Ohrwurmmusik trifft auf Poesie
Bella und Eva zum ersten Mal im Tannerhof. Foto: Thomas Heckner
Konzert in Bayrischzell
Die Hofkulturbühne am Tannerhof zeigt sich immer dann in ihrer ganzen Schönheit, wenn es intim zugeht. Dann, wenn die Töne auch leise können und Worte den Zuhörern zufliegen, statt sich aufzudrängen. Am 11. April erwartet die Bühne „Bella und Eva“ und lädt dazu auch Gäste außerhalb des Tannerhofes ein.
Nichts wird wie immer sein
Wir wissen, wie ein Konzertbesuch verläuft. Bestuhlt, aber ohne Platzkarten, suchen wir den besten Platz. Ganz vorne oder doch lieber in der Ecke links hinten? Vorfreude, langsames Vergessen des Alltags und bald schon der Klang des ersten Liedes. Danach das erste Klatschen. Halt. Stopp. Dieses Mal nicht. Hanna Specht ersucht das Publikum, erst vor der Pause zu klatschen. Bis dahin dürfen sich die Zuhörer auf eine emotionale Reise begeben, die nicht durch Klatschen unterbrochen werden soll. Und somit sind wir schon mitten drin im ungewöhnlichen Geschehen.
„Bella und Eva“ sind nicht zwei Frauen, sondern drei. Hinter „Bella“ stehen zwei starke Frauen. Irmi Haager, Sängerin, Musikerin, Gesangslehrerin und Hanna Specht, Sozialpädagogin und Musikerin. Die beiden begannen, bei privaten Feiern Coverversionen ihrer Lieblingspoplieder zu singen und mit Kontrabass und Ukulele zu unterstreichen. Als 2015 Eva Niedermeier in die Wohngemeinschaft zog, in der Hannah Specht wohnte, entstand bald daraus die musikalische Zusammenarbeit der drei Frauen. „Bella und Eva“, deren Programm schon öfters im Mangfalltal begeisterte, hat jetzt auch den Weg in den Tannerhof gefunden.
Bella, Ukulele, Kontrabass und zwei starke Stimmen. Foto: Thomas Heckner
Eva Niedermeier wohnt schon lange nicht mehr in der Wohngemeinschaft in Bad Aibling, sondern studiert in Bamberg und ist auch aus dem Poetry-Slam herausgewachsen, mit dem sie bekannt wurde. Texte bleiben weiterhin das Zentrum ihrer Arbeit, ob daraus Gedichte, Songs oder Aphorismen werden. Vollblutmusikerin und Musikpädagogin Irmi Haager bekam in den letzten Jahren zwei Kinder, Hanna Specht, die nicht nur musiziert, sondern auch als Sozialpädagogin arbeitet, ihr drittes. Vielleicht steckt auch wegen der sich für alle drei Künstlerinnen veränderten Lebensumständen so viel Leben in der gemeinsamen Kunst der drei Frauen. Trotz aller Bewegungen in persönlichen Leben und dem Mitwirken in weiteren künstlerischen Formationen treffen sie sich immer wieder zu gemeinsamen Auftritten, teilen ihre Lebenseindrücke, verweben sie und lassen andere daran teilhaben.
Überraschende Klangerlebnisse von Bella und Eva. Foto: privat
„Ohrwurmmusik trifft auf Poesie“, der Untertitel des Konzerts, beschreibt exakt das Hörerlebnis. Die Coverversionen von „Bella“ kommen leichtfüßig daher, Kontrabass und Ukulele tanzen miteinander genauso unbefangen wie die beiden Stimmen. Bereichern die Texte von Eva Niedermeier, vertiefen sie oder erleichtern sie in Momenten von großer Intensität, dann, wenn es das fehlende Klatschen des Publikums es eben nicht tun kann. Dann, wenn die Emotionen des Publikums sich nicht entladen, sondern gehalten, gefühlt, getragen werden.
Eva Niedermeier wagt es, mit ihren Texten das große Leben im Kleinen zu beschreiben. Überlässt ihrer Fantasie das Kommando, um dann wieder mitten in der Realität zu landen. Kommt durch feine Wortkunst, wechselnden Rhythmus und unglaubliche Freiheit in der Beobachtung dem Zuhörer ganz nahe.
Bei so viel Frauenpower kann niemand wissen, wie sich der Abend im Tannerhof entwickeln wird. Vielleicht bleibt es nicht bei Text, Lied, Gedicht, Lied, Text. Wer weiß, vielleicht verweben sich Poesie und Pop am Ende doch zu einem Teppich. Mehr wird nicht verraten, nur dass die Hofkulturbühne geflüstert hat, dass sie sich auf den 11. April freut – und hier noch ein paar Worte aus „Hurricane“ von Eva Niedermeier: „Ich pflanze Liebe durch Berührung, so wie Gemüsesaat, überall auf deinem Körper ein, damit du irgendwann selbst mal fähig bist, Gefühle zu verteilen.“
Zum Weiterlesen: Malerei zwischen Himmel und Erde