Besuch im Atelier von Helene Fromm
Im Atelier von Helene Fromm finden sich auch Beispiele ihrer bildhauerischen Arbeit. Foto: MZ
Besuch im Atelier
Heute hätten die Offenen Ateliertage im Landkreis Miesbach begonnen. 113 Künstler in 17 Kommunen wollten ihre Ateliers öffnen. Wir wollen Ihnen stellvertretend für den echten Besuch an den vier Tagen vier Künstler im Porträt online vorstellen. Zudem lädt die Virtuelle Kulturbühne morgen in vier Ateliers ein.
Der Auftakt gehört der ältesten Teilnehmerin. Helene Fromm aus Warngau ist 86 Jahre alt und malt seit ihrem 10. Lebensjahr. Kein Wunder also, dass ihr Atelier überquillt von Werken, auch wenn sie zwischenzeitlich andere Prioritäten setzte.
Im Atelier von Helene Fromm. Foto: MZ
Die gebürtige Hanseatin kam nach dem Krieg nach München und absolvierte eine Töpferlehre in Freimann, die sie vorzeitig mit der Gesellenprüfung abschloss. Das notwendige theoretische Wissen hatte sie sich im Selbststudium im Deutschen Museum angeeignet.
Bildhauerstudium an der Kunstakademie
Mit dem Zeugnis und einer Mappe ihrer Arbeiten bewarb sie sich für ein Bildhauerstudium an der Kunstakademie und wurde angenommen. Parallel dazu erwarb sie den Meisterbrief als Keramikerin in Landshut und arbeitete einige Zeit in Thun in der Schweiz.
Die Warngauer Künstlerin Helene Fromm. Foto: privat
Dann aber lernte sie ihren späteren Mann, ebenfalls Hanseat, kennen. Der Physiker war Assistent an der TU München und erlag ihrem Charme, als sie ihm aus der Verlegenheit heraus bei der ersten Begegnung klebrige Himbeerdrops anbot.
In die USA
Helene Fromm erzählt aus dieser, nahezu 50 Jahre zurückliegenden Zeit: „Die Russen hatten den ersten Sputnik ins Weltall geschossen und die Amerikaner holten europäische Naturwissenschaftler in die USA, um ihren Rückstand aufzuholen.“
Helene Fromm: Kleine Margarethe aus Warngau. Foto: privat
Diesem Ruf folgte das Ehepaar Fromm mit dem ersten Sohn Henning und lebte sechs Jahre in den USA, wo auch zwei weitere Söhne geboren wurden. Nach der Rückkehr nach Deutschland, so erinnert sich Helene Fromm, habe sie an ihre Zeit in der Schweiz gedacht und gesagt: „So möchte ich einmal wohnen.“
Der Wunsch wurde in Warngau Wirklichkeit, ihr Mann entwarf und baute das Haus, in dem sie heute noch wohnt und ihr Atelier im Keller hat.
Auch am Fußboden hat Helene Fromm ihre Bilder aufgestellt. Foto: MZ
Sie befasste sich zeit ihres Lebens mit der Malerei, wenn auch die Familie Priorität hatte. „Ich war die Lehrerin der Nation“, sagt sie lächelnd, „alle fünf Kinder haben ihre Chance genutzt und ein Hochschulstudium abgeschlossen.“
Neben der Familie habe sie immer das Bedürfnis verspürt, kreativ zu arbeiten, „es ist eher Sonntagsmalerei, was ich mache“, meint sie, „ich brauche keine Brotbilder, ich kann malen, was ich will.“
Helene Fromm: Aufstieg zur Bodenschneid-Alm über Kühzagl. Foto: privat
Helene Fromm beherrscht alle Techniken, ob Öl oder Acryl, ob Aquarell oder Federzeichnung. Ihre bevorzugten Motive sind heimische Szenen des dörflichen Lebens. So malt sie Festgottesdienste, Krippenspiele, Tanzgruppen der Trachtler oder Proben von Vereinen. Daneben sind Landschaften, Porträts und Blumen Sujets, die sie in unterschiedlichen Techniken malt.
Neben groß- und kleinformatigen Bildern gestaltet sie sehr gern Postkarten, die sie zu Festtagen an Freunde und Familienmitglieder verschickt.
Malerei und Bildhauerei
In ihrem Atelier finden sich neben einem umfangreichen Bestand an Malerei auch Beispiele ihrer bildhauerischen Tätigkeit.
In jüngster Zeit widmet sich Helene Fromm darüber hinaus mit der Überarbeitung älterer Bilder sowie mit dem Aufarbeiten der Familiengeschichte. Auf ihrem großen Tisch hat sie alle Zeitdokumente ausgebreitet, die sie für ihre Kinder und Enkel zusammenfassen möchte.
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