Die Jungs aus der Fußgängerzone
Bananafishbones Konzert Live & Unplugged. Foto: IW
Konzert in Miesbach
Die Konzerte der Bananafishbones sind immer wieder Highlights. Warum? Weil sie trotz der großen Erfolge nie abgehoben sind. Die drei Musiker sind sich und ihren Fans treu geblieben und erfinden sich dabei trotzdem immer wieder neu. An ihrer Musik will man sich ebenso wenig satthören wie an Sebastian Horns trocken genuschelten Geschichten und Gags.
Das Konzert am letzten Wochenende im Waitzinger Keller war quasi ein Heimspiel der Kultband aus Bad Tölz. Es hatte etwas Solidarisches, so von Katastrophenlandkreis zu Katastrophenlandkeis. Und mit dem Vollmond lag ein Zauber darüber. „Wir passen alle unter den Deckel des nächsten Liedes“, kündigte Horn das Stück „Friends“ an. Das traf sicher auf die vielen treuen Fans zu, deren Autos mit Kennzeichen von Tölz bis Ebersberg und Rosenheim vor der Tür parkten, das trifft vor allem aber erst einmal auch für die drei Musiker selbst zu.
Nicht nur „Bananafishbones“, längst spielt Sebastian Horn auch bei „The Heimatdamisch“ und Florian Rein auch bei „Dreiviertelblut“ mit. Foto: IW
Peter und Sebastian Horn sind nicht einfach nur Brüder und der Frontsänger mit Schlagzeuger Florian Rein zur Schule gegangen, zuerst und vor allem einmal sind sie Freunde, solche, die durch dick und dünn miteinander gehen, sonst gäbe es die Bananafishbones nicht seit etwa dreißig Jahren. Und das spürt man in ihren Stücken ebenso wie darin, wie sie auf der Bühne miteinander umgehen.
Sie sind lange schon Männer geworden, vielfache Väter und trotzdem Jungs geblieben. Sie spielen mit ihren Teenagerspielzeugen, kokettieren mit Kassettenrekorder und der guten alten Mark und beschwören das Feeling der Anfänge als Musiker herauf. In jedem ihrer Konzerte gibt es ein Stück von „The Cure“, der Band, der auch mit dem Namen Bananafishbones gehuldigt wird.
Peter Horn (diese Gitarre sieht nur harmlos aus) und Florian Rein (hat’s nicht nur am Schlagzeug drauf). Foto: IW
Das Morbide, Obskure und Bizarre liegt dem Sänger der Tölzer Band zweifelsohne im Blut, nicht erst, seitdem er sich neben den Bananafischbones mit Filmmusikkomponist Gerd Baumann zusammengetan hat und mit „Dreiviertelblut“ schaurig schöne düster-groovige Stücke produziert. Poetisch und nostalgisch sind seit jeher auch die Songs der Bananafishbones. Sie stecken voller skurriler Geschichten und witziger Details und sind allesamt Ohrwürmer, die direkt in die Füße gehen, sodass es schade ist, im Konzertsaal still in den Stuhlreihen zu sitzen. Tanzbarer sind die neuen Stücke indes noch geworden, besonders „Honestly“, zu dem sich Sebastian Horn auf der Bühne freitanzt.
Totenfeier-Madley
Was täten sie ohne die lange Liste der im letzten Jahr verstorbenen Stars der Musikszene? Wahrscheinlich das Gleiche: gute Musik machen. So erinnern sie auf ihre unnachahmliche Art an die Superstars, die es nicht bis 2019 geschafft haben, huldigen Cranberries-Sängerin Dolores O’Riordan, die 2018 alkoholisiert in einer Hotelbadewanne starb, ebenso wie dem DJ-Superstar Avicii und Soul-Diva Aretha Franklin, sogar France Gall, französische Grandprix-Sängerin aus den 70er Jahren, wird in der hinreißenden Gedenkfeier an die toten Ikonen untergebracht.
Bananafishbones in Miesbach
Und als man sich gerade fragt, ist das jetzt noch ernst oder doch eine Persiflage, wird zum Schluss des Totenreigens noch an Rapper XXXtensation erinnert, der just gerade dann erschossenen wurde, als Sebastian Horns Tochter Mathilda einen Vortrag über ihren Lieblingsmusiker halten sollte. Auf der einen Seite eine Tragödie, auf der anderen eine Geschichte, die ganz zu Horns schwarzem Humor passt.
Frontsänger und Bassist Sebastian Horn und „Honestly“. Foto: IW
Im letzten Konzertdrittel kommen noch alle die Fans auf ihre Kosten, die auf die Mega-Hits gewartet haben – von „Come to sin“ bis „Have a nice day“. Und als dann noch „Weedy bong“ erklingt, das Kiffer-Stück, dass gefühlt keinen Anfang und kein Ende kennt und immer wieder für saugute Laune sorgt, wissen die Fans: Jetzt haben sich die Jungs auf der Bühne warm gespielt und an Nachhausegehen ist noch nicht zu denken. Und gut so. Bald darauf gibt es eigentlich auch keinen Grund mehr, in den Reihen sitzenzubleiben, da wird stehend getanzt und voller Begeisterung Peter Horn beklatscht, der seine Akustikgitarre per Effektpedal zum Synthesizer trimmt.
Die neue Live-CD der Bananafishbones. Foto: KN
Spätestens hier wird auch dem Allerletzten klar: So viel mit „unplugged“ hat das hier nicht zu tun. Und dann wird’s zum Schluss sogar noch einmal richtig schön nostalgisch, wenn die drei Freunde eng nebeneinander auf der Bühne stehen, gerade so wie sie vor etwa dreißig Jahren mit Straßenmusik angefangen haben: mit Klampfen in der Hand und einer Trommelkiste. Und mit Spaß und Gags und Klangexperimenten und ganz viel guter Laune. „Bleibt so!“, möchte man ihnen zurufen. Braucht man aber gar nicht. Das klappt auch so.