Kunst aus Müll
Deckenleuchte. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung in Holzkirchen
Der erste Eindruck: bunte Kronleuchter. Der zweite, das sind ja Plastikflaschen. Unter dem Titel „Objekte Verwandlungen“ zeigt Benedikt Stumpf in der Galerie im Autohaus Steingraber, welche faszinierenden Kunstwerke er aus Müll upcyceln kann.
Die Inspiration kam dem Münchner Künstler, als er an den Stränden der Laguneninseln von Venedig auf Unmengen an Plastikmüll stieß. „Mir war zum Heulen, als ich auf die extrem zugemüllten Strände stieß“, sagte er bei der Vernissage. Er begann den Müll zu ordnen und aufzuräumen. Nach Farbe, Objekt, auch angepasst an die Landschaft, schuf er spielerisch Objekte, die er am Strand und in den Dünen arrangierte.
Badewanne voller Müll
Da ist ein Haufen zusammengekehrter Teile, da gibt es hochragende Objekte, die aus Plastikmüll zusammengefügt sind, es gibt aber auch eine Badewanne voller Müll und am Haltegriff sind die Fetzen eines blauen Müllsackes zu sehen.
Badewanne voller Müll. Foto: Petra Kurbjuhn
Fotos dieser Objekte sind eine Teil der Holzkirchner Ausstellung. Wenn er nach einem Jahr an den Ort des Geschehens zurückgekehrt sei, hätten die Herbststürme seine Werke weggeweht, erzählte der Künstler. Und so schuf er neue Objekte, verwandelte wiederum Plastikmüll zu Kunst. Seit 2001, jedes Jahr aufs Neue. Damit übt die Künstler einerseits Kritik an einem bekannten Phänomen und macht auf die Vermüllung der Meere aufmerksam und schenkt andererseits den angeschwemmten und weggeworfenen Objekten seine Aufmerksamkeit.
Kronleuchter aus Plastikflaschen
Einige der in Italien gesammelten Plastikteile nahm er auch nach München mit und gestaltete sie gemeinsam mit anderem Plastikteilen zu großen Kronleuchtern. Sie bilden den ersten Hingucker der Ausstellung und wären für Gastronomie oder kulturelle Einrichtungen ein Highlight. Denn hier würde einem breiteren Publikum das Thema Plastikmüll auf spielerische und künstlerische Weise näher gebracht.
Der Künstler im Spiegel „Plastikdschungel“. Foto: Petra Kurbjuhn
Passend zu den Kronleuchtern schuf Benedikt Stumpf Spiegel mit barocken Rahmen. Was früher reiner Dekor war, ist jetzt beides: Relief und Upcycling. Der Künstler hat zu unterschiedlichen Themen Abfälle im Rahmen arrangiert, so dass ein eindrucksvolles Gesamtbild entsteht, indem der Betrachter nicht nur sich in der Mitte, sondern in der Umrahmung immer wieder neue Details erkennen kann.
Was man aus Plastik herstellen kann
In „Wildwest“ sind das natürlich Indianer, Cowboys, Pferde, Teile, die an Gewehre erinnern, aber auch ausrangierte Sandspielformen. Im „Plastikdschungel“ findet man alles, was man aus Plastik herstellen und schnell wieder wegwerfen kann. In „Friends“ hat der Künstler eine Unmenge an weißen Figuren zusammengestellt, alle in Aktion, oft mit Waffen, und ganz oben ist eine farbige Figur, einsam.
Sterngucker mit Schimmel. Foto: Petra Kurbjuhn
Letztlich arrangierte Benedikt Stumpf in einer Vitrine Kleinteile zu Geschichten. Eine große Wildente ist mit einem Teufel konfrontiert, eine sehr merkwürdig aussehende Fee hat den winzigen Pinocchio an der Hand, ein Sterngucker hat einen Schimmel dabei und eine Gans fährt gar Auto.
Wertschätzung ohne zu missionieren
Das Thema Upcycling erfährt durch Benedikt Stumpfs Arbeiten eine Bereicherung, er sensibilisiert den Betrachter, das Thema Kunststoff mit anderen Augen zu sehen. Er schenkt dem Material Wertschätzung ohne zu missionieren und er hat einen Hauch Humor dabei.
Ausstellungsorganisator Horst Hermenau, der mit Benedikt Stumpf an der Akademie der Bildenden Künste in München studierte, plauderte aus dem Nähkästchen und zeigte damit die verschiedenen Wege der künstlerischen Tätigkeit auf. Während er sich selber im Atelier vergraben habe, sei Benedikt Stumpf schon während des Studiums immer draußen gewesen und habe sich durch äußere Umstände inspirieren lassen. Die beachtenswerte Ausstellung ist ein Beispiel dafür, wie ein Künstler sich gesellschaftlichen Themen annimmt.