina Konrad, Traudl Saller und Manfred Priller zeigen ihre Kunst.
Sie hat schon einen „wow“-Faktor, diese neue Ausstellung im Kunsthaus Hausham. Es ist ein Auftritt von drei Künstlern, die zu den ersten Mitgliedern des Haushamer Kunstkreises gehören. Manfred Priller erinnerte in seiner Eingangsrede bei der Vernissage daran, dass es eine Kulturreferentin der Gemeinde Hausham war, die 2003 mit der Idee an ihn herantrat, einen Kunstkreis zu gründen.
Die Gemeinde Hausham – Förderer von Kunst und Kultur
Schon zwei Jahre später gab es eine erste Ausstellung mit fünf Künstlern, im Jahre 2008 waren dann schon vierzig Aussteller mit von der Partie. Grund genug für Manfred Priller, sich ausdrücklich sowohl bei der Sparkasse, die die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, als auch bei der Gemeinde Hausham zu bedanken, die nicht nur die Unterhaltung des Kunsthauses übernimmt, sondern auch die Poster und Flyer finanziert. „Ich kenne wirklich keine Gemeinde, die so etwas macht, das ist etwas ganz Besonderes und wir wissen das zu schätzen“, so Manfred Priller. Der anwesende Kämmerer der Gemeinde nahm es erfreut zur Kenntnis.
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Gina Konrad, Traudl Saller und Manfred Priller sind längst allen Kunstinteressierten im Landkreis bekannt. Wer nun aber denkt „kennen wir ja alles schon“, hat sich gewaltig geirrt: Die drei Künstler haben sich nicht nur enorm weiterentwickelt, sondern zeigen eine Experimentier- und Ideenfreude, die regelrechte Freude macht.
Das Markenzeichen der Ausstellung ist denn auch die enorme Vielfalt an Farben und Formen — abstrakt wie gegenständlich — sowie die Fülle an Themen, die die Künstler hier auf Papier, Folie, Leinwand oder Holz bringen. Langeweile kommt da nicht auf.
Auch die Vielzahl der unterschiedlichen Techniken beeindruckt: Da gibt es nicht nur Aquarelle und Acrylbilder, nein, da wird auch — wie wir es von Gerhard Richter kennen — mit einem Spachtel „gerakelt“, mit Pouring-Techniken experimentiert, Alkydharze (eine Art Lack) und das Mineralölprodukt Bitumen (das man eigentlich eher in Straßenbelägen vermutet) finden Verwendung, gewöhnlicher Split konkurriert mit Glitzersteinchen von Swarovski. Zuweilen fließt auch Alkohol — aber statt in die Kehle aufs Papier.
Die Alleskönnerin: Gina Konrad
Gerakelte Sommerbilder von Gina Konrad. Foto: mi
Gina Konrad, die eine längere künstlerische Pause eingelegt hat, meldet sich mit enorm farbintensiven abstrakten Bildern in Rakeltechnik zurück. Die gleich am Eingang hängenden Bilder bestechen durch ihre flächigen, geometrischen Figuren und versetzen den Besucher sofort in eine bunte Sommerlaune. Dass Gina Konrad aber auch gegenständlich kann, zeigt sie mit ihren Stillleben in Acryl, mit ihrer „Altstadt“, dem impressionistisch anmutenden „Gestade“ (hervorragend!) sowie mit ihren Aquarellen mit indischen und ägyptischen Themen. In ihre grün-gelbe, meisterlich gemalte Landschaft möchte man sofort hineinspazieren.
Gina Konrad mit Landschaft. Foto: mi
Die Augenzwinkernde: Traudl Saller
„Ammenhai“ von Traudl Saller. Foto: mi
Traudl Saller entführt uns zu den Mönchen im fernen Tibet, wirft einen Blick in die Unterwasserwelt und irritiert den Betrachter mit dem Bild „Augenfehler“, in dem sich ein Kippbild versteckt und auch sonst, auf den zweiten Blick, einige geometrische Unstimmigkeiten zum Vorschein kommen. Das Augenzwinkern setzt sich bei ihrem Vogel — oder ist es eine Ziege? — fort.
Traudl Saller mit ökologischem Fußabtritt. Foto: mi
Traudl Saller malt wie immer mit sehr klaren Linien und unter Einsatz von starken Farben. Bei ihrer phantastischen „Frau Grün“ weicht sie jedoch von diesem Konzept ab, die Pinselführung ist deutlich freier und liberaler. Im Übrigen widmet sich Traudl Saller, ganz zeitgemäß, auch dem Thema Ökologie – das Ergebnis ist ebenso witzig wie gekonnt.
Der Experimentierfreudige: Manfred Priller
Regenwald mit Avataren von Manfred Priller. Foto: mi
Manfred Priller zeigt einige Porträts, brilliert aber vor allem mit seinen vorwiegend großformatigen Mischtechnik-Bildern. Da gibt es dramatisch anmutende Abstrakte, die den Betrachter in ihre Tiefe ziehen; da gibt es ein mit wunderbaren Komplementärfarben gemaltes Unterwasserbild sowie ein exotisches Regenwald-Bild; und mit dem „Freudentanz“ und dem „Anfang und Ende“ sind ihm kleine Meisterwerke gelungen.
Priller mit „Anfang und Ende“. Foto: mi
Auch die kleineren Pouring-Werke nötigen Respekt ab. Dass Manfred Priller auch Humor kann, beweist er mit seinem Jaga-Stammtisch, einer äußerst vergnüglichen Milieustudie der bayerischen Stammtischkultur.
Keine Frage also: Diese Ausstellung darf man sich nicht entgehen lassen. Wer nicht hingeht, hat definitiv etwas verpasst.