Vier Mal Beethoven

Starpianist Freddy Kempf. Foto: Manfred Lehner

Klavierkonzert in Holzkirchen

Wie jeden Herbst, bescherte Freddy Kempf seinem Holzkirchner Publikum auch in diesem Jahr einen unvergesslichen, klassischen Konzertabend. Der Weltklasse-Pianist spielte, zum Jubiläumsjahr, vier Sonaten des Klaviervirtuosen schlechthin – Ludwig van Beethoven. Ein Konzert über die Epochengrenzen hinweg.

Freddy Kempf, der gebürtige Londoner und weltweit gefragte Solo-Pianist, hat in Holzkirchen seine neue Heimat gefunden – zusammen mit seiner Frau Katja Lämmermann, die ebenfalls eine begnadete Musikerin ist, und den vier Kindern. Diesem Umstand haben wir es wohl zu verdanken, dass wir im Festsaal des KULTUR im Oberbräu immer wieder solch hochkarätigen Klavierkonzerten lauschen dürfen.

Ein großer, schwarzer Flügel mit weit geöffnetem Deckel erwartete die Besucher schon und versprach ein voluminöses Klangerlebnis. Hoch konzentriert, aber voller Leidenschaft flogen Freddy Kempfs Finger nur so über die Tasten. Die Erwartungen der Zuhörer wurden übertroffen.

Beethoven-Klavierkonzert

Zu hören bekamen die Gäste vier Klaviersonaten des berühmten Komponisten Ludwig van Beethoven, der die Wiener Klassik zu ihrem Höhepunkt brachte und sodann den Weg zur Romantik bereitete. Diese Entwicklung sollte ganz deutlich auch in den vier Werken zu spüren sein. Während die ersten beiden Stücke, die „Mondscheinsonate“ und die „Appassionata“, der mittleren Schaffensperiode zugeordnet werden, also eindeutig hoch-klassisch sind, weisen die beiden Sonaten op. 109 und op. 111 klare romantische Züge auf.

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Im Vorfeld des Konzertes hatte ich mich intensiv über diese Sonaten informiert. Dazu gibt es online einen Kammermusikführer, der viele berühmte Werke detailliert beschreibt und teilweise spannende Assoziationen darlegt. Mit dem Wissen, welche Stelle im Stück welches Bild zu malen sucht, ging ich also in das Klavierkonzert von Freddy Kempf und versuchte diese Kleinigkeiten herauszuhören.

Bilder in der Musik

Mit der „Mondscheinsonate“ schlug Beethoven eine neue Richtung ein. Sie steht unter dem Vorzeichen der freien Fantasie – einem Bild des am Klavier improvisierenden Tonschöpfers. „Statt an den Mondschein sollte man eher an eine Art Meditation über eine Tragödienszene von Shakespeare oder Goethe denken. Nachweislich hat sich Beethoven davon anregen lassen.“ Das Wechselspiel aus Moll- und Dur-Klängen im ersten Satz oder das ungestüme, leidenschaftliche Spiel im dritten Satz zeugen genau von diesem hin- und hergerissen sein einer klassischen Tragödie.

Beethoven-Klavierkonzert

Um die „Appassionata“ richtig einzuordnen muss man wissen, dass diese als Antwort auf die Eroica geschrieben wurde. „Auf die heroische Sinfonie sollte die leidenschaftliche Sonate folgen.“ Außerdem wurde die Appassionata stark von Beethovens Leonore, der Urfassung des Fidelio beeinflusst. „Nicht zufällig steht die Sonate in der gleichen Tonart wie Florestans große Szene im Kerker ‚Gott! Welch Dunkel hier!‘“ Immer wieder siegt während der gesamten Sonate die Dunkelheit in Form von Moll-Dreiklängen über das aufblitzende Licht und triumphiert am Ende in einem einzigen großen Erguss an Tönen.

Das Spätwerk

„Von Beethovens drei letzten Klaviersonaten geht seit jeher große Faszination aus. Die Klaviersonate E-Dur, op. 109 ist Maximiliane Brentano zugeeignet – der ‚Unsterblichen Geliebten‘ seines berühmten Liebesbriefs von 1812.“ Opus 109 ist an diesem Konzertabend die einzige Sonate in Dur – mit ihren sanglichen Melodien, die an das Tanzen eines langsamen Walzers erinnern, oder den spielerischen Variationen im dritten Satz.

Beethovens letzte Klaviersonate (c-Moll, op. 111) behandelt ein für ihn zeitlebens wichtiges Thema, den Gegensatz zwischen der „Schicksalstonart“ c-Moll und ihrem strahlenden Gegenstück C-Dur. Bereits im ersten Satz der nur 2-sätzigen Sonate findet die Entwicklung von Moll nach Dur statt. Der zweite Teil konnte dann in seinen fünf Variationen strahlen und ein erlösendes Ende finden.

In der Zugabe spannte Freddy Kempf den Bogen zwischen Klassik und Romantik noch ein Stück weiter. Pjotr Iljitsch Tschaikowskis „Dumka“ c-Moll op. 59 beschreibt eine ukrainische Dorfszene und stammt aus dem Jahr 1886.

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