One day I´ll crack the jackpot
Die Bananafishbones aus Bad Tölz: Sebastian Horn (Gesang, Gitarre), Peter Horn (Gitarre, Keyboard) und Florian Rein (Schlagzeug). Foto: Ines Wagner
Welcher Titel der Bananafishbones würde besser in die „Winners Lounge“ passen als „Jackpot“? „Lost“ noch oder „Black day“. Die gefeierten Musikrebellen aus Bad Tölz mischen mit dem Zwischenstopp ihrer Unplugged-Tour die Spielbank auf.
Konzert in Bad Wiessee
I Love Country Musik
Sebastian Horn (Gesang, Gitarre), Peter Horn (Gitarre, Keyboard) und Florian Rein (Schlagzeug) touren seit mehr als fünfundzwanzig Jahren erfolgreich durch Deutschland und Europa. Ihre Live-Auftritte sind allerorts legendär. Hier im Oberland sind sie „dahoam“ und regelmäßig rocken sie den überfüllten Marktplatz in ihrer Heimat Bad Tölz. Ihre Unplugged Tour führt sie in kleinere Säle und beehrt somit auch die Winners Lounge. Dort fordern die Wilden Kerle ihrem Publikum gleich beim ersten Song einiges ab: Mitsingen sollen sie, dabei sitzt es sich doch so gemütlich in den Sesseln.
Aber die Bananafishbones lassen sich davon nicht weiter irritieren. Sebastian Horns erstaunlich variable Stimme färbt sich in den Klang von Johnny Cashs Bassbariton und munter singt, spricht und galoppiert er drauf los wie ein Mensch gewordenes Schlagzeug am Saloontresen. They love country music von tiefstem Herzen.
„Wir spielen die Stücke so, wie wir sie gern hätten“
Im Laufe des Konzerts bewegen sie sich spielerisch durch die musikalischen Stilrichtungen und man fühlt sich wie Alice im Wunderland, während man ihnen folgt. Sie erzeugen in nahtlosen Übergänge die Stimmungen der Jahrzehnte aus Psychedelic Rock und Popkultur, mixen was ihnen gefällt mit Grunge und immer wieder Country. Unschlagbar sind auch Sebastian Horns Übergangsgeschichten zwischen den Titeln. Ganz nebenbei erfährt das Publikum, dass es die Band mit pro Kopf höchster Kinderdichte vor sich hat – insgesamt sind es elf, dass man im Lanagraben in Brauneck fünfmarkstückgroße Ammoniden findet und im Sylvensteinspeicher ein weiblicher Riesenfisch wohnt, der Wünsche erfüllt.
Das Talent zum Fabulieren und Märchenerfinden fliesst in die Texte. Bruder Peter Horn ist seit 30 Jahren Berufsmusiker und steuert mit virtuosem Gitarrespiel den Einfluss aus der Ära des Psychedelic Rock bei. Und der Schlagzeuger Florian Rein hat ein besonderes Instrument mitgebracht: „Das Klopfophon“. Entwickelt hat er es mit Schülern der Lettenholz-Schule, gebaut aus Plastikrohren, bespielt wird es mit einem Paar alter Flipflops. Es klingt wohltönend, das Upcycling-Soundinstrument. Er legt ein rasantes Solo darauf hin.
Is this the beginning or is this the end?
Die Clubatmosphäre mit den Leuchttischen, die ihre Farbe verändern, passt hervorragend zu dem zweiten von Florian Rein mitgebrachtem Spezialinstrument: Einem Casio-Taschenrechner, der Töne spielt wie ein kleines Keyboard und einen Kurzausflug startet in die Welt von Trio und seinem „Da da da“ – auf Bananafishbone-Art, also: „wir spielen es auf unsere Weise“. Songs aus den 70ern, Hits aus den 80ern und frischer Krach, der heute aus den Zimmern der Kinder dröhnt, wird nach Bananafishbone-Manier zu gänzlich neuen Hörerlebnissen transformiert. Und weiter bewegt sich die Band auf ihrer bunten Songreise zu einem imaginären Monster, das Bad Tölz in Schutt und Asche legt, unterstützt von rasanten Gitarrenläufen der Horn-Brüder.
Damit ist das Konzert noch längst nicht zu Ende. Auf jeder Tour wird ein Lied von „The Cure“ gespielt, der Band, die für die Namensgebung maßgeblich war. Und natürlich gibt es noch mehrere Zugaben aus der Hitkiste wie „Easy Day“ und aus der guten, alten „unplugged-Zeit“, wo die Bananafishbones noch Straßenmusik machten, „dahoam in Bad Tölz“.