Blue eyed – der Film gegen Rassismus
Szene aus „Blue eyed“. Foto: DENKmal-Film Verhaag
Filmtipp von KulturVision
Nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd protestieren die Menschen weltweit gegen Rassismus. Jane Elliott fand vor über 40 Jahren ein probates Mittel, um für das Thema zu sensibilisieren. Der Münchner Filmemacher Bertram Verhaag drehte darüber den preisgekrönten Film „Blue eyed“.
Der Film erschien 1996 und wurde zum besten Dokumentarfilm des Jahres gekürt, damit erreichte er die Vorstufe zur Oscar-Nominierung. Er ist heute ebenso aktuell wie damals und erlebt eine Renaissance im Zuge der Unruhen in den USA.
„Jeder Mensch ist wertvoll“
Bertram Verhaag von DENKmal-Film sagt: „Jeder Mensch ist wertvoll und verdient es, ein Leben ohne Angst führen zu dürfen – unabhängig von seiner Hautfarbe, seinem Geschlecht, seiner sexuellen Orientierung oder seinem Glauben.“ Das Thema sei heute nach 24 Jahren unverändert brisant.
Bertram Verhaag. Foto: DENKmal-Film Verhaag
In seinem Film geht es um die Lehrerin Jane Elliott, die von der Ermordung Martin Luther Kings geschockt war. Wie sollte sie ihren Schülern das Thema Rassismus nahebringen, ihren weißen Schülern? Sie entschied sich für ein Experiment, das sie viele Jahre lang an Schulen, später aber mit Lehrern, Studenten, Feuerwehrleuten oder ganzen Bankbelegschaften durchführte.
Willkürliche Einteilung in besser und schlechter
In Workshops teilt sie die Menschen nach einem willkürlichen körperlichen Merkmal ein in BLAUÄUGIGE und BRAUNÄUGIGE. Letztere erklärt sie für besser und intelligenter und stattet sie mit Privilegien aus, die sie den Blauäugigen, die sie als schlecht, minderwertig und dümmer abqualifiziert, nicht gewährt.
Szene aus „Blue eyed“. Foto: DENKmal-Film Verhaag
Viele Weiße erspüren hier zum ersten Mal das Gefühl, zu denen zu gehören, die nie gewinnen können, und so behandelt zu werden, wie die Gesellschaft Frauen behandelt, Farbige behandelt oder Menschen, die körperlich abweichend sind. Innerhalb von 15 Minuten schafft Jane Elliott einen Mikrokosmos unserer Gesellschaft mit allen Phänomenen und Gefühlen, die auch in der Realität aufscheinen.
Ähnlich wie bei dem berühmt-berüchtigten Milgram-Experiment können sich selbst Teilnehmer, die voll über die „Spielregeln“ informiert sind, nicht ihrer Rolle entziehen. Aus dem Spiel wird grausame Realität, die einige Teilnehmer in unvorhergesehene Gefühlstiefen stürzt.
Die Lehrerin Jane Elliott. Foto: DENKmal-Film Verhaag
Ziel des Experiments ist die Erkenntnis der uralten indianischen Bitte: „Großer Geist, bewahre mich davor, einen anderen zu verurteilen, bevor ich nicht eine Meile in seinen Mokassins gelaufen bin.“
In seinem Film „Blue eyed“ gelingt es Bertram Verhaag, diese emotionale Situation festzuhalten. Er zeigt den Workshop und er spricht mit Teilnehmern, wie sie die Situation als Gewinner oder Verlierer des Experiments empfunden haben. Wie ist es, Macht zu haben? Wie empfinde ich Demütigung aufgrund meiner Hautfarbe, meiner Rasse, meiner Religion, meiner sexuellen Orientierung?
Rassismus ist präsent
Bertram Verhaag ist davon überzeugt, dass das Thema Rassismus nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland, wenn auch vielleicht latent, präsent ist. Andererseits, so sagt er, gebe es inzwischen auch viele selbstbewusste Schwarze.
Zu diesem Thema drehte er den Film „86.000 Seconds“. Hier geht es um einen farbigen Limousinenfahrer, der Prominente chauffiert. „Das ist ein sehr starker Mann“, sagt der Filmemacher, „der hat viele Hollywoodgrößen gefahren und mit allen geredet.“ In seinem Film kommen einige von ihnen vor.
Dennoch sei das Thema Rassismus, so Bertram Verhaag, eine „weiße Geschichte“. Die Weißen, in der oberen Position, müssten lernen, dass alle Menschen die gleiche Wertschätzung verdienen.
„Blue eyed“ Workshops in Deutschland
Der Workshop „Blue eyed“ wird heute in Deutschland von Jürgen Schlicher und seinem Team von Diversity-works angeboten. Er wurde von Jane Elliott autorisiert, das von ihr entworfene Experiment durchzuführen.