Den Charakter wiedergeben
Bettina Jaerschky mit „A“. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung in Holzkirchen
„Porträt und Figürliches“ nennt Bettina Jaerschky ihre Ausstellung in der Galerie im Autopavillon Steingraber. Ihr Interesse am menschlichen Antlitz zeigt sich in Bildern voller Ausdruckskraft, die den Charakter des jeweiligen Menschen widerspiegeln.
Von frühester Kindheit an malte die Münchner Künstlerin, schon im Alter von fünf Jahren erhielt sie ihren ersten Malunterricht von ihrer Mutter, selbst Malerin und Galeristin. In ihrer Entwicklung hielt sie sich von äußeren Modeerscheinungen fern und blieb ihrer Neigung treu, den Menschen gegenständlich wiederzugeben.
Was den Menschen ausmacht
Nicht abzubilden, sondern das Wesentliche ihres Modells zu erfassen, das ist das Ziel ihrer Arbeit. Dabei taucht sie tief in die Physiognomie ihres Gegenübers ein und erfasst, was den Menschen wirklich ausmacht. Dabei, so erzählt sie, habe sie in den neunziger Jahren vorwiegend ernste Antlitze gemalt. Einige dieser Arbeiten sind auch in der gegenwärtigen Ausstellung in Holzkirchen zu sehen.
Mädchen vor blauem Hintergrund. Foto: Petra Kurbjuhn
Inzwischen aber sehe sie ihre Verantwortung als Künstlerin eher darin, die schönen Seiten des ihr Modell sitzenden Menschen herauszuarbeiten. „Dann erinnern sich Nachfahren viel lieber an den Verstorbenen“, sagt sie. Starr oder süßlich dürfe das Porträt allerdings nicht wirken, sondern es müsse authentisch sein.
Dialog mit Gegenüber
Bettina Jaerschky wünscht sich, dass der Mensch als Genius, als Ausdruck seiner Persönlichkeit in ihren Bildern zu erkennen ist. Das gelingt ihr ganz vortrefflich, weil sie als Künstlerin mit all ihrem Wissen, ihren Erfahrungen und Emotionen sich auf einen Dialog mit ihrem Modell einlässt. Die entstehende Beziehung schlägt sich in den Bildern nieder und zeigt die Schönheit und Lebendigkeit ihres Gegenübers.
„A“. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellungsorganisator Horst Hermenau betonte gerade diesen Aspekt der Porträtmalerei: „Ein Abbild ist schnell verfügbar, warum also noch malen?“ Eben weil der Künstler im Dialog seine Interpretation wiedergebe. Und diesem Dialog schließe sich dann der Dialog zwischen Bild und Betrachter an.
Laudatorin Dagmar Endres, Bettina Jaerschky und Horst Hermenau (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn
Ihre Modelle sind unterschiedlicher Herkunft, teils Freunde, teils Modelle von der Kunstakademie und teils Selbstporträts. „A.“ ist in sechs Bildern zu sehen. Seine Ruhe und Gelassenheit ist für jede der dennoch unterschiedlichen Darstellungen typisch.
Einen afghanischen Silberschmied hat die Künstlerin von einem Foto nachempfunden, ein eindrucksvolles Bild, in dem das konzentrierte Tun des Menschen klar ersichtlich ist.
Silberschmied. Foto: Petra Kurbjuhn
Bettina Jaerscheky zeigt neben ihren Porträts auch eine Reihe Figürliches. Dagmar Endres, Freundin der Künstlerin, erzählte in ihrer Laudatio, dass Bettina Jaerschky Unbekannte im Park, Café oder auf der Straße in schnellen Zeichnungen erfasst. Zum ersten Mal sind in Holzkirchen auch die Skizzenbücher ausgestellt.
Skizzenbücher. Foto: Petra Kurbjuhn
Daneben hat sie die Künstlerin mit ihrer Vorliebe für die Barockmalerei auch ihr Interesse Statuen der Mythologie gewidmet. Im Nymphenburger Park fand sie ihre „Modelle“ und arbeitete sie mit Farbstiften aus.
Blätter voller Dynamik
In Tinte und Aquarell gestaltete sie ihren Flamenco-Zyklus. „Man hört die Musik und man fühlt das Temperament“, sagte Dagmar Endres über diese Blätter voller Dynamik, die in der Zeit der Malwerkstatt bei Prof. Hans Seeger entstanden.
Aus dem Zyklus „Flamenco Puro“. Foto: Petra Kurbjuhn
„Das ist die schönste Ausstellung seit langem“, lobt die Künstlerin, die ihre Werke seit über 20 Jahren präsentiert. So eine gute Zusammenarbeit wie mit Evelyn und Horst Hermenau sowie dem Autohaus Steingraber habe sie selten erlebt.