Das Autokino ist zurück
Eberhoferkrimi & Co. – Autokino als neues Erlebnis im Tegernseer Tal. Foto: IW
Kino am Tegernsee
Der strömende Regen am Montagabend verhinderte nicht die gelungene Vorstellung der neu etablierten Kinoleinwand am Parkdeck der Spielbank in Bad Wiessee. „Leberkäsjunkie“, der sechste Eberhofer-Krimi, war ein weiterer Hit des ersten Autokinos im Landkreis Miesbach.
Autokinos riechen nach Abenteuer, Freiheit und ein bisschen nach Prärie. Wer braucht das nicht in einer Zeit, in der „daheim sein“ zur neuen Lebensform geworden ist? Carmen Obermüller hat nicht lange gezögert. Die Betreiberin des gut frequentierten Kino am Tegernsee in Weissach eröffnete das erste Autokino des Landkreises mit Unterstützung der Tegernseer Tal Tourismus GmbH als Antwort auf die Corona-bedingten Einschränkungen am 11. Juni mit großem Erfolg.
Lesetipp: Kino am Tegernsee in der 33. Ausgabe der KulturBegegnungen, S. 17
Leuchtstäbe, Magnetmatten, perfekte Organisation
Reibungslos verlief der logistische Ablauf, der notwendig ist, um das Kinoerlebnis auf dem Dach der Parkgarage der Spielbank möglich zu machen, auch beim Eberhofer Krimi, der bereits vierten Vorstellung des neuen Autokinos. Neun Stockwerke schlängelten sich die Fahrzeuge durch das Gebäude bis zum Ticket-Check. Am zehnten warteten regentauglich gekleideten Einweiser mit Leuchtstäben darauf, die Autos einzuweisen. Die kleineren vorne, die großen hinten, damit alle etwas sehen.
Zum wahren Kinoerlebnis gehören neben Getränken, die der Linie schaden, auch Popcorn. Beides wird bei jedem Wetter am Rande des Parkgeländes angeboten. Im Auto darf dann laut geraschelt werden, ohne dass sich jemand in der Vorderreihe empört umdreht. Die Füße am Armaturenbrett, die Lautstärke bequem über das Autoradio geregelt, auf der Frequenz 99,0 empfangen. Das Kinowohlgefühl stellt sich ein.
Trotz Coronaregeln und Scheibenwischer – es kommt Stimmung auf. Foto: IW
Nur am Rande bemerkt der Kinobesucher die vielen Details, an die die Veranstalter denken müssen. Bei manchen Fahrzeugen lassen sich die Standlichter nicht abschalten, sobald die Scheibenwischer betätigt werden. Im Nu decken Helfer Scheinwerfer sowie Rücklichter mit Magnetplanen ab, sodass nur noch darauf gewartet werden muss, dass sich das natürliche Licht langsam zurückzieht. Um 21.15 Uhr ist es dann so weit. Die Dunkelheit umhüllt das Parkdeck, die Regionalwerbung weist auf weitere Unternehmen hin, die harten Zeiten strotzen und Eberhofer hat die 50 Quadratmeter Leinwand schlussendlich für sich.
Autokino als weiterer Schritt eines innovativen Unternehmens
Um Menschen aus ihren bequemen vier Wänden in den Kinosaal zu locken, dafür hat sich Carmen Obermüller mit ihrem Kino in Weissach auch schon vor der Coronazeit einiges einfallen lassen. Modernste Technik bei Ton und Bild, hohe Sitzqualität, Filmmatineen mit anwesenden Regisseuren und Live-Übertragungen aus renommierten Opernhäusern machten das Kino in den letzten Jahren beliebt. Ab 25. Juni öffnen sich auch die Türen der beiden Kinosäle unter Einhaltung der aktuellen Abstands- und Hygieneregeln wieder für Besucher.
Läuft am Samstag, den 20.6. um 21 Uhr – Bohemian Rhapsody:
Wenn auch nicht klassisch, wird Musik auch im Autokino nicht zu kurz kommen. Bei „A star is born“ kommen Lady Gagas Stimme und ihr schauspielerisches Talent zur Wirkung, in „Bohemian Rhapsody“ darf das Autoradio auf volle Lautstärke gedreht werden, um in Freddy Mercurys Charisma einzutauchen. Bis Ende August gibt es blockweise weitere spannende Filme zu sehen. Bei Interesse ist auch an eine Verlängerung im September gedacht. James Bond in „Spectre“ darf dabei natürlich nicht fehlen und wartet im weißen Anzug auf den Einlass aufs Parkdeck der Spielarena. Der Film „Joker“, der am Sonntag unwetterbedingt ausfallen musste, wird im Laufe des Sommers nachgeholt.
Gestylt oder im Pyjama
Ob zum jeweiligen Film entsprechend gestylt oder im Pyjama, dickem Pulli und Decke, mit mitgebrachtem Picknick oder vor Ort erstandenem Popcorn – der Abend ist ein Erlebnis. Selbst wenn eine alte Autobatterie wegen zu viel Scheibenwischertätigkeit und dem Betreiben des Gebläses den Dienst aufgibt – Helfer stehen mit Ladekabeln bereit und stellen sicher, dass auch der letzte Besucher das Gelände mit einem zufriedenen Lächeln verlässt.
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