Bayerisches Musikkabarett mal drei
Tobias Öller, Carmen Jahrstorfer und Horst Eberl, die drei Kritischen. Foto: Karin Sommer
Musikkabarett in Holzkirchen
Was haben Tobias Öller, Horst Eberl und Carmen Jahrstorfer gemeinsam? Sie stammen aus verschiedenen Generationen, bringen unterschiedliche Themen auf den Tisch. Dennoch teilen sie Wortwitz, Authentizität und das Talent, die Menschen zum Lachen zu bringen. Das gelang hervorragend in der Premiere der „Drei Kritischen“ im Oberbräu in Holzkirchen.
Der bekannte und altbewährte Liedermacher Horst Eberl begann den bunten Abend der wechselnden Darbietungen des Musikkabaretts dreier herausragender Kabarettisten. Er braucht nur ein Lied anzustimmen und die heitere Stimmung verbreitet sich vom Mann mit der Gitarre sofort auf den ganzen Saal. Das Publikum folgt ihm zu seinen köstlichen Darstellungen der Alltagsszenen einer Ehe, die er schonunglos, aber immer auch liebevoll beschreibt. Wie beim Hosenkauf, zu dem ihn seine Frau nötigt, der letztendlich ohne Hose für ihn, aber mit einer kompletten Garderobenerneuerung für seine Frau endet.
Horst Eberl gelingt es, peinliche Momente so zu beschreiben, dass man mit ihm im Loch versinken möchte, dass sich nicht auftut. Während man dann bemerkt, dass es nicht nötig ist, weil die peinlichsten Momenten dann doch zum Schreien komischen sind.
Horst Eberl hat die Lacher auf seiner Seite. Foto: Karin Sommer
Generationsübergreifendes Kabarett
Als Horst Eberl 1975 seinen Lebensabschnitt als Musiklehrer begann, war Tobias Öller gerade mal ein Jahr alt. Wer hätte damals gedacht, dass sie dreiundvierzig Jahre später gemeinsam auf der Bühne stehen würden? Tobias Öller schlüpft in verschiedene Rollen wie andere in Kleidungsstücke. Als Immobilienmakler wünscht er sich Mieter, die die überteuerte Bruchbude am besten nur als Feriendomizil mieten, und ist sympathisch unsympathisch. Genau wie in der Rolle des Junggesellen mit der vergammelten Wohnung. Tobias Öller schafft es, dass man die Leute mag, die man eigentlich nicht mag. Seine mentale und sprachliche Schnelligkeit sind atemberaubend, seine Bühnenpräsenz bestechend.
Tobias Öller in Aktion. Foto: Karin Sommer
Die weibliche Sicht der Dinge
Die Schilderungen von Öllers Jugend, in der es noch klar abgegrenzte Gruppierungen und ihnen zugeordnete Musikrichtungen unter den Jugendlichen gab, kann Carmen Jarhstorfer nur mit Staunen lauschen. Damals kam sie gerade auf die Welt. Lange nachdem Horst Eberl vor dem Fernseher mit Standbild saß und zum Telefonieren in die Telefonzelle, dem „begehbaren Handy“ ging. Sie war noch nicht geboren, als er sich Kaugummi aus dem Automaten drückte.
Die Herausforderungen einer Frau in dieser Zeit sind deutlich andere. Die gelernte Schauspielerin erzählt von der Welt der Castings. Nach Schwierigkeiten in der ersten Hälfte des Kabarettprogramms, in der sie nur „nackig“ eine Rolle bekommen würde, schafft sie es dann doch nach der Pause. Sie bekommt die Rolle, in der sie eine sprechende Waage mit Text füllen soll. Mit bestechender Mimik, Körpersprache, und starker Stimme macht sie sich über Schönheitsideale, gesellschaftliche Forderungen an Frauen und geschlechtsspezifische Stolpersteine lustig und setzt sich frech über diese hinweg.
Carmen Jahrstorfer mit aktuellen Frauenthemen. Foto: Karin Sommer
Gelungene Neuauflage der drei Kritischen
Die „drei Kritischen“ waren früher mit Christine Eixenberger, Franziska Wanninger und Tobias Öller ein Markenzeichen für vitales und kompromissloses Typenkabarett. Die Neuauflage im Dreigenerationsformat ist eine würdige Fortsetzung. Lebendig, realitätsnah, klug und sehr, sehr witzig knüpft sie an den Erfahrungsschatz dreier Generationen und hat die Lacher aus jeder Alltagsgruppe im Publikum auf ihrer Seite.