Botschaft kam an

Kinobetreiber Tom Modlinger und Gertrud Zeckau von den „Frauen in Schwarz“. Foto: Monika Ziegler

Filmvorführung in Holzkirchen

So viele Menschen waren der Einladung der „Frauen in Schwarz“ ins Foolskino gefolgt, dass Kinobetreiber Tom Modlinger, der den Saal kostenlos zur Verfügung stellte, viele wieder heimschicken musste. „Schade, dass es keinen größeren Saal gibt“, bedauerte er. Initiatorin Gertrud Zeckau zitierte eingangs den Schriftsteller Rafik Schami, der jüngst bei einem SZ-Interview gesagt hatte, dass in der arabischen Welt Gastfreundschaft als etwas Lebensrettendes betrachtet werde, dass der Gastgeber den Gast in der Wüstenregion vor Hunger und Durst rette und keine Angst habe, ausgeraubt zu werden. Geiz werde als feige, Geben als bereichernd empfunden.

Regisseurin Carolin Genreith hat für ihren Film Flüchtlinge in Bergen am Chiemsee über 10 Monate lang begleitet. Sie stellte fest, dass es kaum Berührungen der Welt der Einheimischen und der Welt der Asylbewerber gibt. Diese Parallelwelten in einem kleinen Dorf, das auch im Landkreis Miesbach sein könnte, sollte als Denkanstoß für die Menschen dienen. Natürlich sind viele Menschen in Helferkreisen tätig, aber was tut der Normalbürger? Geht er auf die Flüchtlinge, die unser Straßenbild prägen, zu? Spricht er sie an? Fragt er sie nach ihren Wünschen? Lädt er sie ein?

Ohne Urteil im Gefängnis

Im Film geht es vor allem um zwei Männer. Der eine ist eine Filmemacher aus Afghanistan, der Frau und zwei kleine Kinder zurücklassen musste. Diese mussten sich nach der Flucht verstecken, weil der Taliban ihnen drohte, sie umzubringen. Immer wenn der Afghane längere Zeit keine Nachrichten von zu Hause hatte, war er am Verzweifeln.

Der andere floh aus Eritrea, wo er ohne Urteil eineinhalb Jahre im Gefängnis saß. Die Flucht über Libyen und das Mittelmeer muss ein Martyrium gewesen sein. Er denkt voller Sehnsucht vor allem an seine Mutter, denn er weiß, er kann nie wieder in seine Heimat zurück. Aber er hat auch Träume, er will studieren. Beide Männer warten sehnsüchtig auf Anerkennung als Flüchtlinge, der Filmemacher dürfte dann seine Familie nachholen.

Schwarze Köpfe aus dem Wirtshaus

Diesen beiden berührenden Geschichten der Flüchtlinge stehen die Einheimischen gegenüber. Eine Frau aus dem Helferkreis erklärt, da gebe es zwei Gruppen, die einen schauen von fern auf die Asylbewerber, die anderen sagen: „Wo steht das Klavier?“ und packen an. So wie sie selbst, denn sie ahnt, was Flucht bedeutet, ist sie doch aus Ostdeutschland geflohen und und musste spüren, dass „Menschen es nicht so toll finden, dass es dich gibt“.

„Das ist schon sehr ungewohnt, wenn aus dem Wirtshaus schwarze Köpfe herausschauen“, sagt ein Bauer. Die Flüchtlinge sind in einem Gasthof untergebracht. Die junge Trachtlerin, die sich nie trauen würde eine andere Frisur als die gelegten Zöpfe zu tragen, zeigt kein Interesse, in Kontakt mit den neuen Dorfbewohnern zu treten. Ganz anders ein eloquenter Bayer, der sofort auf die Neuankömmlinge zuging und sich mit ihnen unterhielt. „Und, was hast du mit denen geredt?“ sei er hinterher gefragt worden.

Beim Platteln

Der Film zeigt die Vielschichtigkeit der Menschen, zum einen die engagierten Helfer, die bei Anträgen, Sprachkursen, aber auch beim Kochen zur Seite stehen, zum andern diejenigen, die von den „Anderen“, von den „Dunkelhäutigen“ reden und die „Mir san mir“-Mentalität verkörpern. Aber es gibt neben den bedrückenden auch sehr heitere Szenen: Wenn der Mann aus Eitrea seine Deutschkenntnisse an einem Heftchenroman ausprobiert oder wenn er mit seinem Freund, dem Afghanen beim Platteln zuschaut. Dass die Jugend in Bayern die Tradition hoch hält, das finden sie gut.

Aber sie selbst fühlen sich nicht wohl. Keine Familie, keine Arbeit, keine Freunde, kaum Kontakt zu den Menschen. Das einzige was gut ist, das ist Sicherheit und Freiheit. Ein bewegender Appell an die Zuschauer. Denen diese auch unmittelbar folgten, denn beim Spendensammeln kamen 520 Euro zusammen, wie Gertrud Zeckau mitteilte. Das Geld kommt den Sprachkursen der Flüchtlinge zugute.

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