Traum mit Ballettschule Holzkirchen
Die Tänzer der Ballettschule Holzkirchen faszinierten im „TraumTheater“. Foto: SB
Inszenierung der Ballettschule Holzkirchen
Klackernde Spitzenschuhe, wehende Tüllröcke und strahlende Gesichter – am vergangenen Wochenende war es wieder soweit. Rund 350 Tänzer der Ballettschule Holzkirchen schwebten über die Bühne des Waitzinger Kellers Miesbach und trugen ihr Publikum hinfort in die Welt des TraumTheater. Eine wahrlich traumhafte Inszenierung von Tanzpädagogin Isabella Winkler.
Ist das die Realität oder noch ein Traum? Das mag sich so manch ein Besucher der mittlerweile vierten Tanzinszenierung der Ballettschule Holzkirchen gefragt haben als er in die laue Sommernacht hinaustrat. Denn was das Publikum in den zwei Stunden vorher im großen Saal des Kulturhauses erlebt hatte, glich einem magischen Traum aus Tanz, Theater, Musik und purer Lebensfreude. Nach „Tanzbegegnungen“, „Tanzberührungen“ und „Cirque du Ballet“ erweckten die Tänzer in „TraumTheater“ ein fiktives Theater zum Leben und hauchten damit ihrem Publikum frische Lebensgeister ein. Isabella Winkler, Leiterin der Tanzschule, hatte sich wieder ein intensives, abwechslungsreiches und überraschendes Tanztheater ausgedacht, dass seines Gleichen sucht.
Eine Hauptrolle für viele Tänzer
Mehrere Tänzer konnten Dank Semiotik die Hauptrolle des Mädchens im weißen Spitzenkleid spielen. Foto: SB
Die Geschichte handelt von einer erwachsenen Tänzerin, die nach ihrer Ballettstunde in einen tiefen Schlaf fällt. Als sie erwacht ist sie ein Kind und träumt sich nun durch ein erwachendes Theater, bis sie wieder als die Tänzerin aufwacht, die sie zu Beginn war. Das Besondere an dieser Geschichte: Isabella Winkler bediente sich dabei der Semiotik und besetzte die Hauptrolle nicht mit einer Person, sondern gab einem Kleid diese Funktion. Dadurch konnten viele Schüler das weiße Spitzenkleid szenenweise bespielen und trugen somit zum Verlauf der Handlung maßgeblich bei. Doch das war nicht die einzige der vielen Überraschungen in dieser Vorstellung der Ballettschule Holzkirchen.
Träumen mit der Ballettschule Holzkirchen
Die Leiterin der Ballettschule Holzkirchen Isabella Winkler. Foto: SB
In jeder einzelnen Szene wurde das begeisterte Publikum nicht nur mit neuen atemberaubenden Kostümen, sondern mit einer völlig neuen Szenerie, Musik und Choreographie überrascht. „Ich bin gespannt, was wir im Theater erleben können, wenn wir uns trauen zu träumen“, sagte Isabella Winkler zum Auftakt. Sie spielte kurz, aber nicht minder humorvoll, eine strenge Ballettlehrerin und überließ dann ganz ihren Schülern, die zwischen vier und 40 Jahren alt sind, die Bühne.
Kleine Bienen und tanzende Schirme
Die Kleinsten entzückten das Publikum. Foto: SB
Völlige Entzückung entlockten dabei die Kleinsten den Zuschauern. Konzentriert und aufgeregt strahlend boten die jungen Tänzer hinreißende Momente als kleine flüsternde Theatermäuse, bezauberndes Bienenfolk oder Künstler mit bunten Schürzen. Schon alleine das Funkeln in den Augen der Kinder ließ auch den letzten Zuschauer dahinschmelzen, aber auch ihre tänzerischen Leistungen ließen absolut keine Wünsche offen. Tolle Choreographien kombiniert mit dem unbeschwerten Charme der Kinder und passenden Kostümen – eine Meisterleistung.
Nicht nur Ballett, auch Jazzdance und Hip Hop wurde getanzt. Foto: SB
Auch die älteren Gruppen ertanzten sich ihren Respekt in dieser Inszenierung. Von der ausflippenden Theaterkasse, die mit Modern Dance zu „I need a dollar“ dargestellt wurde, bis hin zu vergessenen Regenschirmen, die plötzlich zu „Singin‘ in the rain“ zum Leben erwachten – an diesem Abend ernteten die Tänzer die Früchte ihrer wöchentlichen Trainingseinheiten. Sehr schön auch zu sehen, wie stark der Zusammenhalt der Schüler innerhalb aller Gruppen ist: eine helfende Hand hier, ein aufmunterndes Lächeln da – in der Ballettschule Holzkirchen wird nicht nur zusammen getanzt, sondern scheinbar eine Gemeinschaft zwischen allen aufgebaut.
Mit Requisiten wurden die Szenen und Tänze aufgepeppt. Foto: SB
Moonwalk, Burlesque und 1001 Nacht
Alleine bis zur ersten Pause verloren sich die Zuschauer nicht nur in die musikalischen Welten von Klassik, Pop und Oldies, sondern auch in die Traumwelten verschiedenster Tanzstile: neben klassischem und perfektem Ballett, durfte sich das Publikum auch über JazzDance und Hip Hop bis hin zu Modern Dance freuen. Nach der Pause ging es von Michael Jacksons Moonwalk bis hin zu Burlesque, dazwischen Aladins 1001 Nacht und tanzende Zuckerstangen zu Chanson – wenn jemand einen derart breiten Bogen spannen kann, ohne seinen roten Faden innerhalb der Inszenierung zu verlieren, dann ist es Isabella Winkler mit ihrer Ballettschule Holzkirchen. Besonders hervorzuheben ist, dass jede Szene mit so viel Liebe zum Detail ausgearbeitet und umgesetzt wurde, dass einen zeitweise die Frage beschlich, wie das noch zu toppen ist.
Traumhafte Kostüme rundeten die Inszenierung ab. Foto: SB
Ballett in Perfektion
Das Herz der Tanzschule ist natürlich das klassische Ballett und mit diesem begeisterten vor allem die älteren Gruppen das Publikum. Goldene Flügel zu Geigenklängen, rote Rosen im Flamencostil sowie schwebende Operngläser und zum Leben erweckte Spieluhrfiguren – wirklich atemberaubend schöne Balletttänze, teilweise mit Spitzenschuhen, bekanntermaßen die Königsdisziplin dieses Tanzstils.
Hervorzuheben sind auch die Auftritte der erwachsenen Tänzer, die vor allem durch ihren Ausdruck, mitreißende Choreographien und einer perfekten Inszenierung Gänsehaut-Schauer über die Körper der Zuschauer trieben. Besonders anzumerken ist, dass die männlichen Darsteller in allen Altersgruppen die Reihen ihrer weiblichen Kolleginnen perfekt ergänzten.
Die erwachsenen Tänzer faszinierten mit ihrem Ausdruck und Perfektion. Foto: SB
„Meine Schüler haben mir in den vergangenen zwei Jahren enorm viel Kraft geschenkt“, bedankte sich Isabella Winkler zum Abschluss dieser traumhaften Inszenierung bei allen aus der Ballettschule Holzkirchen. Besonderer Dank galt zudem ihren drei Tanzlehrerinnen sowie dem gesamten Team hinter der Bühne, das einen derart aufwendigen Abend erst möglich macht.
Die „TraumTheater“-Inszenierung war eine perfekte Mischung aus Musik, Tanz, Theater und Lebensfreude. Foto: SB
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