„Es lebe die Königin!“
Dirigent Thomas Brunner mit zufriedener Miene über das gelungene Spiel seiner Blaskapelle Unterdarching. Im Hintergrund drei der insgesamt fünf Klarinettisten: (v.l.) Benno Huber, Michaela Riblinger und Michaela Rieder. Foto: Anja Gild.
Konzert in Unterdarching
Für die Zuhörer ein Highlight, für die Blaskapelle Unterdarching der Höhepunkt des musikalischen Jahres: Das große Konzert in der Valleyer DJK-Sporthalle. Anspruchsvoll, mitreißend, unterhaltend – nicht nur der Musik wegen.
Um eines gleich vorwegzunehmen: Es war ein ganz neues Programm. „Ein anspruchsvolles Programm“, findet Thomas Brunner, Kapellmeister und Dirigent der Blaskapelle Unterdarching. Pardon: des sinfonischen Blasorchesters! Am vergangenen Wochenende zeigte das 43 Musiker starke Blasorchester in zwei Konzerten das Ergebnis harter Probenarbeit! Garniert mit der geistreich-witzigen Moderation von Pater Stefan Havlik. Für viele Valleyer ist das jährlich gebotene Konzert ein musikalisches Highlight, auf alle Fälle aber der Höhepunkt im Musikjahr der Bläser. „Nach dieser Kür geht jeder Einzelne gestärkt in die neue Saison“, weiß der Brunner Tom aus Erfahrung.
Die Queen, die Kaiserin, der Dieb
Schon die Einladung ließ ahnen, dass Aufregendes geboten sein dürfte: “Dieses Jahr lädt Euch die Blaskapelle Unterdarching zu einer Geburtstagsfeier ein. Mit dabei ist auch die königlich, bayerische Grenardiergarde, welche mit Pomp und Circumstance das Münchner Kindl abholt.“ In diesem Stil geht es weiter: Kaiserin Sissi und Frank Sinatra kommen zusammen. Der Wilde Kaiser und Robin Hood holen den König der Löwen ab. „Alle gemeinsam gehen wir zum Freistaat Bayern und feiern zusammen mit Hochachtung den 100sten Geburtstag. Alles Gute!”
Wie passt das zusammen? Ganz einfach: Abgesehen von ein paar Ausnahmen, ging es in den Musikstücken ausnahmslos um Kaiser und Könige – für den Kapellmeister das diesjährige Motto. Und es war gut getroffen! Jedes Genre konnte was Passendes liefern: majestätische englische Hymne, Parademarsch, Krönungsmarsch, Kaiserinnen-Marsch, König-der-Löwen-Musical und Robin-Hood-Filmmusik. Um nur ein paar Klangwelten des insgesamt dreizehn Stücke umfassenden Konzertprogramms zu nennen. Nur bei Frank Sinatra wird man sich die Frage stellen dürfen: König oder Kaiser?
Warming-Up mit der Jugendkapelle
Mit dem „Gruß aus Böhmen“ startete die Jugendkapelle der Blasmusik in das abwechslungsreiche und unterhaltsame Programm. Das Zusammenspiel der jugendlichen Bläser beruht auf einem außergewöhnlichen Ausbildungskonzept: Die jungen Musiker lernen ihr Instrument, indem sie von Anfang an in einer Gruppe, der Bläserklasse, spielen. Ensemblespiel statt Einzelunterricht, so das Credo der von Reinhardt Klamet und Jochen Witt gegründeten Bläserklasse. Nach zwei Jahren wechseln die jungen Musiker dann in die Jugendkapelle, um später Teil der großen Blasmusi zu werden.
Die Jugendkapelle mit ihrem Dirigenten Hubert Huber. Foto: Anja Gild
Heute hat Hubert Huber, Trompeter und hauptberuflich Musiker, die Verantwortung für die Jugendkapelle. Mit gebotener Ruhe führte er seine Truppe durch die Klangwelten von „Lebensfreude pur“ und „Amen“, einem elegisch-getragenen Stück aus der Feder des tschechischen Komponisten Pavel Stanek.
Huber und der Leiter der neuen Bläserklasse, Erwin Gaulhofer, haben gemeinsam 65 Jugendliche in der Ausbildung. Die zukünftige Bläserklasse wurde bei der Wiederholung des Konzerts, am Sonntagnachmittag, vorgestellt.
Hubert Huber, Musiker beim Gebirgsmusikkorps Garmisch-Partenkirchen, hochkonzentriert bei der Arbeit: Er ist verantwortlich für die musikalische Ausbildung der Jungbläser. Foto: Anja Gild
„Ein schweres Repertoire rechtfertigt den Dirigenten“
Dieser Satz von Thomas Brunner verrät das hohe Niveau des Valleyer Blasorchesters. Der Kapellmeister hatte bei seinem Dirigat kein leichtes Spiel. Das äußerst abwechslungsreiche Programm verlangte allen alles ab: Die Bläser und Schlagwerker mussten sich durch die Rhythmenwechsel eines „Sinatra im Concert“- Medley führen lassen. Die anspruchsvollen Tempiwechsel im etwas düsteren und spannende Stück „Robin Hood – Prince of Thieves“ verlangten ein perfektes Zusammenspiel zwischen Dirigent und Orchester. Für großes Blasorchester von Paul Lavender arrangiert, erwartet gerade dieses Stück von den Musikern solides Können: Voller Einsatz der Schlagwerker mit Pauken, Becken, Röhrenglocken, exponierte Oboen-Querflöten-Einlagen – von Reinhard Klamet und Elisabeth Karpf einfühlsam interpretiert.
Auch „The Lion King“ aus dem Musical „König der Löwen“ (Hans Zimmer/Elton John) fordert bläserische Höchstleistungen. Das Stück schenkt vor allem der Trompete einen herausragenden Swing-Part: Hubert Huber brilliert auf seinem Instrument. Ein Zusammenspiel Einzelner und Aller auf hohem Niveau – nur mit sicherem Taktstock machbar. An des Dirigenten Mienenspiel ließ sich jedenfalls die Zufriedenheit ablesen.
Das begeisterte Publikum bekam noch zwei Zugaben zu hören – zum 100sten Geburtstag des Freistaats durfte der Bayrische Defiliermarsch nicht fehlen. „Den haben wir zum allerersten Mal in einem Konzert gespielt“, verrät Thomas Brunner.
Das sinfonische Blasorchester und sein Dirigent: Thomas Brunner zeigt erneut, dass er und sein musikalisches Team bestens miteinander arbeiten. Foto: Anja Gild
Moderator Pater Stefan – ein Redner vor dem Herren
Der Kirchenmann aus Schwaben ist bekannt für seine brillianten und witzigen Moderationen. Er steht zum wiederholten Male mit der Blasmusik auf der Bühne. Pater Stefan schafft in seinen Zwischenmoderationen mühelos die Kurve von angeblichen eigenen Affären zur anwesenden CSU-Politikerin Ilse Aigner (MdL) und Kaiserin Sissi. Das berühmte „Hakuna Matata“ aus dem Musical König der Löwen erklärt er für die Zuhörer mit einem Augenzwinkern. „Hakuna Matata? Das fühlt man, wenn man zum Beispiel vor der wunderbaren Wursttheke der Metzgerei Klaus steht. Oder es ist wie ein frisches Weißbier am Morgen.“ Mit Wortneuschöpfungen und Anspielungen auf die Koalitionsverhandlungen („ausgeschulzt und abgemerkelt“), so wie vielen selbstironischen Stories aus seinem eigenen Leben („Meine Mitbrüder meinten, ich habe mit Frank Sinatra etwas gemeinsam: die Leberwerte“) lockt er immer wieder Heiterkeit hervor. Historische Informationen zu Stücken und Komponisten durften natürlich nicht fehlen.
Wie immer geistreich, witzig, unterhaltsam– Moderator Pater Stefan Havlik. Foto: Anja Gild
Seine Moderation ist ein einziger Fluss geistreich aneinander gereihter Worte, die – und das ist der rote Faden – stets in Gedichten gipfelten. Beispielsweise: „Zur Linderung der Ehefessel, schuf Gott der Herr den Wirtshaussessel.“ Und das aus dem Munde eines Pfarrers. Diese Rolle vergaß er dann doch nicht ganz: Am Ende forderte er die Zuhörer auf, für die Musiker eine „Vater Unser“ zu beten. Damit sie auch wieder im nächsten Jahr gesund und wohlklingend für uns musizieren können. Diesem Wunsch und Segen schließen wir uns gerne an!
Musikalische Jugendarbeit
Während des Konzerts kam es zu Lob und Ehrung von 15 Absolventen des Musikabzeichens. Zwei mal Silber, 13 mal Bronze – mit einem Schnitt von 1,54 ein äußerst erfreuliches Ergebnis. Mittlerweile umfasst die Jugendabteilung rund 40 Musiker.
Co-Autorin: Anna Flossmann
Hier finden Sie einen Bericht über die Bläserklasse: