Bilder innerer Landschaften

Ausstellung in der Pinakothek der Moderne München

„Man muss den Farbklang, den man in sich hat, realisieren. Man kann nicht die Farbe eines anderen übernehmen, das wäre undenkbar“ schreibt der Künstler. Fritz Winter (1905-1976) gilt als einer der wichtigsten deutschen Vertreter der abstrakten Malerei und als Aushängeschild der Nachkriegsmoderne in der Bundesrepublik. In Reihen- und Rechteckbildern, dicht verwobenen Farbfeldern und exzessiven Übermalungen untersucht Fritz Winter Farbraum und Farbbewegung, Visualität und Serialität. Höhepunkt der Entwicklung zum reinen Farbbild sind die sogenannten Farbraum-Modulationen des Jahres 1964, meditative Streifenbilder, in denen der Künstler mit Hilfe weich abgestimmter Hell-Dunkel-Kontraste sowie Warm-Kalt-Polaritäten die Farbe zum »Atmen« und die Fläche zum »Vibrieren« bringt.

Das „Innere der Natur“ erkunden

Ab 1965 übermalt Winter die Bildlösungen der Vorjahre in weiten Teilen. Leichtigkeit und Unschärfe weichen Konzentration, Komplexität und Verfestigung. Als 1968 die Linie als formales Gestaltungselement zunehmend an Bedeutung gewinnt, wird das Primat der reinen Farbe durch flächig-plakative Kompositionen abgelöst.
Inhaltlich knüpft Fritz Winter an seine Bildraumkonzepte der 1930er Jahre an – an Naturformen und Bilder innerer Landschaften. Es ist ein neuer Ansatz im Werk des ehemaligen Bauhausschülers, das »Innere der Natur« zu erkunden, und zugleich eine Rückbesinnung auf seine Lehrer Wassily Kandinsky und Paul Klee. Ohne die Natur selbst zum Gegenstand zu machen, öffnet der Maler den farbigen Bildraum für Naturassoziationen und kommt so zu gänzlich neuen Bildformen.
Die von Anna Rühl kuratierte Ausstellung präsentiert diesen wenig bekannten Aspekt des Werkes von Fritz Winter in der Pinakothek der Moderne erstmals in dieser Breite, da die bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen angesiedelte Fritz-Winter-Stiftung den größten Teil von Winters Oeuvre der 1960er Jahre vereinigt.

Sehnsucht nach dem Unendlichen

„Und große Erkenntnisse haben keine leuchtenden Farben, sie sind entweder schwarz oder weiß oder grau. Die leuchtenden Farben gehören den Geschlechtern der Erde. Ich bin froh, rot und gelb zu sein, aber ich sehne mich nach Grau, dem Unendlichen“ schreibt Fritz Winter im Jahr 1966.
„Die Ökonomie, dass mit so wenigen und sogar unzureichend scheinenden Mitteln ein unerschöpflicher Reichtum erzeugt wird, gehört gleichfalls zum Wirkungsmodus“ stellt Karl Schawelka in seinem Essay „Gestaltete Farbe“ fest. Zu finden in der zur Ausstellung erschienenen Publikation „Fritz Winter. Die 1960er Jahre – Jahrzehnt der Farbe« (Kehrer Verlag, 144 Seiten, 80 Abbildungen, gebunden, ISBN 978-3-86828-663-2, Verkaufspreis während der Ausstellung 19,80 Euro).

Die Ausstellung wird im Kunstareal München, Barerstr. 29, bis 28. Februar 2016 gezeigt.
www.pinakothek.de/jahrzehnt-der-farbe

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