Bergfilmfestival – authentisch und hochkarätig
„Last Exit“ – Der Film Puria Ravahis über das Basejumpen sorgte für Applaus. Foto: Filmfestival
Filmfestival in Tegernsee
Zum 15. Mal jährt sich in diesem Herbst das Internationale Bergfilm-Festival in Tegernsee. Es gibt jede Menge hochkarätige Bergfilme, eine kritische Jury sowie Preise in verschiedenen Kategorien. Und einen bitteren Wermutstropfen.
Der Barocksaal des Tegernseer Gymnasiums war bis auf die letzten Plätze gefüllt, als Bürgermeister Johannes Hagn am Mittwoch Abend das 15. Internationale Bergfilmfestival eröffnete. Dabei bedankte er sich herzlich bei den Sponsoren und Mitwirkenden.
Lob und Dank den Unterstützern
Nur aufgrund der Unterstützung großzügiger Partner und vieler freiwilliger Helfer sei das Bergfilmfestival in Tegernsee in dieser Art möglich. Es ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Ein neuer Preis wurde ausgelobt, mit der heimischen Outdoorfirma „Bergsport“ ein neuer Hauptsponsor gefunden. Auch ein neues Logo wurde entwickelt.
Festivalleiter Michael Pause begrüßt die Jury: Benedikt Kuby, Mojca Volkar Trobevšek, Martin Kaufmann, Julia Brunner, Helmut Scheben (v.l.). Foto: Ines Wagner
Die Vorjury leistete wieder eine gewaltige Arbeit, indem sie aus den 165 eingesandten Filmen aus 18 Ländern die 85 besten Festivalfilme auswählte. Diese laufen nun fünf Tage lang an fünf verschiedenen Orten in Tegernsee. Am Ende des Festivals wird die Jury festlich die Preise in den verschiedenen Kategorien verleihen, unter ihnen den großen Preis der Stadt Tegernsee.
Zur Eröffnung stellte Festivalleiter Michael Pause die Jurymitglieder vor. Sie haben in gefühlten 100 Stunden im Dunklen die Filme aufs Genaueste betrachtet, um aus den zahlreichen hochkarätigen Filmen die Preisträger fair auszuwählen.
Das Festival eröffnete der dramatische Film „Tupendeo – One Mountain, Two Stories“ des Regisseurs Robert Steiner. Der Berg Tupendeo im indischen Kaschmir ist für das Schweizer Bergsteigertrio um Stephan Siegrist eine lockende Herausforderung. Bei der Erstbesteigung stoßen sie auf ein Rätsel. Im Fels finden sie eine Seilbremse – es waren also schon vor ihnen Bergsteiger da. Doch was geschah mit ihnen?
Kameradschaft und Überlebenswille
Der Film erzählt parallel die Geschichten zweier Besteigungen des selben Berges. Die erste endete tragisch – und mit einer spektakulären Rettung. Die filmische Nacherzählung des alpinen Dramas zeigt den schmalen Grat des Extremsports. Aber sie erzählt auch eindrucksvoll vom eisernen Überlebenswille und von unverbrüchlicher Kameradschaft.
Der zweite Festivalfilm war nicht minder bewegend. Regisseur Puria Ravahi begleitete Maximilian Wendt filmisch auf seinem letzten Skyjump. Normalerweise werde das Thema Skyjumping als Heldenstory verfilmt, so Ravahi. Aber mit Maximilian Wendts Entschluss, nach einem allerallerletzten Nervenkitzel „auszusteigen“, wurde eine andere Geschichte daraus.
Festivalleiter Michael Pause mit Regisseur Puria Ravahi und Skyjumper Maximilian Wendt (v.l.). Foto: Ines Wagner
Vor fünf Jahren hatte Wendt gemeinsam mit neun Freunden mit dem Wingsuitfliegen begonnen. Inzwischen leben nur noch vier von ihnen. „Der Überlebensdurchschnitt liegt bei 2,5 Jahren“, sagte er im Interview mit Michael Pause nach dem Film auf der Bühne. „Mein Herz blutet, warum tust du das?“, fragen Mutter und Freundin im Film. Wendt hinterfragt es schließlich auch. Und mehr noch, er stellt sich die Frage: „Wie kann man verlernen, zu fühlen?“. Mit Hilfe eines Coaches gelingt ihm der „Exit“.
Der letzte Wildfluss
Auf ganz andere Weise berührte der poetische Dokumentarfilm „Die Isar – der letzte Wildfluss“ des niederbayrischen Naturfilmers Jürgen Eichinger . Seine beeindruckenden Aufnahmen entlang des ursprünglichen Isarabschnittes zwischen Quelle und Sylvensteinspeicher sind sein Appell zum Erhalt dieser wilden Naturlandschaft.
Eine dramatische Entwicklung zerstört den Lebensraum seltener, vom Aussterben bedrohter Tierarten. Mit detailtreuem Kamerablick folgte er Gebirgsstelzen und Flussregenpfeifern, fing den Flug der gefleckten Schnarrschrecke ein. Betörend schöne Bilder zeigen den türkisgrünen Flusslauf in seiner Wildheit. Dem stehen verödende Kiesbetten entgegen, dort, wo der Fluss abgezweigt wurde. Das grüne Korsett schnellwachsender Weiden engt den Wasserlauf ein und zerstört den Lebensraum seltener „Kies-Spezialisten“.
In Gedenken Heiner Geißlers
Der Tod Heiner Geißlers im September überschattete in diesem Jahr das lang ersehnte Filmereignis in Tegernsee. 15 Jahre lang hatte er als Schirmherr das Internationale Bergfilm-Festival seit seinen Anfängen begleitet. Mit bewegenden Worten gedachte der ehemalige Bürgermeister Tegernsees und Weggefährte Geißlers, Peter Janssen, des großen Bergliebhabers und Festivalpatrons.
Jürgen Eichingers Film „Bergheimat“ porträtiert den Schirmherrn des Bergfilmfestivals, Kletterer und Gleitschirmflieger Heiner Geißler. Foto: BR
Aus diesem Anlaß wurde – außerplanmäßig – ein zweiter Film Jürgen Eichingers gezeigt. In „Bergheimat“ porträtierte er auf aufmerksame und persönliche Weise den Politiker, Kletterer und Gleitschirmflieger Heiner Geißler.
Rahmenprogramm mit Gipfeltreff
Bis zum 22. Oktober erwarten die Besucher nun spektakuläre und spannende Bergfilme aus aller Welt. Ein umfangreiches Rahmenprogramm begleitet die Filmvorführungen. Der Gipfeltreff im Rathaus direkt am See ist der zentrale Treffpunkt während der Festivaltage. Dort laufen alle Fäden zusammen. Es ist der Ort für Begegnungen von Filmemachern aus aller Welt, Alpinisten und Alpinistinnen, Journalisten und interessanten Gästen.
Hier lesen Sie die Beiträge vom 14. Internationalen Bergfilm-Festival 2016:
- Hohe Akzeptanz des Bergfilmfestivals Tegernsee
- „Kein Berg ist es wert, dass man sein Leben dort lässt“
- Gutes Auge für authentische Bilder