Der „Boandlkramer Blues“ im Schlierseer Bauerntheater
Ein besonderes Trio: (v.l.) Der Boandlkramer (Florian Reinthaler) mit Gundl (Mirl Weiher-Forsthuber) und Isidor Birnbacher (Hans Schrädler). Foto: Selina Benda
Premiere Schlierseer Bauerntheater
Über drei Jahre ist es her, dass das Ensemble des Schlierseer Bauerntheaters eine Premiere feiern durfte. Vergangene Woche war es nun endlich wieder soweit und mit dem „Boandlkramer Blues“ feierten die Darsteller vor vollen Rängen eine gelungene Uraufführung der bekannten Komödie.
Es ist eine beeindruckende Szene, als der Trauerzug durch die große Eingangstür des Schlierseer Bauerntheaters den Mittelgang, vorbei an den Zuschauern, entlang schreitet und somit den ersten von drei Akten des Stücks „Boandlkramer Blues“ einläutet. Den Schluss des Zuges bilden Isidor Birnbacher und seine Frau Margarete, die den Tod von Isidors letztem besten Freund betrauern.
Mit einer Beerdigung beginnt das Theater. Foto: SB
Obwohl, Trauer ist es nicht die Isidor Birnbacher – beeindruckend gespielt von Hans Schrädler – plagt, sondern Gram darüber, jetzt keinen Partner mehr beim Kartenspielen zu haben. „Zu zwoat war as wattn scho sau bläd, aber alloa is ja gar nix mehr“, wettert Birnbacher, der mit Franz, Xare und Sepp nun alle seine Freunde an Gevatter Tod verloren hat. Für ihn hat das Leben so keinen Sinn mehr und er verfällt in eine tiefe Lethargie.
Wenn der Boandlkramer kommt
Auch Wochen später kann ihn seine Frau Magarete nicht aufmuntern. Isidor Birnbacher isst nicht mehr, liest vertieft die täglichen Todesanzeigen und spricht nur noch davon, endlich ebenfalls das zeitliche zu segnen. „Wennd Luft schebbad und as lem schimmelt“, hätte das Leben einfach keinen Sinn mehr, sagt der betrübte Mann. Er hat seinen Rucksack für seine letzte Reise schon gepackt, wartet nur noch auf den Boandlkramer.
Der Tod holt Birnbachers Ehefrau Magarete (Conny Floßmann). Foto: SB
Der kommt auch, aber nicht um Isidor abzuholen, sondern seine Frau. Ganz in schwarz, mit großem Hut und langer Feder, etwas verlottert und verdreckt steht er plötzlich im gedämpften Licht der Birnbacherischen Stube. Mit herausragender Mimik und Gestik haucht Florian Reinthaler dem Tod Leben ein und überzeugt das Publikum als Boandlkramer auf voller Länge.
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Nach 30 gemeinsamen Ehejahren muss Isidor nun als Witwer sein Leben bestreiten und das nun noch mehr betrübt über seine verbliebene Zeit auf Erden, als zuvor schon. Mit dem Boandlkramer verbindet ihn jedoch seit dessen letzten Besuch so etwas wie eine Freundschaft, sei es wegen dem klaren, flüssigen „Seelenlupfer“ den Birnbacher immer in rauen Mengen zur Hand hat, oder wegen dessen großem Interesse am Tod selbst.
Pflegen eine kuriose Freundschaft – der Boandlkramer und Isidor Birnbacher. Foto: SB
Nicht nur einmal versucht er den Boandlkramer auszutricksen, dass der ihn nun endlich ins Himmelreich mitnehmen muss und erbettelt sich eine weitere Demonstration der „Delinquenten-Verkorkung“, wie der Boandlkramer es nennt. Denn die Seelen der Toten fängt er in Flaschen ein, die er im Himmel dann abliefern muss. Der Tod, dem Alkohol nicht abgeneigt, begeht dabei beschwipst einen Fehler – ein Geheimnis, welches er nun mit Birnbacher teilt und deren Verbundenheit verstärkt.
Eine kuriose Freundschaft
Die Komödie von Roland Beier wird vom Ensemble des Schlierseer Bauerntheaters unter der Regie von Hans Schrädler nicht nur professionell auf die Bühne gebracht, sondern auch von den Schlierachtaler Musikanten wunderschön musikalisch begleitet. Monika Eckl singt dazu, unter anderem den „Boandlkramer Blues“, aber auch Hans Schrädler selbst und einige andere Darsteller beweisen, dass sie nicht nur schauspielerisches, sondern auch gesangliches Talent besitzen.
Beeindruckende Bühnenkulissen im Schlierseer Bauerntheater. Foto: SB
Traumhaft auch wieder die Kulissengestaltung sowie die besonderen Requisiten, wie etwa das Himmelstelefon des Boandlkramers, von Georg Attlfellner. Eine große Rolle spielt etwa auch der neue Sarg von Isidor Birnbacher, den er sich vorsorglich seines ersehnten baldigen Todes besorgt hat.
Und plötzlich liegt der Pfarrer (Peter Franz) tot in der Stube. Foto: SB
Kuriose Szenen spielen sich beim Probeliegen in der heimischen Stube ab, als etwa Rosi Dreher den Witwer besucht und gar nicht abgeschreckt von dessen makabren Vorhaben, beschwipst vom vielen Schnaps, ebenfalls mal Probeliegen möchte. „Steht der mir, oder trägt der recht auf um die Hüften?“, fragt sie Isidor Birnbacher und Gitti Knott erntet für ihre sympathische Darstellung der Rosi mehrmals die Lacher des Publikums.
Das Leben schätzen lernen
Als nach dem feuchtfröhlichen Abend von Isidor und Rosi plötzlich der Pfarrer leblos in der Stube liegt, nimmt das Drama seinen Lauf. Doch Birnbacher hängt weiterhin am Rockzipfel des Todes und bettelt den Boandlkramer an, ihm doch endlich den Himmel zumindest einmal zu zeigen. Dass der nicht so „wildromantisch-barock ist, wie ihr Bayern euch des vorstellts“, versucht der Boandlkramer ihm ein letztes Mal bewusst zu machen.
Der Himmel erscheint ganz anders als erwartet. Foto: SB
Doch der Witwer lässt nicht locker und so schmiedet der Tod mit den Engeln einen Plan, um den Erdling endlich zur Vernunft zu bringen. Am Himmelstor angekommen, erhält Isidor endlich einen Einblick ins Himmelreich und ist schockiert, ob der Zustände dort oben. Als dann auch noch die Seelensammelstellen-Maschine kaputt geht, seine Frau Magarete völlig apathisch auftaucht und der Engel Gabriel (Alois Gartenleitner) Birnbachers Antrag auf Asyl abwehrt, flüchtet Isidor bekehrt auf die Erde zurück.
Rosi (Gitti Knott) mit dem Boandlkramer und dem Witwer. Foto: SB
„Und ihr denkts dro, dass eier Leben lebts, es habt´s bloß oans“, richtete der Boandlkramer mahnende Worte zum Abschluss an das Premierenpublikum, welches diese humorvolle und ideenreiche Inszenierung des „Boandlkramer Blues“ im Schlierseer Bauerntheater mit langem Applaus und Bravo rufen belohnte.