Kunst trifft Zahnheilkunde – Ausstellung in Schliersee

Ein Werk von Konrad Broxtermann ist Teil der Ausstellung in der Zahnheilkunde Schliersee. Foto: Selina Benda

Ausstellung in Schliersee

Der Gang zum Zahnarzt ist in den meisten Fällen wohl keine Lieblingsbeschäftigung der Allgemeinheit. Doch wenn man diesen Termin mit etwas Schönem verbinden kann, steigt die Laune sogleich. In der Gemeinschaftspraxis Zahnheilkunde Schliersee sorgt nun eine Ausstellung mit Fotografien von Florian Guggenbichler und Werken von Konrad Broxtermann für diesen positiven Effekt.

Zahlreiche Gäste füllten die Praxisräume vergangene Woche, als die Gemeinschaftspraxis Zahnheilkunde Schliersee zur Vernissage eingeladen hatte. Maria Holzer an der Zither und Sepp Grundbacher sowie Heiner Oberhorner an den Gitarren umrahmten diese musikalisch. Die drei Musikanten sind Teil des Haushamer Bergwachtgsang, dem Franz Hagg jeden Morgen gerne im Radio lauscht. Der Zahnarzt hatte mit seiner Praxismitinhaberin, Zahnärztin Kathrin Spiegl, eingeladen, um die Eröffnung der Ausstellung zu feiern.

Bildnisse der Heimat

Es ist aber nicht das erste Mal, dass der Schlierseer Florian Guggenbichler in den Praxisräumen eine Ausstellung hat. Winterbildnisse seiner Heimat zierten dort vor einiger Zeit bereits die Wände, doch durch die Pandemie konnten sich davon nur die wenigen Patienten ein Bild machen. Weil diese so gut ankamen, fragten die Zahnärzte bei dem Konditormeister des Café Mesner nochmal an, diesmal sollten es jedoch passenderweise Sommerbilder sein.


Entenküken am See von Florian Guggenbichler. Foto: SB

„Da musste ich dann schon schauen, wie ich das so schnell hinbekomme“, erinnert sich der leidenschaftliche Fotograf schmunzeln. Denn neben seiner Arbeit in der Backstube, dem Gästehaus der Familie in Fischbachau und der Zeit mit der Familie, verbringt er seine Zeit liebend gerne beim Rudern auf dem Schliersee oder auf dem Motorrad. Bei den Rundfahrten durch die Heimat ist die Kamera aber immer dabei, denn die meisten Motive seiner Fotografien geraten dem Schlierseer sehr spontan vor die Linse.


Das Foto der Rinder im Stall in der Ausstellung in Schliersee. Foto: SB

Wie etwa der Blick in einen geöffneten Rinderstall am Abend. „Da war ich auf der Heimfahrt mit dem Motorrad und an diesem Stall fahre ich oft vorbei, doch damals war er zum ersten Mal geöffnet und machte den Blick auf die Szenerie im Inneren frei.“ Nur ein kleines Licht an der Stalldecke erhellte die Kühe, wie sie ihr Abendessen nach einem Tag auf der Weide genossen. „Das Bild strahlt so eine Ruhe aus“, findet Florian Guggenbichler und behält damit Recht.


Der letzte Schnee auf dem Berg und die Hausham Alm. Foto: SB

Beim Fotografieren verfolgt er die Intention, die Natur und Landschaft seiner Heimat wieder sichtbarer zu machen, „weil wir uns viel zu sehr an diese Schönheit gewöhnt haben.“ Seit 35 Jahren zählt das Fotografieren zu seinem Hobby, viele Fotoreisen rund um den Globus führten den 54-Jährigen an die schönsten Orte der Welt. Doch in einer Zeit, in welcher das digitale Erleben immer mehr an Macht gewinne, würden die Menschen das Auge für die kleinen feinen Dinge im Leben verlieren. „Wenn ich durch den Sucher meiner Kamera schaue, sehe ich die Welt anders“, erklärt er.

Den Blickwinkel schärfen

Und obwohl ihn mittlerweile die Sportfotografie immer mehr fasziniert, hat Florian Guggenbichler wunderschöne Momente in seiner Heimat eingefangen und auf Leinwand gebracht. In den Praxisräumen treffen nun kleine Entenküken auf große Rindviecher, bunte Szenen auf dem Herbstfest Rosenheim auf stille Sonnenuntergänge am See. Dass sein Hobby die Familie stark mit einbezieht ist schon anhand der spontanen Fotosessions am Straßenrand, wenn mal wieder ein Motiv beim Ausflug ins Auge des Fotografen fällt, gegeben.


Bildnisse seiner Heimat sind in der Ausstellung in Schliersee zu sehen. Foto: SB

Doch auch seine Kinder sehen ihre Umwelt mittlerweile anders, so zeigt ein Motiv den Blick aus dem Küchenfenster der Guggenbichlers auf die Berglandschaft. „Diesen Ausblick haben wir jeden Tag, aber erst meine Tochter hat mich darauf gebracht, dass das ein schönes Foto wäre“, erzählt der stolze Vater. Mit seinen ehrlichen und nicht manipulierten Bildern möchte er die Räume und Horizonte der Menschen erweitern und ihr Bewusstsein für den etwas anderen Blickwinkel schärfen.

Ausstellung mit Fotografie und Bildhauerei

Das Bewusstsein für seine Leidenschaft, trug Konrad Broxtermann eigentlich schon seit seiner Kindheit in sich. Als Sohn eines Steinmetzes war er schon von Beginn an mit den Arbeiten rund um dieses Naturmaterial vertraut. Doch sein Weg führte ihn zunächst in die Krankenpflege, ein kurzes Gastspiel, denn schon drei Jahre nach seinem Examen begann der geborene Bad Iburger ein Praktikum für Bronzeguss bei Bildhauer Ulrich Conrad.


Der Bildhauer Konrad Broxtermann und seine Tänzerin aus Marmor. Foto: SB

Es folgte eine Ausbildung zum Steinmetz und Steinbildhauer in Biberach und der Abschluss als Bildhauermeister im Breisgau in Freiburg. Seit 2002 ist Konrad Broxtermann freischaffender Bildhauer und hat seine Steinwerkstatt in Waakirchen. Neben Auftragsarbeiten und Restaurierungen, widmet er sich auch der freien Kunst und ein paar seiner Werke sind nun ebenfalls in der Praxis in Schliersee ausgestellt.

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Wie etwa zwei Köpfe eines Paares, welche sich in ihrer Zuwendung eins werden aus dem besonderen Laaser Marmor aus dem Vinschgau. „Dieses hochwertige Material lässt sich vor allem zu stark abstrahierten und vereinfachten Motiven am besten bearbeiten“, erklärt der Bildhauer. „Steingerechter“ nennt er diese Reduktion auf das Wesentliche, wie man auch an der großen Tänzerin sieht, welche ebenfalls aus dem zart-weißen Marmor gefertigt wurde. Diese ist Konrad Broxtermanns Semsterarbeit gewesen, als Vorbereitung auf die Meisterprüfung.


Das Möbiusband aus Sandstein des Steinbildhauers. Foto: SB

Aber auch Sandstein in Form des Möbiusbandes – welches eine Fläche bezeichnet, die nur eine Kante und Seite hat und eigentlich aus der Mathematik und Physik stammt – hat der Bildhauer verarbeitet. „Die ursprüngliche Zeichnung sieht toll aus und es war faszinierend, diese Form herauszuarbeiten“, erzählt er. Neben den steinernen Arbeiten, schnitzt der Waakirchner auch gerne und stellt in Schliersee ein Paar, welches eng umschlungen auf einer Bank sitzt, aus. „Bei Holz kann man viel filigraner werden, mich reizt die Bearbeitung und ich kann über das stilisierte hinaus gehen.“

Jedem Ende wohnt ein Anfang inne

Wie Konrad Broxtermanns Arbeiten in die Praxisräume kamen, erzählte Zahnarzt Franz Hagg bei seiner Ansprache. Denn die beiden Männer verbindet die Liebe zur Musik, als Duo haben sie sogar schon eine gemeinsame CD aufgenommen. „Alles auf Plattdeutsch gesungen, ich wusste die ganze Zeit zwar nicht was ich da singe, aber es hat Spaß gemacht“, erinnerte er sich lachend. Von Bob Dylan bis Herbert Pixner – mit Akkordeon und Gitarre spielen die Freunde gerne gemeinsam einen auf. Viel mehr Zeit für sein musikalisches Hobby hat der Zahnarzt nun auf alle Fälle, denn mit der Vernissage feierte Franz Hagg auch seinen Eintritt in den Ruhestand.


Emad Alwaa (l.) führt die Gemeinschaftspraxis in Schliersee zukünftig mit Kathrin Spiegl. Franz Hagg geht in den Ruhestand. Foto: SB

Nach 45 Jahren als Zahnarzt und acht Jahren gemeinsam mit Kathrin Spiegl in der Gemeinschaftspraxis in Schliersee tätig, sei nun „Schicht im Schacht“ wie er verkündete. „Mittlerweile freue ich mich auf den Ruhestand“, gestand der Zahnarzt und dankte seiner Mitinhaberin sowie dem gesamten Praxisteam für die gute Zusammenarbeit. Mit Zahnarzt Emad Alwaa habe er zudem einen würdigen Nachfolger gefunden, der zukünftig als Mitinhaber in der Zahnheilkunde Schliersee praktizieren wird. „Besser hätte ich es mir nicht schnitzen können, nun kann ich beruhigt die Praxis übergeben“, sagte Franz Hagg.


Maria Holzer, Sepp Grundbacher (r.) und Heiner Oberhorner umrahmten die Ausstellungseröffnung musikalisch. Foto: SB

„Als ich von Hamburg hierher gekommen bin, war mir sofort klar, dass der erste Eindruck von Bayerns Kultur, nur Bier und Lederhosen, so gar nicht zutrifft“, erklärte Emad Alwaa. Ihm sei es deshalb besonders wichtig, in den Praxisräumen ein Stück der wahren Kunst- und Kulturlandschaft zu zeigen. Die Patienten und Besucher freut dies bei der momentanen Ausstellung, auch in Zukunft bestimmt hinterlässt die Kunst im besten Fall einen positiven Begleiteffekt und der nächste Gang zum Zahnarzt ist dann vielleicht sogar mit Freude verbunden.

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