Baukulturregion

„Baukultur nimmt Fahrt auf“

Baukulturregion Oberland. Foto: MvB

Tagungen in Bad Tölz und Bad Aibling

Das war der Titel eines Fernsehberichts über das dreijährige Leader-Projekt der Baukulturregion Alpenvorland. „Das muss weitergehen“, war das Statement von Bad Feilnbachs Bürgermeister Anton Wallner. „Es geht um Erhalten und Weiterentwickeln – also um Erkennbarkeit“ war das Fazit der Schirmherrin, Landtagspräsidentin Ilse Aigner.

Dass das mit dem Fahrt Aufnehmen stimmt, zeigte sich an zwei Baukulturtagungen im September – in Bad Tölz und in Bad Aibling. Eingeladen hatte in Tölz die MvB Baukultur aus Kolbermoor und in Aibling die Bundestiftung Baukultur aus Potsdam.


Max von Bredow. Foto: MvB

Zwei unterschiedliche Tagungen mit insgesamt über 500 Besuchern. Die ganze Breite dessen, was Baukultur ist, wurde dargeboten und erlebt.

In Bad Tölz hatte Max von Bredow, der Vorstand von Baukultur, eingeladen. Hier war es die Mischung aus Bürgermeistern und ihren Bauamtsleitern und Gemeinderäten, Städteplanern, Architekten und Bauentwicklern. Da ging es um „Neue Wohnmodelle im Ländlichen Raum“, um „Baukultur und Mobilität“ und „Quartiersentwicklung von Morgen“ und um „Bürgerbeteiligung“.


Dr. Ingo Mehnert, Bürgermeister von Bad Tölz. Foto: MvB

Ziel: Ein Netzwerk aufzubauen, Veränderungen anzustoßen und vor allem „Einmal bitte Mut zu haben“, so die Aufschrift am Rednerpult, um neue Wege einzuschlagen.

„Einfach bauen“

Die Bad Aiblinger Tagung, zu der Rainer Nagel, Vorstand Bundesstiftung Baukultur und B&O-Gruppe, eingeladen hatte, stärker auch universitär geprägt, trug die Überschrift „Klimagerecht bauen und sanieren“. Auf dem B&O-Gelände, das sich zum Forschungscampus entwickelt hat, wurden Forschungshäuser und Sanierungskonzepte vorgetragen. Thema: „Einfach Bauen“- auch um bezahlbares Wohnen wieder möglich zu machen und Regularien abzubauen sowie Klimaanpassung durch eine Ausstellung begrünter Städte sichtbar machen.

Baukulturregion
Dr. Gerhard Braunmiller, Bürgermeister von Miesbach. Foto: MvB

Ziel auch hier: Neue Wege braucht das Bauen. Auf diese Weise waren beide Baukulturtagungen zukunftsorientiert, die ganze Palette der Baukultur umfassend. Wie ernst das von den Teilnehmern genommen wurde, sah man auch daran, dass bis zum Schluss – und es wurde spät – das Interesse der Besucher auch, was die Anwesenheit anlangt – nicht abnahm.

Es geht um Gemeinwohl

Michael Pelzer, Initiator der Baukulturregion Alpenvorland fasste in Bad Tölz zusammen: „Es ist wichtig, dass wir uns gemeinsam auf den Weg machen, das uns vererbte Kapital und damit auch die Landschaft zukunftsfähig und enkeltauglich zu machen. Dabei geht es um weit mehr als Lebensqualität, individuelle Wunsch- oder Zweckerfüllung, sondern auch – und das ist, glaube ich, gerade heute ganz wichtig – um Identität, Zukunftsfähigkeit, Kommunikation, Zusammenhalt, Respekt und Achtsamkeit: Schlicht um Gemeinwohl.

In unserem Verständnis ist Baukultur kein abgehobenes Expertentum. Baukultur machen Menschen wie Du und ich. Das Projekt Baukultur beinhaltet auch unsere Hoffnung, dass es gelingt, viele neugierig zu machen, über den Tellerrand der eigenen Suppenschüssel hinauszuschauen und voneinander zu lernen. Es geht um hochwertige Lebensräume für alle.“

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Jonas Merzbacher, Bürgermeister von Gundelsheim. Foto: MvB

Mut bewies Jonas Merzbacher, Bürgermeister von Gundelsheim, der einen das Ortsbild prägenden, aufgegebenen Bauernhof zu einer neuen Gemeindebücherei und einem Bürger-Gast-Haus „umgebaut“ hat und mit weiteren hochwertigen Umbauten den öffentlichen Raum seiner Gemeinde im Ortskern aufgewertet hat. Ein Musterbeispiel für das Beseitigen von kommunalen Leerständen und neue Aufgaben für alte Häuser.

„Neue Umbaukultur“

Rainer Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur wies auf den „Baukulturbericht 2022/2023“ hin und warb für eine „Neue Umbaukultur“: Den identitätsstiftenden Erhalt von Bestandsbauten durch eine Anpassung an veränderte Erfordernisse. Das kann auch Einfamilienhaussiedlungen eine städtebauliche Perspektive geben. Wichtig sei, dass immer mehr Kommunen erkannt haben, wie notwendig ein strategisches Flächenmanagement („aktive Bodenpolitik“) ist. Da spielen Konzeptvergaben und Erbbaurecht eine große Rolle. Allerdings richte sich die damit verbundene „neue Bodenpolitik“ auch an den Bund, um die verfassungsrechtliche Forderung nach der Sozialpflichtigkeit von Grund und Boden abzusichern.

Zum Weiterlesen: Neue Wohnformen im ländlichen Raum

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