Bild – Text – Klang
Walter Franzen im Grünen Raum. Foto: Becky Köhl
Performance in Bad Wiessee
Mit einer spannenden und inspirierenden Performance wurde der Grüne Raum in Bad Wiessee der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Kreuther Künstler Walter Franzen zeigt hier seine Bilder, Tochter Monika Franzen lud zur Halbzeit-Vernissage.
Seit September ist der Grüne Raum im Zentrum von Bad Wiessee ein neuer Ort der Kultur in der Kommune. Carsten Gerhard stellt sein Ladenbüro zur Verfügung und gemeinsam mit dem Wiesseer Kulturmanager organisiert KulturVision Ausstellungen und kleine Veranstaltungen. Von klein konnte allerdings am vergangenen Freitag nicht die Rede sein, denn der Einladung zur Halbzeit-Vernissage waren zahlreiche Gäste gefolgt.
Der Grüne Raum. Foto: Petra Kurbjuhn
Walter Franzen zeigt hier seine abstrakten Bilder. Er ist der erste einer ganzen Reihe einheimischer Künstler, die den neuen Raum nutzen wollen. Beim Kulturstammtisch von KulturVision e.V. wurde dafür ein Konzept entwickelt. Das beinhaltet auch, dass bei jeder Ausstellung eine Veranstaltung vom Künstler initiiert wird.
Monika Franzen bei ihrem Vortrag, in der Mitte Carsten Gerhard. Foto: Becky Köhl
Walter Franzen konnte dazu seine Tochter Monika Franzen gewinnen. Die Unternehmensberaterin hatte schon das Vorwort für sein Buch verfasst, das er gemeinsam mit der Haiku-Poetin Ilse Jacobson herausgegeben hatte.
Lesetipp: Malerei und Haiku
Jetzt erklärte sie die Beziehung zwischen Bild und Text. Die abstrakte Malerei sei ein Spiel mit Farben und Formen, das der Künstler aufgrund seiner Gedanken und Gefühle auf die Leinwand bringe. Der Betrachter wiederum assoziiere seine eigenen Empfindungen mit einem Bild und versuche sie in Einklang zu bringen.
Ein Haiku indes, diese traditionelle japanische Gedichtform, sei etwas durchaus Konkretes, in dem Gefühle keine Rolle spielen, sondern Natur oder Jahreszeiten in verdichteter Form beschrieben werden.
Dritte Kunstform: Musik
Ein offensichtlicher Bezug zwischen beiden sei deshalb schwierig, aber beide Kunstformen ermöglichten es gemeinsam, eine neue Wahrnehmung beim Betrachtenden zu eröffnen, wobei überraschende Zugänge zu der eigenen Gefühlswelt eröffnet würden.
Trompetensolo Im Domgewölbe zittern die Himmel. Foto: Becky Köhl
Dies probierte Monika Franzen mit dem Publikum an verschiedenen Beispielen aus. Und sie hatte eine dritte Kunstform im Gepäck: die Musik. Zu den Bildern ihres Vaters und den ihnen zugeordneten Haikus hatte sie sehr unterschiedliche Musik ausgewählt. Und sie fragte: „Was verändert sich?“
Dann ging sie einen Schritt weiter und präsentierte zwei Bilder mit zwei Haikus und zwei Musikstücke und fragte: „Welche Musik passt zu welchem Bild?“ Die Meinung des Publikums war nicht ganz eindeutig, zwei Zuhörende hatten eine andere Meinung als die Mehrheit.
Krieg. Foto: Becky Köhl
Einen Ausschnitt aus der Leningrader Sinfonie von Schostakowitsch hatte Monika Franzen zum Bild ausgewählt, dem sie das Thema „Krieg“ zuordnete. Das Haiku von Ilse Jacobson lautet:
Der andere Schrei
ein Land steht still
Ganz anders indes kommt ein Bild daher, dem sie die fröhliche Pippi Langstrumpf-Melodie zuordnet.
Gemeinschaft oder Ausgegrenztsein? Foto: Becky Köhl
Und wieder ist das Publikum einbezogen und wird gefragt, welche Assoziationen bei dem Bild mit den Figuren geweckt werden. Gemeinschaft ebenso wie ausgegrenzt sein, Afrika ebenso wie Flüchtlinge heißt es. Monika Franzen wählt jetzt Circle of life aus dem Musical König der Löwen. Dort heißt es unter anderem:
Wir sind alle Teil dieses Universums
Und das Leben ein ewiger Kreis.
Welches Haiku passt?. Foto: Becky Köhl
Zu einem weiteren Bild ihres Vaters verteilt Monika Franzen Haikus und bittet darum, eins auszuwählen, das dem Bild zugeordnet werden kann. Die meisten wählen aus:
Winterschwer
die Tannen tragen den Mond
Mit dem 3. Satz aus Mendelssohn-Bartholdys Violinkonzert Nr.1 setzt die Vortragende den Schlussakkord unter die besondere Veranstaltung, die die drei Kunstformen Bild – Text – Klang miteinander verbanden und beim Publikum ganz neue Wahrnehmungen erzeugten.