Dem Blues verfallen- Black Patty
Black Patty zum vierten Mal gefeiert am Tannerhof. Foto: Andreas Vogt
Konzert am Tannerhof in Bayrischzell
Weiße Hemden, Jeans, wie es sie heute gar nicht mehr gibt, Hosenträger wie sie John Boy von den Waltons trug und Lederschuhe, die im Takt in die Holzdielen treten. Das letzte Konzert dieses Jahres im Tannerhof setzte auf Bewährtes: Zum vierten Mal begeisterte „Black Patty“ das Blues-liebende Publikum.
Peter Crow C. und Ferdinand „Jelly Roll“ müssen Zeitreisende sein. Wahrscheinlich sind sie zu Beginn der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts in New Orleans in ihre Zeitmaschine gestiegen, die sie im München des 21. Jahrhunderts wieder ausgespuckt hat. Gefunden haben sie sich vor acht Jahren und geben sich seither gemeinsam dem Blues hin. Leidenschaftlich und mitreißend.
Ihren Namen Black Patty verdanken sie einem überaus erfolglosen Plattenlabel, das in den 30er Jahren nach kurzer Existenz in der Versenkung verschwand. Um das Blues-Gefühl unmittelbar und unverfälscht spielen zu können, schreiben sie die meisten ihrer Songs selbst. Das 2017 erschienene Album „Red Tape“ wurde von der Kritik gefeiert. Bereits 2011 erhielten die beiden den Preis der deutschen Schallplattenkritik.
Peter Crow C. – Musiker und Entertainer. Foto: Andreas Vogt
Der Tannerhof bot wie so oft ein geniales Ambiente. Ein Publikum, das trotz gemütlicher Barstimmung mucksmäuschenstill und aufmerksam den Liedern lauschte und doch auch aufsprang und mitsang, gab Raum für die lauten genauso wie für die feinen, leiseren Songs. Das Klatschen auf zwei und nicht wie im Bierzelt auf eins war aber doch eine Herausforderung. Kein Problem für Peter Crow C., der neben starker Stimme und souveräner Beherrschung seiner Resonatorgitarre auch seine Qualitäten als Entertainer bewies.
Klatschen bitte nicht wie im Bierzelt
Neben dem richtigen Klatschen wurden die Zuhörer auch ganz nebenbei mit Hintergrundinformationen über die Blues-Zeit der 20er und 30er Jahre versorgt. Den Blues bezeichnete Peter Crow C. als „musikalisches Gejammere“, das er und Ferdinand „Jelly Roll“ zum Beruf gemacht hätten. „Jelly Roll“ sei der best frisierte Mandolinenspieler Münchens, stellte Peter Crow C. seinen Kollegen vor, der mit seinem rechten Fuß den Takt so in die Bodendielen stampfte, dass die ganze erste Zuschauerreihe schon beim Hinsehen einen Muskelkater bekam. Seine Mandolinensoli ließen keinen Zweifel daran, dass Ferdinand „Jelly Roll“ die geniale, virtuose und schillernde Ergänzung zu Peter Crow C. darstellt.
Ferdinand Jelly Roll: virtuos und einzigartig an der Blues-Mandoline. Foto: Andreas Vogt
Frauen sind immer an allem schuld
Wann immer der Blues die beiden Musiker erwischt hat, er hat sie wohl so erwischt, dass sie ihn nie wieder loswerden und auch noch andere Menschen mit hineinziehen. Für Frauen haben die beiden einen eigenen Song geschrieben, als Entschuldigung dafür, dass sie in Blues Songs nie besonders gut wegkommen. Wenn viele Frauen im Publikum säßen, würden sie die Texte der meisten Lieder nur nuscheln. Weil neben dem freien Alkohol und dem Geld das Kreischen der Frauen doch das Schönste am Blues-Singen wäre.
Erholsam politisch unkorrekte Worte, Ausflüge in die Vielfalt des dunklen Lebensgefühls, spontan und entspannt. Der Verstärker blieb wegen Einbau eines Autokindersitzes in München. Die Mikrofone waren irgendwann überflüssig. Die Akustik in der Tenne des Tannerhofes und die vollen Stimmen garantierten, dass kaum ein Unterschied zu hören war. Dafür konnten sich die beiden ohne Mikros auf die Stühle schwingen, „Jelly Roll“ seine Mandoline hinter dem Kopf platzieren und auf einem Bein durch die Gegend springen.
Black Patty in Action. Foto: Andreas Vogt
Für die, denen es Angst und Bang wurde vor so viel Freiheit und „Teufelsmusik“, gab es immer wieder Spirituals, die schon früher den Bluesmusikern die Furcht vor dem Teufel nahmen. Und noch mehr Roots und Blues, Stampfen, Klatschen und ein Zusammenspiel der Musiker, das von intimem Einklang und spontanem Ausbruch erzählt. Mit der allerletzten Zugabe endete nicht nur ein glanzvoller Abend, sondern auch das bewegte Konzertjahr im Tannerhof, mit viel Vorfreude auf das kommende.